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Die zeigbare Ehre .....Hannelore Kraft zeichnet für das Land aus...

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 14 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung und würdigte die ausgezeichneten Menschen persönlich. „Heute ehren wir 14 besondere Frauen und Männer, die sich um unsere Gesellschaft auf ganz vielfältige und besondere Weise verdient gemacht haben: sei es für ihren sozialen Einsatz, sei es als Unternehmer, sei es als Politiker“, so Hannelore Kraft. Sie sei davon überzeugt, dass diese Frauen und Männer mit ganzem Einsatz Anderen geholfen und damit zum gesellschaftlichen Vorankommen beigetragen haben. Die Ministerpräsidentin hob ausdrücklich den hohen Aufwand an Energie und Zeit hervor, den ein solch herausragendes Engagement mit sich bringe. An die Ausgezeichneten gewandt sagte Hannelore Kraft: „Sie alle sind Vorbilder, die anderen Menschen Werte vorleben. Werte wie Solidarität, Toleranz oder Zivilcourage. Solche Werte können eben nicht ‚von Oben‘ verordnet werden. Sie müssen vorgelebt werden. Ihr ehrenamtlicher Dienst, den Sie auf ganz individuelle Art und Weise leisten, trägt dazu bei, dass unser Land ein lebens- und liebenswertes Land ist und bleibt. Dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“

Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist im März 1986 gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, deren außerordentliche Verdienste für die Allgemeinheit in allen Lebensbereichen erworben wurden. Die Zahl der Landesorden ist auf 2500 begrenzt. In den 26 Jahren seines Bestehens sind über 1400 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

Die Ministerpräsidentin überreichte die Orden an:
•Fatmire „Lira“ Bajramaj, Frankfurt
•Erol Celik, Wuppertal
•Bodo Champignon, Dortmund
•Leonid Goldberg, Solingen
•Wilfried Hagebölling, Paderborn
•Dr. Barbara Hendricks, MdB, Kleve
•Annette Jäger, Essen
•Professor Dr. h.c. Adam Wilhelm Klein, Köln
•Henning Krautmacher, Pulheim (witterungsbedingt nicht anwesend)
•Ruziye Malkus, Castrop-Rauxel
•Osman Okkan, Köln
•Wolfgang Riotte, Staatssekretär a.D., Düsseldorf
•Harald Schartau, Staatsminister a.D., Osnabrück
•Professor Wolfgang Schulhoff, Düsseldorf

Die Laudationes im Wortlaut:

Fatmire „Lira“ Bajramaj aus Frankfurt

Schon als junges Mädchen hatte Fatmire Bajramaj, die alle nur „Lira“ nennen, einen großen Traum: Sie wollte Profi-Fußballerin werden. Ihre Eltern sind davon allerdings gar nicht angetan. Doch Lira Bajramaj setzt ihren Kopf durch: Als Neunjährige stößt sie zum DJK/VFL Giesenkirchen. Dort wird schnell klar, wie viel Talent in dem Mädchen steckt. Ihr gelingt ein rasanter Aufstieg, zunächst beim FSC Mönchengladbach, seit 2011 kickt die Mittelfeldspielerin und Stürmerin für den 1. FFC Frankfurt. Für eine 24jährige Fußballerin ist ihr Trophäenschrank schon prall gefüllt: zweimal Deutsche Meisterin (2010, 2011), DFB-Pokalsiegerin (2009), UEFA-Cup- und Champions League-Gewinnerin (2009, 2010) – und mit der Nationalmannschaft holte sie 2007 die Weltmeisterschaft und 2008 die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking. Was für eine Bilanz, was für eine Karriere! Und, wie gesagt, Lira Bajramaj ist erst 24 Jahre alt! Trotz ihrer Erfolge hat Lira Bajramaj ihre Wurzeln nicht vergessen: Gemeinsam mit ihren Eltern musste sie vor 18 Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland fliehen. Sie hat damals selbst Not und Leid erfahren. Deshalb setzt sie sich heute für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ein und unterstützt als prominente Sportlerin verschiedene Integrationsprojekte. Sie ist z. B. seit 2011 Integrationsbotschafterin des Deutschen Fußball-Bundes. Überdies kämpft Lira Bajramaj seit 2010 als Botschafterin des „Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ und gegen die Ausbreitung von HIV und AIDS in Afrika. Lira Bajramaj unterstützt auch das christliche Kinderhilfswerk „World Vision“: Sie besuchte beispielsweise in Tansania ein Kinderheim und übernahm eine Patenschaft für ein Mädchen, das sie dort kennengelernt hatte. Für „World Vision“ setzt sie sich auch für ein Friedensprojekt in ihrer früheren Heimat ein: Soweit es ihre Zeit erlaubt, reist sie nach Pristina/Kosovo, um dort mit serbischen und albanischen Kindern Fußball zu spielen. So möchte sie ihren Beitrag für mehr Teamgeist und Toleranz in der Region leisten.

