-Am Samstag vor Rosenmontag ist bekanntlich Fasching in Anzefahr-
Pünktlich um 20.11 Uhr begann in dem zu einer mittelalterlichen Burg umdekorierten großen Saal der Anzefahrer Mehrzweckhalle das bunte närrische Programm. Begleitet von 7 als Musketiere kostümierten Damen betrat Dieter Durmel, Entschuldigung ich meine natürlich unser Freund Didi, die Bühne.
Mit den Worten "...selbst meine künstliche Hüfte ist lockerer, wie mancher hier im Saal" provozierte Didi sogleich die versammelte Narrenschar zur ersten Schunkelrunde. Für den ersten tänzerischen Schwung des Abends auf der Bühne, sorgten die Damen der Neustädter Garde. Trotz seines Hüftleidens "eilte" Didi nach diesem Auftritt auf die Bühne, um sich seinen ersten Lohn bei den Gardedamen abzuholen. Die als Lohn versprochenen Küsschen der Tänzerinnen hatten Didi auch in diesem Jahr, trotz sicher mancher häuslicher Unannehmlichkeiten, wieder nach Anzefahr gelockt.
Das Mittelalter ohne Ritter und Burgfräulein ist kaum denkbar. Den weiten Weg aus dem hessischen Betzchindorph in die "Faschings"-Burg nach Anzefahr hatte die Ritterschaft vom Uhlenhorst trotzdem auf sich genommen. Das sie Meister des Schwerterkampfes sind, zeigten die Ritter nicht nur ihren mitgereisten Damen sondern auch dem staunenden Publikum. Ihr Auftritt hatte unseren Didi wohl etwas verängstigt, denn er wagte sich nur sehr langsam und mit der Frage "...sind das echte Schwerter ?..." auf die Bühne.
Die jüngsten Mitglieder der Anzefahrer Kindergarde wurden mit der ersten Rakete des Abends für ihren Auftritt als "Dancing Girls" belohnt, und auch Didi war sichtlich begeistert. Die Bühne wurde nun für, wie Didi sagte, "...ein Urgestein des Anzefahrer Faschings..." frei gemacht. Der Hofnarr begleitete den Protokoller, Winfried Bauerbach, durch den Saal auf die Bühne. Kaum in der Bütt rief er dem Publikum zu: "...die Wartezeit ist nun vorbei, bevor ich schreiben konnt lief ich mir die Hacken wund...". Viel hatte er zu berichten über die Geschehnisse im Dorf. Gespannt wartete das Publikum und lauschte dem Bericht: "- ...das Dorfschild euch wurd geklaut, dafür hängt jetzt Emsdorf dort. Die Polizei hat gesagt, das Emsdorfschild ist nicht viel Wert, doch ist es nicht ganz verkehrt, dass man es montiert dort, sonst wissen die nicht wo sie sind !"
Und weiter konnte der Protokoller berichten über
- einen Polterabend mit finnisch-deutscher Begegnung
- eine Schuttentsorgung der besonderen Art
- einem etwas ungewöhnlichen Heimweg
- einigen Orientierungsproblemen einer Mutter
- einer Begegnung zwischen einem Auto und einem Pony
und
- einem Jagderlebnis.
So endete der Bericht mit "...ich grüße alle Informanten, denn ohne Euch blieb manches Blatt unbeschrieben...". Seine Ankündigung "...ich komme wieder, keine Frage..." ging beinahe im tosenden Lärm der nächsten Publikumsrakete unter.
Didi blickte etwas unruhig auf seine Armbanduhr und sagte: "...Wir sind hier nicht bei Wetten, dass... Ich muss pünktlich nach Hause, es gibt Spinat, den kann man nicht aufwärmen..."
Auf dem Weg durch den Saal in Richtung Bühne waren jedoch schon die "Gracy Girls". Die Mädchen der mittleren Anzefahrer Garde verstanden es, mit ihrer Tanzeinlage Didi davon abzuhalten, den Heimweg bereits jetzt anzutreten. Dies bereute er sicher ebenso wenig wie das Publikum, da die Afföller Tanzgarde und direkt im Anschluss die Tanzgruppe "Diversity" des TSV Kirchhain mit ihren gekonnten Auftritten zu begeistern wussten.
Didi hatte im Programm gelesen, dass nun eine Dame berichte, die dem Schlankheitswahn erlegen sei. Nachdem er sich zunächst davon überzeugt hatte, dass es nicht seine Frau Berta sei, berichtete er: "...meine Frau hat eine Stoffwechselstörung. Sie braucht jede Woche zwei neue Kleider. Ich trage immer noch den Konfirmationsanzug unseres jüngsten..." Nach dieser Schilderung aus Didis Eheleben, betrat eine couragierte Dame (Inge Schweinsberger) die Bütt. Mit den Worten "...jetzt seid mo schee ruhig, jetzt schwätz ich..." begann sie ihren Bericht über die Qual mit der Idealfigur und so mancher Diät. Ihr Fazit "Es lebe hoch die Nulldiät !" unterstützte das närrische Publikum mit anhaltendem Beifall.
