Im Porträt: Marcella von Jan - Rapunzel ist lange erwachsen, aber Marcella spielt weiter

23. Dezember 2012
17:00 Uhr
Puppentheater Gera, 07545 Gera
Mal sehen wie's ausgeht: Marcella von Jan liebt den Sprachwitz Loriots.
  • Mal sehen wie's ausgeht: Marcella von Jan liebt den Sprachwitz Loriots.
  • hochgeladen von Thomas Triemner

Leute am Theater: Marcella von Jan ist seit über 30 Jahren Puppenspielerin / Am 23. Dezember 2012 spielt sie solistisch ab 17.00 Uhr für die 23. Geraer Aktion zum "ORF-Friedenslicht aus Bethlehem" hinter dem 23. Türchen zum "Lebendigen Adventskalender" des Puppentheaters / Typisch von Jan: "Experimente machen Spaß, denn man weiß ja nicht wie’s ausgeht."

Rapunzels „Eene, meene, minz – ich wünsch’ mir einen Prinz!“ hat sich für Marcella von Jan schon lange erfüllt. Sie trägt ihre Haare auch eher frech oder praktisch kurz. Kein Wunder, die geborene Jenaerin spielt schon seit über 30 Jahren in der Puppenbühne. Ihr Mann Jürgen regelt an der Technik. Ihr großer Sohn kann bereits seinem eigenen Nachwuchs Märchen erzählen. (Auch wenn Marcella ihren Kindern geflissentlich Puppentheater als mögliche Profession ausgeredet hat.)

Fast 21 Jahre steht ihr erstes Solo-Stück in Gera auf Spielplänen. Aber Marcella von Jan ist jedes Mal aufgeregt, entdeckt das Publikum immer wieder neu für sich; bei gleichem Wortlaut; Aufführung für Aufführung. Sie sieht ja die Reaktionen durch die offene Spielweise hinter dem Klapptisch mit kleinen Stabmarionetten. Märchen behielten ihren Reiz, weil es immer Sehnsucht nach Harmonie gibt. Erst recht in dieser verrückten Zeit, meint sie. Abzuschweifen wäre tückisch; anderer Wortlaut mit Schrecksekunden verbunden und außerdem arbeiten die Puppenspieler in Gera ohne Souffleuse. Man hangele sich also für den Fall selbst heraus! Kennt sie. In ihrem Leben war nicht alles harmonisch oder folgerichtig.

Der seit 1786 vererbte Adelstitel brachte nichts ein. Erst einmal schlug sie aus der Art gegenüber ihren 3 älteren Schwestern, die im medizinischen Bereich arbeiten. In Jena fand sie zwar ihre AG Puppenspiel in der Volkskunstschule. „Da musste man nichts bezahlen und standen allen alle Wege offen.“ Doch ein Puppentheater hatte die Zeiss-Stadt nicht. So kam sie zum Abitur über den (Um-)Weg einer Facharbeiterausbildung als Zerspaner. Lieber Rollen drehen als Drehmaschine!

Soll heißen: Marcella wollte immer noch ans Theater. Sie bewarb sich für ein Schauspielstudium. „Aber die suchten da eher eine Julia und weniger den Typ Mutter Courage.“ Sie überbrückte; durfte bei Herbert Oestreich in Gera vorspielen und wurde da für zwei Jahre Eleve am Puppentheater. Sie war immer stolz darauf, wenn der Altmeister ’mal ’reinschaut. Schließlich eröffnete die Delegierung von Gera zur Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ ihr dann Wege zu dem Beruf, den sie wohl nimmer aufgeben möchte. Jetzt hält sie den sogar für vielseitiger als die Schauspielerei.

Sie habe nicht nur ihren Körper zum Spiel; oft nicht nur eine Rolle, gar bis acht im Stück in verschiedenen Tonlagen und Sprechweisen. Das mache alles stimmlich noch anstrengender. Geschichten, Figuren, alle Art von Puppen, Spielen für verschiedene Altersgruppen, das alles reizt sie. Vielleicht weniger das simple „Kaschper-Spiel“, mit dem mancher die Kunst und den ernsthaften Beruf verwechselt. In über 50 Inszenierungen hat sie bisher agiert. Neben Rapunzel sind ihr z.B. „Die Prinzessin und die kleine Laterne“ als Märchen, die Amelie-Fried-Bearbeitungen „Hat Opa einen Anzug an“ oder “Pinocchios Abenteuer“ sehr lieb. Doch sie gibt auch gern die Erfahrungen im Zusammenwirken mit anderen Sparten an. Damit seien über die Jahre tolle Ensemble-Stücke am Puppentheater entstanden.

Staubwischen beim Trick- und Kurz-Filmen hat ihr gefallen und das Straßentheater oder Pantomime mit Harald Seime auch. Synchronisieren zum Beispiel würde sie gern ausprobieren. „Ich habe mal die U-Bahn-Stationen Hamburgs gesprochen.“, lacht sie dazu hintersinnig. Und was hält sie von Experimenten im Puppenspiel? Oft schwierig, sollte man aber doch nicht unterlassen.

Spannend war auch aller Eifer zu den Wortspielereien nach Loriot in „Das Ei ist hart“ mit dem ganzen Puppentheater-Ensemble. Marcella von Jan freute sich auf dessen Sprachewitz: Texte - gnadenlos gut, verknappt, schwer zu lernen. Als ganzes Stück eigentlich nicht wirklich zu imitieren. Also war es spannend zu sehen, wie ihre skurrile Verwandlung zum Kaninchen, Auftritte á la Hoppenstedt und in der Jodelschule ausgingen.

Nun holt sie zum Jahresende 2012 vorzeitig als Solospielerin noch einmal ihre eigene Bearbeitung zum palästinensischen Märchen von Ghassan Kanafani "DIe Prinzessin und die kleine Laterne" hervor. Das macht zusätzlich Sinn, weil sich MvJ für den 23. Dezember als Programmbegleiterin und Helferin für die 23. Geraer Aktion "Friedenslicht aus Bethlehem" angeboten hat. Die Feierstunde zu diesem vergleichsweise jungen Weihnachtsbrauch steckt samt ihres Auftritts (ab 17 Uhr) hinter dem 23. Türchen des 2012er "Lebendigen Adventskalenders" im Geraer Puppentheater. Kleine wie Große sind als Besucher und Verteiler gern eingeladen. Aber bitte: Laterne(n) mitbringen!!! Am 24.12.2012 wird das Kalendertürchen zum Puppentheater ausnahmsweise schon um 11 Uhr geöffnet; bis dahin täglich um 17 Uhr.

(Das Märchenstück "DIe Prinzessin und die kleine Laterne" steht für Kinder ab 4 Jahren am 10. Januar 2013 wieder im Spielplan.
aus einer tpt-Ankündigung zum Laternen-Stück: "Die kleine Prinzessin soll eine schier unlösbare Aufgabe bewältigen. Ihr Vater, der gute, alte König ist gestorben und hat ihr ein Vermächtnis hinterlassen: Um Königin zu werden, musst du die Sonne in den Königspalast holen! Wie soll das möglich sein? Dabei ist auch noch eine Frist gesetzt und Strafe angedroht. Mit viel Mut und der Hilfe des weisen Rates findet das Mädchen schließlich die Lösung des Rätsels: „Erst wenn ich Tür und Tor und natürlich das eigene Herz öffne für das Licht, das mir alle Menschen bringen, kann ich Königin sein.“)

Bürgerreporter:in:

Thomas Triemner aus Gera

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