Liebe Lira Bajramaj, Sie sind nicht nur für Mädchen mit Migrationshintergrund ein großes Vorbild, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Ich finde es beeindruckend, wie Sie als Fußballerin mitreißen, und sich überdies auf so vielfältige Weise engagieren. Für dieses Engagement verleihe ich Ihnen mit großer Freude den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Erol Celik aus Wuppertal

Erol Celik ist ein echter Brückenbauer zwischen den Kulturen. 1981 verlässt der gelernte Betriebsschlosser seine türkische Heimat und kommt nach Deutschland. Erol Celik findet sich in der neuen Heimat gut zurecht: Er hat eine Arbeit, bildet sich später zum Industriemeister fort, seine drei Kinder machen Abitur und studieren danach. Alles in allem ein Muster für gelungene Integration. Erol Celik weiß aber auch, dass nicht allen Menschen mit Migrationshintergrund die Integration so gut gelingt wie ihm und seiner Familie. Darum setzt er sich vor allem für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte ein, die keine Arbeit finden oder sogar in die Kriminalität abzurutschen drohen. 1993 gründet er für junge Migranten den „Trabzon Sport- und Kulturverein“. Im Jahr 2000 wird er Vorsitzender des Vereins „Anadolu Wuppertal e.V.“ Er ist überzeugt davon, dass Bildungs- und Kulturangebote zugleich dazu dienen können, dass junge Migranten sprachliche Defizite überwinden können. Weil er weiß, dass erfolgreiche Integration Bildung voraussetzt, wird er Mitgründer des türkischen „Schüler-Eltern Fördervereins“ in Wuppertal und setzt sich für eine bessere Zusammenarbeit von Eltern und Schule ein. Zudem engagiert sich Erol Celik rund zehn Jahre lang im Vorstand der „Förderation türkischer Elternvereine in NRW“ für bessere Bildungschancen für Kinder mit türkischen Wurzeln. Seit 2008 ist er Sprecher und Vorsitzender des interkulturellen Elternnetzwerkes NRW. In dieser Funktion wirbt er in deutschen und türkischen Medien und bei Elternkongressen für eine bessere Zusammenarbeit von türkisch-stämmigen Eltern mit Kitas und Schulen.

Lieber Erol Celik, Sie sind wirklich ein erfolgreicher Brückenbauer zwischen den Kulturen. Durch die Auszeichnung mit dem Landesverdienstorden wollen wir das öffentlich anerkennen und als vorbildlich würdigen.

Bodo Champignon aus Dortmund

Bodo Champignon ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kümmerer: Wo immer er die Möglichkeit sieht, Menschen zu helfen, ist er zur Stelle. Seit vielen Jahrzehnten engagiert er sich für sozialpolitische Belange. Bereits als Jugendlicher vertritt er in der Industriegewerkschaft Metall Arbeitnehmerinteressen. Seit über 30 Jahren ist er aktiv in der Arbeiterwohlfahrt und hat sie während dieser Zeit in unterschiedlichen Funktionen geprägt. So nimmt er in der AWO-Bundeskommission maßgeblichen Einfluss auf Grundsatzpositionen und Eckpunkte der AWO. Aber auch auf den Verband wirkt er ein, beteiligt sich z. B. an der Gründung des Fachverbandes „AWO International“ und setzt sich im Vorstand der AWO für deutsch-polnische Projekte ein.

Als es Ende der 1970er Jahre zu massiven Entlassungen in der Bergbau- und Stahlindustrie kommt, engagiert sich Bodo Champignon für das Projekt „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ (ZWAR).

Als profiliertes und langjähriges Mitglied der SPD Landtagsfraktion (1980-2005) arbeitet Bodo Champignon in verschiedenen Ausschüssen, damit das Leben der Menschen Stück für Stück besser wird.

Und das ist noch nicht alles, denn er ist in vielen weiteren Feldern aktiv:
•so hat er über 15 Jahre daran mitgearbeitet, dass Haftbedingungen human sind und die Wiedereingliederung ehemaliger Gefangener gelingt,
•so setzt er sich ein für die Dortmunder Mitternachtsmission e.V., eine Stelle, die gegen Menschenhandel und sexuellen Missbrauch kämpft,
•seit rund 20 Jahren hilft er Menschen in Sowetsk und in Kaliningrad, Russland. Er hat über 20 Hilfstransporte mit Medikamenten, medizinischen Geräten, Lebensmitteln und Bekleidung organisiert und begleitet,
•und seit über zehn Jahren ist er aktiv in der Europäischen Staatsbürger-Akademie e.V. (ESTA), die sich für die Europäische Einigung stark macht.

Lieber Bodo Champignon, die Liste Ihres Einsatzes scheint schier unerschöpflich, sie ist mit den Beispielen, die ich genannt habe, auch noch nicht vollständig. Ich bin tief beeindruckt von einer so vielfältigen und andauernden Solidarität mit anderen Menschen. Und es freut mich von Herzen, Ihnen dafür den Verdienstorden des Landes NRW zu verleihen.

