Gemeinde und Kirche- keine unterschiedlichen Wesenszüge...
„Für die Armen in ihren Nöten und Herausforderungen, für die Menschen in unserer Umgebung mit ihren Sorgen und Fragen“, für sie sei die Kirche vor allem da. Das hat der Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle, am 2. Dezember betont. In der Basilika St. Godehard in Hildesheim hielt Bischof Trelle die Predigt beim Eröffnungsgottesdienst der diesjährigen Weihnachtsaktion der katholischen Kirche. Unter dem Motto „Mitten unter euch“ stellt Adveniat in diesem Jahr die Kirchlichen Basisgemeinden in Lateinamerika und der Karibik in den Mittelpunkt. Gemeinsam mit Bischof Trelle feierten unter anderem Adveniat-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen, Bischof Sergio Alfredo Gualberti aus Santa Cruz in Bolivien und Adveniat-Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka den Gottesdienst mit vielen weiteren Gästen aus Lateinamerika und Deutschland.
Bischof Trelle griff in seiner Predigt ein Zitat von Papst Johannes Paul II. auf und betonte, dass die Kirchlichen Basisgemeinden in Lateinamerika „Kirche inmitten der Häuser“ sein wollten. Denn, bei allen Strukturveränderungen und größer werdenden Pfarreien auch in Deutschland, dürfe es nicht geschehen, dass die Kirche sich vom Leben der Menschen entferne. „Kirche sind wir alle – wir alle, die Getauften. Wir alle haben den Auftrag, Kirche vor Ort zu sein, Kirche an der Basis – für unsere Nächsten und mit unseren Nächsten“, sagte der Bischof. Er betonte, dass Kirche, in Lateinamerika wie in Deutschland dann lebendig sei, wenn in ihr Christus erfahrbar werde. „Dort, wo Christus mitten unter uns ist“, sagte der Bischof in Anspielung auf das Motto der Adveniat-Aktion, „da wächst Gemeinschaft im Glauben“. Da wachse eine Kirche, in der alle Getauften sich einbringen, Verantwortung übernehmen und partizipieren könnten: „Da bezeugen sie Christus in der Welt.“
Wenn in Lateinamerika von „Basisgemeinden“ die Rede sei, dann sei damit kein „Unten und Oben“, von Volk Gottes gegen die Amtskirche gemeint, stellte Bischof Trelle klar. Vielmehr sei es bei den Basisgemeinden in nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil darum gegangen, eine Pastoral zu entwickeln, die von der Nähe Christi geprägt sei. „Basis – in diesem Sinne – verweist uns auf den Grund, auf das Fundament unseres Kirche-Seins: auf Jesus Christus“, sagte er. Von den Christen in Lateinamerika hätten die Christen in Deutschland gelernt, dass das Hören-Lernen des Wortes Gottes und das Leben aus dem Wort Gottes die Grundlagen der neuen Evangelisierung bildeten. „Wir müssen die Erfahrungen, die jeder und jede von uns mit dem Wort Gottes gemacht hat, miteinander teilen. Dann wächst auch die Kirche, weil das Taufbewusstsein wächst und die Charismen und Begabungen vieler Beteiligter ans Licht kommen“, sagte der Bischof.
Schon in seiner Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes hatte er betont, dass die Basisgemeinden Lateinamerikas ein „Geschenk der Kirche in Lateinamerika an die Weltkirche“ seien. Die Basisgemeinden würden, wie die Kleinen Christlichen Gemeinschaften im Bistum Hildesheim, dem Glauben ein Gesicht geben. Bischof Trelle: „Dieses Bewusstsein, als Getaufte zum Zeugnis für den Glauben und zum Engagement in der Welt berufen zu sein, ist für mich eine der ganz wesentlichen Entwicklungen, die durch das Zweite Vatikanische Konzil angestoßen worden sind.“ Zugleich erinnerte er daran, dass das Bistum Hildesheim seit 25 Jahren partnerschaftlich mit der Kirche und den Menschen in Bolivien verbunden sei. In dieser Zeit seien intensive Beziehungen entstanden: „Diese Partnerschaft ist wie ein Netz, das Menschen miteinander verbindet.“
Auch Bischof Gualberti betonte in einem Grußwort, dass es viele einzelne Menschen seien, die die Partnerschaft und die Verbindung zwischen Deutschland und Lateinamerika lebten. In Bolivien, so sagte er, hätten Bischöfe, Pfarrer und Gemeinden inzwischen erkannt, wie wichtig es für die Weitergabe des Glaubens sei, aus dem Schatz der Heiligen Schrift zu leben. Das habe zu den Kirchlichen Basisgemeinden geführt. „Wir alle, Papst, Bischöfe, Priester und Gläubige müssen hören, was der Geist den Gemeinden sagt“, betonte Bischof Gualberti.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang durch Oberbürgermeister Kurt Machens im Rathaus der Stadt Hildesheim statt.
Adveniat fördert seit über 50 Jahren kirchliche Initiativen zugunsten der Armen und Benachteiligten in Lateinamerika und der Karibik. Mit 3.000 Projekten im Jahr in einem Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro ist Adveniat weltweit eine der größten Hilfsaktionen für Lateinamerika. Wichtigstes Kriterium für eine Projektförderung ist die Armenorientierung. In den katholischen Gottesdiensten an Heilig Abend und am 1. Weihnachtstag ist die Kollekte für Adveniat bestimmt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.adveniat.de.
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