Christenverfolgung 2011 (n,Chr.)
Begegnung mit Christen aus dem Irak
Bewegt zeigte sich Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg „von der großen Dankbarkeit, die mir diesen Sonntag stellvertretend für unser Land NRW von vielen irakischen Christen ausgesprochen wurde, die hier Zuflucht vor Verfolgung und Terror in ihrer Heimat gefunden haben“. Uhlenberg kam in Essen mit mehreren hundert Mitgliedern der chaldäisch-katholischen Gemeinde zusammen, die im Essener Norden für die zahlreichen Flüchtlinge eingerichtet wurde, die NRW 2009 als Teil einer Europäischen Aktion für bedrohte irakische Christen aufgenommen hatte. Im vorausgehenden Gottesdienst, der in Deutsch, Arabisch und Aramäisch gehalten wurde, bedankte sich auch Essens Weihbischof Vorrath bei Uhlenberg „für das ganz wichtige Zeichen, das Sie mit Ihrem Besuch in dieser Gemeinde geben“. Uhlenberg nahm mit großem Ernst auch Fragen und Wünsche der irakischen Exilgemeinde auf, die sich um schwierige Passangelegenheiten und vor allem die Probleme drehten, Ausbildungs-Anerkennungen oder Nachqualifizierungen für Iraker der jüngeren Generationen in Deutschland zu bekommen. Uhlenberg freute sich über die zahlreichen jungen Leute in der Gemeinde. Der Landtagspräsident lud die Gemeinde ein, ihn 2012 im Landtag zu besuchen. „Mir ist wichtig, dass Sie auf dem Weg Ihrer Integration auch unser Parlament erleben und Ihre Fragen auch hier mit Fachleuten besprechen“. Uhlenberg: „Ich bin sicher, für alle hier Angekommenen aus dem Irak gibt es bei uns eine gute Perspektive - wenn sie es wünschen und kräftig lernen und mitarbeiten.“ Der Präsident bat, seinen Besuch auch als Zeichen der Anteilnahme an den bitteren Erfahrungen, die hinter vielen Gemeindemitgliedern liegen und an den Sorgen um Verwandte im Irak zu verstehen. In den letzten zehn Jahren sind rund 1,6 Mio Christen vor islamistischem Terror aus dem Irak geflohen. Zahlreiche Anschläge auf Kirchen und Gemeinden forderten Tote, so im Herbst 2010 allein 52 Opfer bei einem Anschlag auf die Kathedrale in Bagdad. Uhlenberg: „Essen und andere Städte, die Menschen hier und anderswo, die Ihnen zur Seite stehen, können Ihnen die verlorene Heimat nicht ersetzen. Aber diese Städte und Menschen möchten Ihnen das Gefühl und die Gewissheit für eine sichere Gegenwart und gute Zukunft vermitteln. Denen, die diese Hilfe in der Seelsorge, Sozialarbeit, bei Wohnungssuche, Bildung und Berufsfindung organisieren, danke ich herzlich. Sie machen sich um unser Land und um Menschlichkeit verdient. Die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer Religion ist bittere, oft grausame und tödliche Wirklichkeit. Das gilt auch und gerade für Christen in aller Welt. Es ist richtig und wichtig, dass sich der Deutsche Bundestag vor kurzem ausdrücklich mit dieser Frage befasst hat, Verfolgung von Christen verurteilt und die Solidarität Deutschlands mit allen wegen ihres Glaubens Verfolgten unterstrichen hat. Dies ist eine Lehre aus der deutschen Geschichte und ihren dunkelsten Stunden. Glaubens- und Religionsfreiheit sind zentrale Menschenrechte. Jede Verfolgung ist mit unserem Verständnis der Unantastbarkeit dieser Rechte unvereinbar." Uhlenberg schloss die anwesenden Kommunalpolitiker in seinen Dank für die große Welle der Hilfsbereitschaft bei Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, Kommunen, kirchlichen Einrichtungen und Pfarrgemeinden ein. Das Land Nordrhein-Westfalen habe vielen Millionen eine neue Heimat gegebenen, u.a. Auswanderern aus Polen im 19. Jahrhundert, Arbeitssuchenden aus ganz Deutschland, Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, Gastarbeitern und neuen Bürgern aus vielen Ländern Europas und anderswoher. „Menschen die Chance auf ein neues Zuhause, neue Arbeit und Heimat zu geben, ist eine unserer ganz großartigen Traditionen“, so Uhlenberg. Es sei aber auch wichtig und wünschenswert, Rückkehrperspektiven in den Irak zu schaffen und darauf hinzuwirken, dass die religiösen Minderheiten dort wirksam geschützt werden. „Mein Wunsch und der des Landtags ist, dass Sie eine friedliche, frohe Zukunft gestalten können – hier in NRW. Und als Christen auch in einem neuen, demokratischen und wirklichen freiheitlichem Irak“.