Leonid Goldberg aus Solingen

Als Leonid Goldberg mit seiner Familie 1977 aus Israel nach Wuppertal kam, lag schon eine kleine Odyssee hinter ihnen, denn 5 Jahre zuvor waren sie von Moskau nach Israel übergesiedelt. Doch die Hitze dort bekommt ihnen nicht und so packen sie erneut ihr Hab und Gut, um eine neue Heimat zu suchen. In Wuppertal fühlen sich die Goldbergs zum Glück bald sehr wohl: Leonid Goldberg beginnt schnell, sich bei der jüdischen Kultusgemeinde zu engagieren und hilft zugewanderten Familien, sich in Wuppertal zurecht zu finden. Besonders am Herzen liegt Leonid Goldberg der Dialog zwischen den Kulturen: Er initiierte 1999 die Gründung des Jüdischen Wohlfahrtsverbandes in Wuppertal. Als dessen hauptamtlicher Geschäftsführer arbeitet Leonid Goldberg eng mit städtischen und kirchlichen Einrichtungen zusammen und entwickelt Konzepte zur sozialen Betreuung und zur sprachlichen und beruflichen Weiterbildung. Leonid Goldberg ist es auch zu verdanken, dass der Jüdische Wohlfahrtsverband Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes wird, der russischsprachigen Menschen – unabhängig von ihrer Glaubensrichtung – Integrationshilfen anbietet.

Mit besonderem Stolz kann Leonid Goldberg auf sein Engagement für die neue Bergische Synagoge in Wuppertal blicken, die 2002 im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und des israelischen Staatspräsidenten eingeweiht wurde. Bei nahezu jedem Schritt zur Verwirklichung dieses Vorhabens ist Leonid Goldberg die treibende Kraft, so bei der Gründung des Freundeskreises „Neue Synagoge“, der Spenden einholt, bei der Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landeskirche, die das Grundstück für den Neubau zur Verfügung stellt, oder bei der Überwachung der Baufortschritte. Auf Betreiben von Leonid Goldberg dienen die Räume der ehemaligen Synagoge inzwischen der Kinder- und Jugendbetreuung und als Treffpunkt für Senioren mit Kursen und Veranstaltungen verschiedenster Art.

2011 müssen in vielen nordrhein-westfälischen Städten die jährlichen Jüdischen Kulturtage wegen knapper Finanzen ausfallen. Nicht so in Wuppertal, obwohl die Stadt mit großen Haushaltsproblemen zu kämpfen hat. Leonid Goldberg aber tut alles, damit die Tage stattfinden und wieder ein besonderes Ereignis werden können: Er selbst moderiert
z. B. vor rund 1.000 Zuhörern ein großes Konzert mit mehreren Wuppertaler Chören in der Stadthalle.

Das umfassende, wertvolle Engagement, das Sie, lieber Leonid Goldberg, über so viele Jahre und mit so großem Erfolg leisten, würdigen wir heute voller Freude mit der Verleihung des Landesverdienstordens.

Wilfried Hagebölling aus Paderborn

Keine Frage, kreative Menschen prägen unser Land. Menschen wie Wilfried Hagebölling. Er ist einer der bedeutendsten Stahlbildhauer Deutschlands. Obwohl er auch mit Stein, Beton, Wachs und Gips arbeitet, sind es doch die Stahlarbeiten, die Wilfried Hagebölling bundesweit bekannt gemacht haben. Seine künstlerischen Akzentsetzungen sind markant und – im Wortsinne – herausragend. So schuf Wilfried Hageböllig Plastiken und Skulpturen aus Stahl, die begehbar sind, wirklich faszinierende Kunstwerke.

In einem „Skulpturengarten“ mit mehreren begehbaren Großplastiken im Natur- und Landschaftsschutzgebiet am Rande der Senne hat Wilfried Hagebölling ein unentgeltlich zugängliches Ausstellungsgelände für die Öffentlichkeit geschaffen.

Überdies setzt Wilfried Hagebölling die öffentliche Diskussion in Gang, so mit seinem „Kunstkäfig Abu Ghureib“ auf dem Schulhof eines Paderborner Gymnasiums – einem klaren Protest gegen die entwürdigende Behandlung von Menschen.

Wilfried Hagebölling tritt unmissverständlich für die Belange von Kunst und Kultur ein, auch wenn es unbequem wird. Spätestens 2001 wird Wilfried Hagebölling einer breiten Öffentlichkeit bekannt, denn er erstreitet gegen die Stadt Minden ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm zum Standort seines sogenannten „Keil-Stücks“, einer vier Meter hohen Skulptur aus rund 20 Tonnen Stahl. 1987 hatte sich Wilfried Hagebölling als Standort für seine Skulptur den Martinikirchhof in Minden selbst aussuchen können. So war es mit der Stadt vereinbart. Aber später sollte er die Skulptur wieder entfernen. Das von Wilfried Hagebölling daraufhin vor dem Oberlandesgericht erstrittene Urteil war richtungweisend für die gesamte Kunst im öffentlichen Raum: Das Urheberrecht obsiegte über das Eigentumsrecht, die Stadt durfte das Kunstwerk nicht entfernen.

Lieber Wilfried Hagebölling, das Land dankt Ihnen heute für Ihre Werke und für Ihr großes, umfassendes Engagement mit dem Landes-verdienstorden.

