Auszug aus der Verlagsbeilage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung / Neue Presse Dezember 2011
aktiv im leben
Donnerstag, 1. Dezember 2011
Musik spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle: Zitherspielerin Edith
Zgrzebski.
Neue Saiten im Leben entdecken.
Zarte Klänge schweben durch das Wohnzimmer und weben ein fragiles Netz aus silbrig schimmernden Tönen. Konzentriert bewegt Edith Zgrzebski ihre Hände über die Saiten der Zither. „Warum ich angefangen habe, Zither zu spielen, weiß ich gar nicht. Meine Mutter hat Zither gespielt, aber als Kind mochte ich es nicht, wenn sie auftrat“, erzählt sie. Anfang der achtziger Jahre erbte sie die Zither von ihrer Großtante.
„Und da hatte ich auf einmal Lust, selbst zu spielen.“ Ihre Mutter habe sich darüber sehr gefreut, erinnert sich die 67-Jährige. „Aber sie konnte mir leider nichts mehr beibringen, denn sie starb wenig später.“
Das Instrument geriet in Vergessenheit, Familie, Haushalt und Arbeit nahmen Edith Zgrzebski voll in Anspruch. Erst 1998 – mit 50 Jahren – entschloss sie sich, Unterricht zu nehmen. „Ich habe ganz langsam gelernt“, erinnert sie sich. „Am Anfang habe ich nichts begriffen – weil es ein so schwer zu spielendes Instrument ist.“ Heute spielt sie sogar beim Norddeutschen Zitherorchester mit. Der erste Auftritt 2004 war für die damals noch ungeübte Musikerin„ganz fürchterlich. Ich habe so geschwitzt. Und wenn ich aus dem Takt kam, habe ich einfach so getan, als würde ich weiterspielen.“
Heute nimmt die Musik eine wichtige Rolle in ihrem Leben ein: „Es ist fast ein Halbstagsjob“, berichtet die Rentnerin, die einmal im Monat mit einigen Mitgliedern des Norddeutschen Zitherorchesters in Bennigsen probt. „Die Mitglieder kommen aus allen Teilen Norddeutschlands, und ich habe dann das Haus voll mit Übernachtungsgästen. Ich habe das selbst organisiert, denn mit dem gesamten Orchester proben wir nur einmal im Vierteljahr.“
Über das Instrument habe sie neue Freunde gefunden, berichtet die jugendlich wirkende Frau. „Ich bin früher nie rausgegangen, ich war nur für die Familie da und war sehr zurückhaltend.“ Das sei jetzt anders.
„Ich habe jetzt viel mehr Selbstvertrauen, und das hängt alles mit der Musik zusammen“, erzählt sie, und es schwingt ein leichtes Staunen in ihrer Stimme mit. Trotz Unverständnis: „Meine Freunde taten sich schwer, als ich angefangen habe. Keiner konnte mit meinem neuen Hobby so recht was anfangen.“ Ihre Familie habe sie aber unterstützt, und inzwischen erntet sie sogar Bewunderung aus ihrem Bekanntenkreis. „Ich habe mich eben nicht vom Spielen abbringen lassen und immer geübt, egal wo ich war.“
Auch die Welt des Internets hat die Zitherspielerin über ihr musikalisches Interesse entdeckt: Auftritte und Neuigkeiten setzt sie mit Text und Fotos ins Netz, „auch das hätte ich mir früher nie zugetraut“, meint Edith Zgrzebski.
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass sie sich mit dem Saiteninstrument gut auskennt: „Deshalb bekomme ich auch immer wieder Anrufe von Menschen, die ihre Zither verkaufen wollen oder sich fürs Spielen interessieren“, erzählt Edith Zgrzebski.
Darüber habe sie auch neue Bekanntschaften geschlossen, wie zum Beispiel die zu einer ehemaligen Englischlehrerin, die auch eine Zither zu Hause hat. „Sie hat mich angerufen. Und es entstand ein guter Kontakt“, erzählt die Musikerin. „Nun habe ich sogar angefangen, bei ihr Englischstunden zu nehmen.“
Von Sonja Steiner
Foto: Gattermann
Bürgerreporter:in:Edith Zgrzebski aus Barsinghausen |
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