Die großen Mitglieder der Anzefahrer Tanzgarde hatten schnell das Publikum mit ihrer Tanzvorführung verzaubert und Didi holte sich auch hier gerne seinen Lohn ab.
Die Bühne betraten nun im wahrsten Sinne des Wortes "Märchengestalten". Es waren die "7 Zwerge" - d. h. leider nur sechs, da der siebte krank das Bett hüten musste. Sie hatten sich zu einem Märchenquiz angemeldet und warteten gespannt auf die Fragen von "Schneewittchen". Sie fragte die Zwerge:
- was passierte bei den Bremer Stadtmusikanten auf dem Weg nach Bremen ?
- was hatte Rotkäppchen in seinem Korb und wo wollte es diesen hin bringen ?
- was hatte beim Märchen Hänsel und Gretel die Hexe mit dem Hänsel vor ?
- wie und von wem wurde Dornröschen wach geküsst ?
Die Antworten von fünf Zwergen wussten Schneewittchen nicht zu überzeugen. Alleine Franz Ferdinand beantwortete die Fragen so, dass Schneewittchen ihm je ein goldenes Schippchen überreichte. Die Zwerge verabschiedeten sich mit dem Lied "...jeden Mittwoch kommen wir zusammen und üben fleißig im Männerchor, denn Cäcilianer sind wir...". Es sind halt doch : "C äcilianer I n A ktion" !
Auch mit ihrem zweiten Auftritt sorgte die Neustädter Tanzgarde für mächtig gute Stimmung im Saal und Didi konnte es kaum abwarten sich seinen Lohn bei den Damen abzuholen.
Nach vielen Jahren stand in diesem Jahr erstmals wieder ein Feuerwehrmann in der Anzefahrer Bütt. Es war der Kommandant Berthold Bauerbach, der über die Geschichte des neuen Feuerwehrhauses berichtete. So begann er: "...die meeste vo ach wisse, dass dies Jour in Anzefohr e naues Feuerwehrhaus engeweiht wird. Die wingste wesse awwer weis do zou koom..." Er wußte zu berichten über einen vergessenen Schlüssel, ein verstopftes Schlüsselloch, eine Haarnadel, eine zuerst vertauschte und dann auch noch vergessene Feuerwehrspritze, neue Statuten und auch gehörig großen Durst. An eines erinnerte der Feuerwehrkommandant jedoch immer wieder und so endete auch sein gelungener Vortrag: "...wass aich noch sa wollt, macht schneall, es brennt !".
Die Kolping Tanzgruppe aus Kirchhain wirbelte nun durch den Saal auf die Bühne. Diese Tanzvorführung begeisterte das Publikum und auch unseren Didi.
Mit dem Sketch "Theaterbesuch eines Ehepaares" von Patti & Saskia ging es amüsant weiter, auch wenn die nervende Ehefrau hier immer wieder die Frage stellte "...hast Du auch wirklich frische Socken angezogen ?". Dieser Sketch erinnerte unseren Didi wohl sehr an seine Frau Berta und so war es gut, dass die Tanzgruppe "Sunshine" mit ihrer Tanzvorführung seine düsteren Gedanken vertrieb.
Die Zeit war viel zu schnell vergangen und so versammelten sich noch einmal alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Bühne. Unser Didi hatte sich auch in diesem Jahr hier in Anzefahr sichtlich wohl gefühlt. Da auch er jetzt von Anzefahr Abschied nehmen musste und er erst in einem Jahr wieder kommen wird, ergriff ihn Wehmut und er sagte: "...zu Hause bin ich nichts und habe nichts - mein Sohn, meine Tochter - alles ist meiner Frau...".
Mit einer Polonaise von der Bühne durch den ganzen Saal und viel Beifall der närrischen Schar aus Anzefahr wurde Didi verabschiedet. So endete weit nach Mitternacht ein gelungener närrischer Faschingsabend.
Fasching ist eine ernste Angelegenheit und daher möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der Anzefahrer Fasching vollkommen neu gestaltet wurde. Gemeinsam haben die Mitglieder des Faschingsausschusses, der Freiwilligen Feuerwehr, des Männergesangvereins und die Damen Tanja Bernhardt, Simone Bonacker, Beate Kissling und Senta Sprenger ein neues Faschingskonzept entworfen. Mit einbezogen wurde auch die Grundschule Anzefahr/Niederwald, so dass hier während eines Projektsamstags am 21. Januar diesen Jahres, die gesamte Hallendekoration entstanden ist. Plakate wurden ebenfalls von den Schülerinnen und Schülern gestaltet und werden während des Kinderfaschings, am Sonntag, d. 19.02.2012, in der Mehrzweckhalle prämiert.
Bürgerreporter:in:Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain |
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