Dr. Barbara Hendricks aus Kleve

Barbara Hendricks kennen sicherlich viele von Ihnen aus dem Bundestag, dem sie seit 1994 angehört. Weniger bekannt ist vielleicht, wie viel sie über ihre Abgeordnetentätigkeit hinaus für andere Menschen und wichtige gesellschaftliche Anliegen erreicht hat. Seit 30 Jahren ist sie Mitglied des Verbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreis Kleve und hilft als Gründungsmitglied des Klever Frauenhausfördervereins dabei mit, für die Arbeit der AWO Spenden einzuwerben. Existenzielle Not lernt Barbara Hendricks im westafrikanischen Benin und im Nachbarland Niger kennen. Sie setzt sich seit vielen Jahren intensiv für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern in Afrika ein. Um dort zu helfen, wird sie 2002 auch Mitglied der Stiftung „Aktion pro Humanität e.V.“, beteiligt sich an Veranstaltungen, an Afrika-Foren, an Spenden-Initiativen und Benefiz-Veranstaltungen. Wo immer es geht, unterstützt sie den Vorstand, wirbt für eine partnerschaftliche Entwicklungsförderung und begleitet eine Kooperation mit den Steyler Missionsschwestern.

Seit Gründung der Stiftung Katholischer Deutscher Frauenbund e.V. (KDFB) im Jahr 2006 arbeitet Barbara Hendricks dort als Kuratoriumsmitglied mit. Ihr kirchliches Engagement führt Barbara Hendricks auch in die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und in den „Ständigen Arbeitskreis für Grundfragen der Arbeit, der Wirtschaft und der Finanzen und Sozialordnung“.

Barbara Hendricks liegen aber auch Denkmalschutz und kulturelle Einrichtungen unseres Landes am Herzen. Bereits Anfang der 1990er Jahre unterstützt sie die Initiative zum Aufbau des Museums Schloss Moyland bei Bedburg-Hau und engagiert sich für die Gründung der Stiftung. Die ehemalige Ruine des geschichtsträchtigen Schlosses ist inzwischen weit über den Niederrhein und Nordrhein-Westfalen hinaus ein kultureller Anziehungspunkt. Bis heute begleitet sie tatkräftig die Arbeit des Museums. Auch den Plan, aus dem „Kurhaus Kleve“ ein Bürgermuseum zu machen, unterstützt sie erfolgreich.

Chapeau, liebe Barbara Hendricks, vor einem solch umfassenden und langjährigen Engagement. Wir zeichnen es heute sehr gern mit dem Verdienstorden des Landes aus.

Annette Jäger aus Essen

„Es ist eine meiner Überzeugungen, dass man für das Gemeinwohl arbeiten muss, und dass man sich im selben Maße, in dem man dazu beigetragen hat, glücklich fühlen wird.“ Nach diesem Satz des deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz muss Annette Jäger sich ganz besonders glücklich fühlen.

Das soziale Engagement der Altoberbürgermeisterin von Essen ist unglaublich vielfältig. Ob fast 20 Jahre als Vertrauensfrau ihrer schwer-behinderten Kolleginnen und Kollegen bei den Stadtwerken Essen, ob als Bürgermeisterin und Oberbürgermeisterin der Stadt Essen oder als das „sozialpolitische Gesicht“ der SPD Essen: Annette Jäger vertritt die Interessen der Essener Bürgerinnen und Bürger, wo immer sie kann. Projekte wie die „Spaziergangs-Paten“, die „Qualitätskriterien für das Wohnen im Alter“ oder die „Kriminalprävention für Seniorinnen und Senioren“ sind Projekte, die von ihr angestoßen worden sind.

Als Schirmherrin der „Krebsberatung“ für Betroffene und Angehörige steht sie seit einem Jahrzehnt dem „Paritätischen“ (Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband NRW e.V.) in Essen zur Verfügung und akquiriert dort unermüdlich Spendengelder; bis heute sind mehrere 100.000 Euro eingeworben worden.

Auch um die Arbeiterwohlfahrt in Essen kümmert sich Annette Jäger als aktives Mitglied seit fast 40 Jahren. Und als langjährige Kuratoriumsvor-sitzende ist sie heute auch Kuratoriumssprecherin des Vereins „Paten für Arbeit in Essen e.V.“. Der Verein fördert z. B. die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher und hilft ihnen bei ihrem Start ins Berufsleben.

Ebenfalls seit vielen Jahren setzt sich Annette Jäger für den Kinderschutzbund in Essen ein. Sie begründete die Tradition der „Lesung der Weihnachtsgeschichte“ für Kinder der Essener Kindertageseinrichtungen durch das Stadtoberhaupt. Sie startet immer wieder Spendenaufrufe und nimmt repräsentative Termine für den Kinderschutzbund wahr.

Liebe Annette Jäger, Sie haben sich ein Leben lang besonders für diejenigen eingesetzt, denen Wohlstand und Bildung nicht in die Wiege gelegt sind. Und auf diesem Weg sind Sie selbst heute, im fortgeschrittenen Alter, weiter unterwegs. Sie sind wirklich beispielhaft und geben Orientierung für andere. Dafür gebühren Ihnen großer Dank und große Anerkennung. So viel Engagement muss gewürdigt werden, und zwar mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Professor Dr. h.c. Adam Wilhelm Klein aus Köln

Für Menschen wie Adam Wilhelm Klein müsste der Tag 48 Stunden haben: 24 Stunden für den gewiss vollen Terminkalender des Generaldirektors und Aufsichtsratsvorsitzenden der Gothaer Versicherung in Köln, der er lange war, und noch einmal 24 Stunden für die Ehrenämter.

