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Vor-weg-sehen- Axel Braun und die Energien der Kunst...

Mutig, überraschend und selbstbewusst . . .

Als dritter „Artist in Residence” der RWE-Stiftung präsentiert Axel Braun seine Arbeit zum Thema Wasserkraft jetzt im Turmfoyer in Essen. Mit einem mutigen, überraschenden und selbstbewussten Ausstellungskonzept will der VISIT-Stipendiat sein Publikum über die künstlerische Form zum inhaltlichen Diskurs führen. Das ist ihm bereits mit dem Titel gelungen. Den hat Braun in einer Ausgabe des „Vorwärts” aus dem Jahr 1928 gefunden: „Die Technik muss grausam sein, wenn sie sich durchsetzen will.”

Dominiert wird Brauns Präsentation von zwei übergroßen Fotografien, die den Vajont-Staudamm in Norditalien zeigen, einmal in einer anschaulich-harmlosen Ansicht auf das Architekturmodell und gegenüber als bedrohliches Bauwerk in einer monumentalen Schlucht aus grauem Felsgestein. Das trotz zahlreicher Warnungen realisierte Wasserkraftprojekt in den italienichen Voralpen nordöstlich von Venedig war 1963 Schauplatz eines tragischen Unglücks, als der Monte Toc in den See rutschte. Die Flutwelle danach zerstörte ganze Dörfer unterhalb der Anlage und forderte rund 2000 Menschenleben.

Wo nun die Spannung in der Mitte zwischen Brauns monumentalen Reminiszenzen an diese Katastrophe ihren räumlichen Höhepunkt erreicht, bringt Axel Braun seine Ausstellungsbesucher gleichsam in Sicherheit. Dort suggeriert eine hochrealistisch fotografierte Kontrolltafel aus der Leitwarte des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern die technische Beherrschbarkeit und souveräne Kontrolle eines langen ruhigen Flusses. In zwei Sitzgruppen davor präsentiert Braun sämtliche Ergebnisse seiner akribischen Forschung zum Thema. Mehrere Monate hat er im RWE Konzernarchiv recherchiert, Wasserkraftanlagen in ganz Europa besucht und sechs Arbeitsmappen gefüllt: Erdig gestaltete Bilder-Bücher voller Zitate und Notizen über die komplexe und oft problematische Beziehung von Landschaft und Technik. Ästhetisch das krasse Gegenteil von Hochglanz mit historischem Bildmateral im Kontrast zu aktuellen Fotografien, die sich mit der knirschend analogen Körnung und Blässe abgelaufener Farbfilme mitunter im Nebel des malerischen Ungefähren verlieren.

Besucher willkommen.

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