„Ich bin dann mal weg“ heißt Hape Kerkelings bestverkauftes Buch. Auf 344 Seiten schwärmt der Fernseh-Komiker dort über seine 500 Kilometer lange Wanderung auf dem Jakobsweg. So weit muss keiner gehen, um aus der Hektik des Alltags „auszusteigen“. Stattdessen nehme man sich ein Beispiel an den alten Bauernsleuten des Wittelsbacher Landes. Die konnten sich nur wenige Stunden Freizeit von Ox und Kuh gönnen und schufen sich ihre Oasen der Stille in der Nachbarschaft: Kirchen und Kapellen, in denen sie beteten, meditierten, überirdischen Beistand erbaten.
Mehr als 50 solcher Wallfahrtsstätten gibt es im Wittelsbacher Land. Einige erzählen wundersame Geschichten wie die des heiligen Leonhard in Inchenhofen, der einem blinden Buben aus Tirol wieder zum Augenlicht verholfen haben soll. Oder gnadenreiche, wie die des mittelalterlichen Jerusalempilgers, der in türkische Gefangenschaft geriet. Als Dank für seine Freilassung baute er eine Kapelle in Friedberg, das heutige Herrgottsruh. Die meisten Pilgerorte im Wittelsbacher Land entspringen freilich alltäglicheren Anlässen: Heilung von Krankheit, Erfolg im Stall, Dank für Entkommen aus dem Unglück. Doch allesamt sind diese Stätten geprägt von einer Spiritualität und innerern Ruhe, wie sie auch heute wieder viele ersehnen. Deshalb erleben Wallfahrtsorte einen verblüffenden Zuspruch.
Der Wittelsbacher Land-Verein stellt die Wallfahrtsstätten der Region jetzt in Buchform vor. Der Friedberger Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab hat ein halbes Hundert Pilgerstätten charakterisiert und macht sie für die heutige Zeit erlebbar. In seinem Buch „Pilgerwege im Wittelsbacher Land“ werden zu jedem Gotteshaus auch Rundwege vorgeschlagen, die Familien in ein bis zwei Stunden erwandern können (inklusive Einkehrmöglichkeit und Kontaktpersonen vor Ort). An den Gotteshäusern selbst werden Stelen mit den wichtigsten kulturhistorischen und religiösen Daten aufgestellt. An den vier großen Wallfahrtsorten (Maria Kappel in Schmiechen, St. Leonhard in Inchenhofen, Maria Birnbaum in Sielenbach und Herrgottsruh in Friedberg) gibt es zudem Meditationswege zu Themen wie Humanität oder Lebenssinn. Nachdenkenwertes, das Christen ebenso angeht wie Moslems oder Konfessionslose. Hubert Raab: „Es geht nicht um Religionen. Unsere Wege sollen helfen, geistig wie körperlich positive Stimmung aufzunehmen.“
Das reich bebilderte Buch „Pilgerwege im Wittelsbacher Land“ erscheint demnächst auf Initiative des Wittelsbacher Land-Vereins. Vorbestellungen sind ab sofort möglich bei der Vereinsgeschäftsstelle, Tel. (08251) 92299, E-Mail info@wittelsbacherland.de, Fax (08251) 92172.
Bürgerreporter:in:Konstantin Kohler aus Aichach |
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