Über 30 Jahre (von 1962 bis 1993) schult Adam Wilhelm Klein angehende Versicherungskaufleute. 1971, die Versicherungsakademie Köln wird nach München verlegt, gewinnt Adam Wilhelm Klein die neu gegründete Kölner Fachhochschule dafür, auch den Fachbereich Versicherungswesen anzubieten. Er baut ihn mit auf und beteiligt sich später u. a. an der Integration des Fachbereichs Versicherungswesen in die neue Fakultät für Wirtschaftswissenschaften.

Doch erfolgreiche Forschung braucht auch im Versicherungswesen viel Geld. Das weiß Adam Wilhelm Klein gut und wird darum zum Mitbegründer des Fördervereins des Instituts für Versicherungswesen. Er übernimmt nicht nur den Vorsitz des Vereins bis 1993, sondern dazu auch von 1978 bis 2011 den Vorsitz des Gesamtfördervereins der FH Köln. Viele wichtige Projekte an der Fachhochschule werden erst möglich, weil Adam Wilhelm Klein als Spendensammler überaus erfolgreich ist.

Adam Wilhelm Klein schaut über den eigenen Tellerrand hinaus und pflegt früh Kontakte zu ausländischen Gesellschaften und Hochschulen. Schon in den 1970er Jahren belebt er u. a. als Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Köln den kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Austausch beider Länder. Anfang der 1990er Jahren knüpft die Fachhochschule erste Kontakte zur Universität für Architektur und Bauwesen in Nishnij Nowgorod, Russland. Für das dort eingerichtete Institut für Wirtschaft und Recht übernimmt Adam Wilhelm Klein als Honorarprofessor für Wirtschafts- und Versicherungswirtschaft die Weiterentwicklung der Curricula. Ein von ihm eingerichtetes international besetztes Kuratorium organisiert seitdem – und bis 2009 unter seiner Leitung – den gegenseitigen Studenten- und Dozentenaustausch.

Die „A. Wilhelm Klein Stiftung für Bildung und Ausbildung“, der er seit 30 Jahren vorsteht, unterstützte bisher rund 400 Studierende über die Fachhochschule Köln hinaus bei Weiterbildung und durch Auslandssemester.

Wir sagen Dank, lieber Adam Wilhelm Klein, für Ihr umfangreiches Wirken und überreichen Ihnen den Verdienstorden des Landes.

Henning Krautmacher aus Pulheim (witterungsbedingt nicht anwesend)

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ – ist nicht nur eines der bekanntesten Lieder der Kölner Band „Höhner“, sondern wohl auch eine Lebenseinstellung von Höhner-Frontmann Henning Krautmacher. Seit 1986 ist Henning Krautmacher das Gesicht der Gruppe und trägt als Sänger auch wesentlich dazu bei, den Stellenwert der kölschen Mundart in der deutschen Musikszene zu erhöhen. Aber er nutzt seinen prominenten Status und sein künstlerisches Talent immer wieder auch dazu, sich für verschiedene gesellschaftliche Projekte einzusetzen. So ließ sich Henning Krautmacher bereits 1993 als potenzieller Stammzellenspender bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren und wirbt intensiv dafür, dass möglichst viele diesem Beispiel folgen. Zuletzt war er im April dieses Jahres offizieller Botschafter der DKMS-Kampagne „Mund auf gegen Leukämie“.

Henning Krautmacher hat ein Herz für die Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. So unterstützt er seit 1994 – gemeinsam mit den „Höhnern“ – das Lobby-Restaurant „LoRe“ in Köln. Dies ist ein Restaurant, das Obdachlosen und mittellosen Bürgern täglich ein Drei-Gang-Menü für nur zwei Euro anbietet. Die Musiker schrieben 1994 für dieses Projekt den Song „Alles verlore“ – und seitdem kommt der Verkaufserlös dem Restaurant „LoRe“ zugute. Als Hobbykoch ließ es sich Henning Krautmacher auch nicht nehmen, im März dieses Jahres persönlich mit den Mitarbeitern der Einrichtung für 60 hilfsbedürftige Kölner ein Drei-Gänge-Menü zu „zaubern“.

Selbstverständlich war für ihn auch, anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der „Leverkusener Tafel“ an einem prominenten Show-Kochen teilzunehmen. Und als großer Publikumsmagnet, der er nun einmal ist, verhalf er damit der Tafel zu noch mehr öffentlichem Interesse.

Ganz herausragend engagiert sich Henning Krautmacher seit 2007 für die „Stiftung Lesen“. Selbst Vater, der seinen zwei Söhnen früher viel vorlas, wirbt er als Botschafter, als Vorleser und als prominenter Pate regelmäßig in Kampagnen wie „Lesestart“, „Ride for Reading“ oder „Kölner Leselauf“ für das Lesen und Vorlesen. Die „Stiftung Lesen“ zeichnete ihn mit dem AusLese-Preis 2009 als „Botschafter des Lesens“ aus.

Dem Landrat-Lucas-Gymnasium in Leverkusen-Opladen steht er seit 2010 als Pate für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zur Verfügung.

