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Gespräch mit Walter Kohl: Gestalte dein Leben

Lebensfreude und Erfolg gehören zu den Wünschen der meisten Menschen. Walter Kohl referierte im Rahmen der Vortragsreihe WAZ.Wissen im Essener Haus der Technik über das Thema und lud ein, darüber ins Gespräch zu kommen. Statt einem Vortrag versprach er den Gästen ein Gespräch zu seinem Thema. Dieses hat der Unternehmer aus seiner eigenen Lebenserfahrung entwickelt, sodass er besonders authentisch Tipps geben kann, wie man durch die richtige Einstellung auch in schwierigen Phasen die Freude am Leben behält.

„Ich hatte meinen Suizid komplett fertig geplant. Es wäre ein Tauchunfall gewesen“, erschreckte Walter Kohl das Publikum. Nachdem Parteispendenaffäre, Selbstmord der Mutter und eine Scheidung das Leben des Unternehmers vor einigen Jahren in nur 18 Monaten völlig durcheinander wirbelten, gelang es Kohl, wieder neu anzufangen und als Buchautor, Coach und Redner neuen Sinn zu finden. Das Wissen und die Erfahrung aus dem eigenen Leben aber auch aus der Arbeit mit Klienten nutzte er nun für einen bewegenden Gesprächsabend über das Leben und die damit verbundenen Gefühle.

Schon einige Minuten vor dem offiziellen Beginn schlenderte Kohl in den Vortragsraum und freute sich über ersten Applaus. Doch statt verfrüht zu beginnen nahm Kohl erst einmal Platz in der ersten Reihe, um in aller Ruhe ein Glas Wasser zu trinken und dann pünktlich zu beginnen. Einen Spaziergang durch die Themen wolle man gedanklich machen. Gerne könnten die Gäste Fragen stellen, sonst müsse er ihnen Fragen stellen, begann Kohl. „Wie willst Du leben?“, sei dabei die wichtigste Frage, die jeder Mensch zu beantworten hätte. Das Leben selbst sei wie ein Stück Ton, das in die verschiedensten Formen gebracht werden könne. Hilfreich dabei sei es zur Versöhnung bereit zu sein und aktiv Sinn zu suchen und zu finden.

Beim Blick in die gut gefüllten Reihen frotzelte der 51jährige Referent, aus Sicht seines Sohnes im Teenager-Alter sei das Publikum „alt bis sehr alt - also 29+“. Dann berichtete er vom vermeintlichen Spannungsfeld als Unternehmer in der Automobilbranche Gefühle zu zeigen und zu thematisieren. Dies sei richtig und wichtig fügte er an, denn viele Menschen seien im Alltag nicht nur gefordert, sondern überfordert und deshalb kaum in der Lage ihr Leben nach Wunsch zu gestalten.

Es gelte Kraftquellen und Kraftfresser zu identifizieren. „Wenn man einen richtigen Idioten als Chef hat, kann das ganz schön nerven“, erklärte Kohl und beschrieb, dass sich viele Menschen die Frage „Und wo bleibe ich?“ stellen. Wichtig sei es, im Alltag Kraftquellen zu entdecken und sich Gedanken zu machen, was Glück bedeutet. Dabei gebe es keine richtigen und keine falschen Antworten. „Es ist wie es ist“, führte Kohl aus. Es gebe jedoch eine Reihe von Faktoren, die für viele Menschen Glück bedeuten würden. Dazu gehören – so Walter Kohl – alte, gute Beziehungen, Neugier und Offenheit, Hingabe und Liebe und letztlich auch materielle Sicherheit. „Jede Zeit hat ihre eigenen Maßstäbe”, erklärte er und dass die richtige Komposition aus den verschiedenen Elementen in unterschiedlichen Lebensabschnitten variiere.

Hilfreich sei es, sich gelegentlich selbst einen Brief zu schreiben. Thema könnte zum Beispiel die Antwort auf die Frage „Was macht mich glücklich?“ sein. „Das ist eine interessante Erfahrung, denn man kann sich selbst nicht verkohlen“, scherzte Walter Kohl. Dann berichtete er von einem zu jedem Menschen gehörenden biografischen Rucksack, der sich nach und nach mit Steinen fülle, die das Leben schwerer und komplizierter machen. Fotos von einer Skulptur nutzte Kohl um deutlich zu machen, dass die Vergangenheit nicht veränderbar ist, aber man mit dieser seinen Frieden machen und so Stabilität und Sinn finden könne. Danach stellte Walter Kohl verschiedene Sackgassen vor, die Lebensfreude bremsen. „Es gibt keine Antwort auf schicksalhafte Warum-Fragen“, warnte er. Mit dem Schicksal zu hadern und vermeintliche Gerechtigkeit zu erwarten bringe nichts. Auch Zeit heile nicht alle Wunden. Und das Nachtragen – symbolisiert durch einen schweren Stein – mache das Leben ebenfalls nicht besser, sondern nur schwerer.

Erfolg verspreche es, Dinge umzudeuten und positiv zu ergänzen. Dem Vorwurf „Du bist ja nur der Sohn von Helmut Kohl“ begegne er heute mit der Antwort „Ja, ich bin auch der Sohn von Helmut Kohl.“ Wichtig sei es, aus dem inneren Kreisverkehr aus ewiger Wiederholung auszubrechen. „Sich nicht zu entscheiden, ist auch eine Entscheidung. Und oft nicht die beste“, führte er aus. Und besser als Kampf oder Flucht eigne sich die Versöhnung als Ausweg. Aus dem Weg zum inneren Frieden sei es wichtig fünf Schritte zu gehen. Der erste liege darin, das eigene Anliegen klar zu formulieren. Dann müssten alle Fakten und Gefühle auf den Tisch. Dies ermögliche einen erlebbaren Energiewandel. Erst dann könne man einen Friedensvertrag mit sich selbst schließen und so seine Freiheit zurückgewinnen. Schließlich gelte es, die neue Kraft im Alltag zu nutzen. Die Teilnehmer reagierten auf die Impulse von Walter Kohl mit erstaunlicher Offenheit und berichteten über eigene Erfahrungen und Gefühle.

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