Kurzgeschichte
Grundverschieden und doch so nah!
Es war einmal ein majestätischer Jaguar, der seit vielen Monden im Pantanal lebte. Sein glänzendes Fell war mit dunklen Rosetten übersät, und seine gelben Augen funkelten wie Sterne in der Nacht. Als exzellenter Jäger durchstreifte er das Schwemmland, stets auf der Suche nach Beute.
Eines sonnigen Tages, als der Jaguar gerade einen Kaiman verfolgte, flatterte ein Schmetterling vor ihm auf. Der Leoparden-Netzflügler, ein prächtiger Edelfalter, landete auf einer Blüte und sprach den großen Jäger an: “Ehrenwerter Jaguar, ich habe gehört, dass wir verwandt sind.”
Der Jaguar blieb erstaunt stehen und sah den Schmetterling an. “Verwandt? Wie kann das sein? Du bist ein zartes Geschöpf, und ich bin ein mächtiger Raubtier.”
Der Leoparden-Netzflügler flatterte seine Flügel und erklärte: “Wir teilen eine gemeinsame Vorfahrin, die einst die Wälder und Flüsse durchstreifte. Sie war eine Königin der Lüfte und des Dschungels. Ihre Gene fließen in uns beiden.”
Der Jaguar lauschte aufmerksam. “Eine Königin der Lüfte? Das klingt nach einer faszinierenden Geschichte.”
Der Schmetterling nickte. “Ja, sie war eine Abenteurerin, die zwischen den Welten wandelte. Sie kannte die Geheimnisse des Dschungels und die Freiheit des Himmels. Ihre Nachkommen sind vielfältig, von majestätischen Jägern wie dir bis zu zarten Schmetterlingen wie mir.”
Der Jaguar dachte nach. “Vielleicht sind wir wirklich verbunden, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Ich werde deine Worte in meinem Herzen tragen, Leoparden-Netzflügler.”
Und so setzte der große Jäger seine Jagd fort, während der Edelfalter weiter durch die Blüten tanzte. Im Pantanal, wo die Grenzen zwischen Tier und Natur verschwimmen, fand der Jaguar eine neue Verbindung, nicht nur zu seiner Beute, sondern auch zu einem fernen Verwandten in den Lüften.
Herrlicher Schmetterling, LG Iris