Last but not least hat sich Henning Krautmacher auch für die artgerechte Haltung von sogenannten Nutztieren eingesetzt. Gemeinsam mit seinen Bandmitgliedern hat er sich als Botschafter des Deutschen Tierschutzbundes vor allem für den Kampf gegen die Käfighaltung von Legehennen engagiert. Mit ihrem Song „Johanna das Huhn“ haben die „Höhner“ dazu auch das passende Lied geschrieben.

Lieber Henning Krautmacher – um den Rahmen nicht zu sprengen, muss ich hier wohl mit der Aufzählung Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten aufhören. Aber sicherlich ist jedem hier Anwesenden längst klar geworden, dass Sie für Ihr besonders vielseitiges ehrenamtliches Wirken auch eine besondere Auszeichnung verdienen, nämlich den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ruziye Malkus aus Castrop-Rauxel

„Man kann viel, wenn man sich nur recht viel zutraut“, das hat einmal Wilhelm von Humboldt gesagt. Zum Glück traut sich Ruziye Malkus etwas zu – und so hat sie viel für Andere tun können. In der anatolischen Großstadt Eskisehir aufgewachsen, erlernte sie den Beruf der Schneiderin, besuchte die Akademie für Design und schloss nach ihrer Ausbildung die Meisterschule ab. 1979 kam sie nach Deutschland – eigentlich, um ihren Onkel in Castrop-Rauxel zu besuchen. Doch sie blieb – und Deutschland wurde ihre neue Heimat. Ab Anfang 1980 arbeitete sie für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die Volkshochschule und gab zunächst Nähkurse für türkische Migrantinnen.

Durch eigene Erlebnisse und Probleme in ihren ersten Jahren in Deutschland geprägt, gründete Ruziye Malkus 1998 den "Internationalen Bildungs- u. Kulturverein für Frauen Castrop-Rauxel e.V." (IBKF), den sie seither ehrenamtlich leitet. Ihr ist es besonders wichtig, ausländischen Frauen zu mehr Selbstständigkeit und finanzieller Unabhängigkeit zu verhelfen. Zu den Angeboten des Vereins gehören Deutschkurse für ausländische Frauen, Schülerhilfe, eine Kindertheatergruppe, Behördengänge, Gymnastikkurse für Frauen, Kinderbetreuung und auch so etwas Originelles wie „Interkulturelles Kochen“. In den von Ruziye Malkus geleiteten Nähkursen, die Frauen unterschiedlicher Nationalitäten besuchen, läuft die Verständigung auf Deutsch, denn die Teilnehmerinnen sprechen verschiedene Muttersprachen. Die unter Anleitung von Ruziye Malkus entworfenen und geschneiderten Kleidungsstücke werden regelmäßig auf Modenschauen präsentiert; der Verkaufserlös kommt der Arbeitsgemeinschaft „Gewalt gegen Frauen“ zugute. Im vergangenen Jahr ist es Ruziye Malkus gelungen, den Wunsch der Frauen nach einem eigenen Garten zu verwirklichen. Seitdem bietet der "Internationale Frauengarten" Raum für Begegnungen. Dort werden Gemüse, Salat und Obst angebaut und die Frauen haben die Möglichkeit, eigene Produkte zu verkaufen, z. B. selbst gemachte Marmelade. Nicht nur türkischstämmige Frauen nutzen die umfassenden Angebote, auch Frauen aus Marokko, Polen und Russland wissen, dass sie im IBKF Hilfe und Unterstützung finden. Ruziye Malkus steht in engem Kontakt mit anderen Vereinen und Verbänden, kooperiert mit der Stadt, mit den Schulen und der Volkshochschule. Auch im Integrationsrat von Castrop-Rauxel ist Frau Malkus aktiv. Bemerkenswert finde ich auch, dass sich Ruziye Malkus in ihrem Engagement von Widerständen nicht bremsen lässt, sondern konsequent an ihrem Einsatz für die Frauen festhält.

Liebe Ruziye Malkus, viele Migrantinnen haben durch Ihr Engagement zu mehr Selbstbewusstsein gefunden. Vielen Dank für Ihren Einsatz, der heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt wird.

Osman Okkan aus Köln

Osman Okkan kommt nach dem Besuch eines deutschen Gymnasiums in Istanbul 1965 zum Studium nach Deutschland und entschließt sich zum Bleiben. Heute ist Osman Okkan ein kritischer Journalist, für viele ein Freund und Gesprächspartner, vor allem aber ein Mittler mit engem Kontakt zur deutschen und zur türkischen Bevölkerung. Osman Okkan hat sich sowohl ehrenamtlich als auch durch seine Arbeit als Journalist in vielen Jahren um die deutsch-türkische Völkerverständigung verdient gemacht. Und natürlich auch um die Integration der in Deutschland lebenden Türken. Ihn beschäftigt aber generell die Frage, wie unsere Gesellschaft mit Minderheiten umgeht. Ob es um Kurden und Armenier geht oder ob er sich für die griechisch-türkische Verständigung einsetzt – immer gelingt es Osman Okkan, eine verbindende Rolle einzunehmen.

Mit seinen Projekten und Filmen über Minderheiten in der Türkei hat er viel zur Sensibilisierung der deutschen und der türkischen Öffentlichkeit in Deutschland beigetragen. Seit mehr als zehn Jahren ist Osman
Okkan aktives Mitglied des Vereins „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ und gehört zu den Mitbegründern des „Kulturforums Türkei-Deutschland e.V.“, das aus einer Initiative von Künstlern, Kultur- und Medienexperten entstanden ist. Osman Okkan ist tragende Säule und Vorstandsvorsitzender des Vereins und initiiert seine Projekte bundes- und sogar europaweit.

Als Redakteur des Westdeutschen Rundfunks und als freiberuflicher Autor hat Osman Okkan über viele Jahre einen Beitrag zum Erfolg des türkischen Radioprogramms „Köln Radyosu“ geleistet. Er selbst ist eine der prägenden Stimmen des Programms und genießt bei vielen Hörerinnen und Hörern große Anerkennung und Respekt.

Lieber Osman Okkan, ich kann mich Ihren Hörerinnen und Hörern nur anschließen. Dialog ist die Basis für erfolgreiches und friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Der Umgang mit Minderheiten ist entscheidend für das Gesamtklima unserer Gesellschaft.

Ich danke Ihnen für Ihr vorbildliches Engagement und verleihe Ihnen dafür gerne den Landesverdienstorden.

Wolfgang Riotte aus Düsseldorf

„Die Vollbeschäftigung bei Behörden ist immer garantiert, denn Beamte schaffen sich gegenseitig soviel Arbeit, dass sie ständig genug zu tun haben.“ Diese Behauptung stammt von Cyril Northcote Parkinson, einem britischen Historiker. Einer, der sich immer bemüht hat, diese Behauptung zu widerlegen, ist der Jurist und Verwaltungsfachmann Wolfgang Riotte. Über 30 Jahre hat er dafür gekämpft, dass der Öffentliche Dienst nicht selbstbezogen, sondern ergebnisorientiert arbeitet. Auch nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst 2003 hilft er weiter dabei, die Abläufe der nordrhein-westfälischen Landesverwaltung zu verbessern und ein neues Dienstrecht zu entwickeln. Viele seiner Vorschläge, Anregungen und innovativen Ideen, die er 2005 vorgestellt hat, haben bis heute Bestand und ganz konkrete Auswirkungen auf staatliches Verwaltungshandeln, so der von ihm angestoßene Vergleich und Austausch zwischen staatlichen und privaten Organisationen. Seitdem suchen Landesverwaltungen regelmäßig seinen Rat bei Fragen zur Verwaltungsstruktur, zur Verwaltungsmodernisierung, zur Personalentwicklung oder zur demographischen Entwicklung.

Sein enormes Fachwissen bringt Wolfgang Riotte seit Jahren in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (AsJ) ein. Er arbeitet im Vorstand der AsJ Düsseldorf-Mettmann-Neuss mit und ist immer wieder landes- und bundesweit als Referent und Ratgeber gefragt. Wolfgang Riotte berät auch das Deutsche Komitee der UNICEF bei komplexen juristischen Problemen. 2008 stellt er als Interimsgeschäftsführer mit einer überarbeiteten Geschäfts- und Organisations-struktur die Weichen für einen strukturellen Neubeginn der UNICEF Deutschland und geht neuerdings auch bei der UNICEF als Ombudsmann Beschwerden nach.

Das wichtige Amt eines Ombudsmanns wird noch einmal an ihn herangetragen: Ich spreche von der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010, die mich bis heute persönlich sehr betroffen macht. Wolfgang Riotte erklärt sich im Sommer 2010 sofort bereit zu helfen. Er wird 1. Ansprechpartner nicht nur für unmittelbar Betroffene. Auch Angehörige der Todesopfer, der Verletzten, Freunde und Bekannte können sich jederzeit mit Fragen und Hilferufen an ihn wenden. Bis heute vermittelt er Kontakte zu Versicherungen, Unfallkassen, Kirchen oder Verbänden. Wolfgang Riotte hat in bewundernswerter Weise ganz vielen Menschen geholfen, die von dieser Katastrophe betroffen waren. Wolfgang Riotte ist eben kein „Schreibtisch-Experte“ weit weg von den Menschen, sondern jederzeit für sie persönlich ansprechbar.

Ich freue mich, lieber Wolfgang Riotte, dass ich Ihnen heute nicht nur von Herzen danken kann, sondern Sie auch mit dem Verdienstorden des Landes auszeichnen darf.

Harald Schartau aus Osnabrück

Harald Schartau ist ein Mensch, der jederzeit bereit ist, einen ganzen Sack abstrakter Theorie gegen eine Tüte praktischen Fortschritt zu tauschen. Ob als Gewerkschaftler, als Wirtschafts- und Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen oder heute als Arbeitsdirektor der Eisen- und Stahlindustrie – immer geht es ihm darum, dass sich die Dinge konkret zum Besseren wenden.

Er hat einmal gesagt: „Das Gefühl für soziale Gerechtigkeit kann man an keiner Hochschule lernen.“ Und selbst wenn das möglich wäre, Harald Schartau hätte es dort nicht lernen müssen, denn er hat es schon früher, gleichsam mit der Muttermilch, aufgenommen. Aufgewachsen in Duisburg-Hochfeld in einer Arbeiterkolonie, engagiert er sich bereits mit 12 Jahren bei den „Falken“. Später macht er eine Ausbildung zum Chemielaboranten, steigt in die Betriebsrat-Arbeit ein und findet nach Studium und Tätigkeit beim DGB „seine“ Wirkungsstätte in der IG Metall. Als Bezirksleiter des IG-Metall-Bezirks, zuerst in Dortmund, dann in Essen und später in ganz Nordrhein-Westfalen, spielt er eine wichtige Rolle bei der „friedlichen“ Fusion von Krupp und Thyssen. In den 1990er Jahren ruft er erstmals Branchendialoge zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ins Leben. Er ermuntert Betriebsräte, auch eine Rolle als Co-Manager zu übernehmen, weil sie so noch mehr von ihrer Kompetenz einbringen können.

Mit seinem Einsatz für maßgeschneiderte, verlässliche Tarifverträge, auch bei Betrieben in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hat Harald Schartau nicht nur für NRW Tarifgeschichte geschrieben.

Einen starken Schwerpunkt seiner Arbeit als Minister legt er auf das Thema Qualifizierung von Arbeitslosen und auf das Thema Lehrstellen. Keine großen Reden halten, sondern hingehen, das ist sein Motto bei unzähligen Besuchen in Firmen, bei denen er darum wirbt, dass sie mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Bei allen Ämtern und Erfolgen hat Harald Schartau nie die Bodenhaftung verloren, er weiß genau, wie viel Großes die sogenannten „Kleinen Leute“ oft leisten. Unermüdlich arbeitet er daran, auch nach seiner Zeit als Minister, dass es eine gute Perspektive für alle geben kann. Seit 2008 kümmert er sich als Vorsitzender des NRW-Kuratoriums für Berufsbildung des Internationalen Bundes insbesondere um Ausbildungsperspektiven für benachteiligte Jugendliche.

Seit vielen Jahren engagiert sich Harald Schartau auch für die Hilfsorganisation FRIEDENSDORF INTERNATIONAL und macht als offizieller FRIEDENSDORF-Botschafter die Arbeit der Organisation bekannt. Ihre Hilfseinsätze geben verletzten und kranken Mädchen und Jungen, die in ihren von Kriegen und Krisen heimgesuchten Heimatländern nicht behandelt werden können, eine Chance zu überleben. Dafür setzt sich Harald Schartau ein und kümmert sich dabei auch um einzelne Schicksale: So ermöglichte er zwei afghanischen Jungen notwendige Operationen und kostenlose Pflege am Dortmunder Knappschaftskrankenhaus.

Lieber Harald Schartau, bei allem, was Sie für Nordrhein-Westfalen und seine Menschen, für soziale Gerechtigkeit und Solidarität in unserer Gesellschaft getan haben, freue ich mich sehr, dass ich Ihnen heute den Landesverdienstorden überreichen darf.

Professor Wolfgang Schulhoff aus Düsseldorf

Klappern gehört zum Handwerk – und das kann der „Handwerker“ Wolfgang Schulhoff besonders dann gut, wenn er für das Handwerk selbst klappert. Der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf wird nicht müde, bei seinen Kollegen, bei Los- und Freisprechungsfeiern
oder vor den örtlichen Handwerksinnungen auf die wichtige Rolle des Handwerks hinzuweisen, z. B. für Ausbildung und Beschäftigung. Wolfgang Schulhoff geht da auch selbst mit gutem Beispiel voran. Sein mittelständisches Handwerksunternehmen ist einer der größten Ausbildungsbetriebe im Raum Düsseldorf. Die guten Prüfungsergebnisse seiner Schützlinge kommen nicht von ungefähr, denn bei schulischen oder sonstigen Defiziten erhalten sie gezielte Förderung: Etwa Förderkurse mit Arbeitsbefreiung, Hausaufgabenhilfen oder theoretische und praktische Übungsmöglichkeiten.

Anfang der 90erJahre ist Wolfgang Schulhoff einer der „Männer der ersten Stunde“ beim Aufbau der Hochschule Mittweida in Sachsen. Er beschafft Lehrmaterial, unterrichtet die Studierenden als ehrenamtlicher Honorarprofessor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre, beispielsweise zum Thema Finanzpolitik, und nimmt als Kuratoriumsvorsitzender Einfluss auf die Einrichtung neuer Studiengänge. Mit einem von ihm 2002 gestifteten Hochschulpreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten mit interdisziplinärem Charakter setzt er einen wichtigen Impuls für wissenschaftliche Exzellenz.

Als Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages (NWHT) engagiert er sich stark für den Mittelstand, z. B. für ein Vergabewesen, das kleineren örtlichen Betrieben mehr Chancen eröffnet, Aufträge zu erhalten. Doch den seit Jahrzehnten politisch für die CDU aktiven Wolfgang Schulhoff bewegen auch ganz andere Dinge: Bereits seit ihren Anfängen 1997/98 begleitet Wolfgang Schulhoff intensiv die Entwicklung der Stiftung Insel Hombroich, der Museumsinsel, die Kunst und Natur so einzigartig miteinander verbindet. Mittlerweile lenkt er ihre Geschicke als Vorstandsvorsitzender.

Lieber Wolfgang Schulhoff, bei einem so umfassenden und wertvollen Wirken für unser Land kann ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes mit großer Freude überreichen.

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