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Papst fühlt sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und sucht bei einem irdischen deutschen Gericht Schutz.

Für viele Leser der Gazetten ist
dies allein schon Satire, denn der "Staatschef" des Vatikans tritt vor dem
Landgericht Hamburg gegen ein Satiremagazin an. Erzbischof Angelo
Becciu vom Vatikanischen Staatssekretariat übermittelt den päpstlichen
Klageauftrag gegen das Magazin Titanic an die Bonner
Rechtsanwaltskanzelei Gernot Lehr, hochrangige Beachtung für ein
kleines Satireperiodikum...
"Könige, Päpste und Machthaber müssen es aushalten." urteilt Christopher Onkelbach von der
WAZ in einem Kommentar und steht damit einig mit dem Deutschen Journalistenverband,
dessen Vorsitzender Michael Konken die derzeitig durch die Medien verbreitete Darstellung des
Papstes in der Satirezeitschrift Titanic als zulässige Satire beurteilt. Die einstweilige Verfügung
des Landgerichtes Hamburg ist eben kein letztes Urteil und über Geschmack lässt sich eben
auch nicht per Gerichtsurteil ein letztes Dogma finden.
Immerhin schlägt die umstrittene Papstdarstellung hohe Wogen, der CSU-Politiker Thomas
Goppel würde dem Chefredakteur der Titanic gar persönlich die "Lizenz zum Schreiben
entziehen". Bei Störungen der öffentlichen Ruhe werden also sehr tiefgründige
Demokratieeinstellungen bloßgelegt. "So gehe man nicht mit Menschen um, mit dem Papst
schon gar nicht", erklärte Goppel der Nachrichtenagentur dapd. Also, was unterscheidet
Benedikt von den Allgemeinsterblichen?
Jede Person des öffentlichen Lebens droht die Gefahr des durch den
"Kakao-gezogen-werdens", sei es im Karneval, als auch in einem Satiremagazin. Eine
barbusige Kanzlerin ist in einer katholischen Karnevalshochburg unproblematischer
Gegenstand des Schmunzelns, der Papst als Karrikatur infolge eines päpstlichen Skandals
sakrosankt? Wenn es um die Durchsetzung von vermeintlichen Rechtsansprüchen geht, ist der
Römische Stuhl jedenfalls dem Irdischen untergeordnet, der Papst lässt seinen
Geltungsanspruch durch ein Landgericht mit Hilfe eines Verbotes durchsetzen. Eigentlich macht
dies den Papst ja nun wieder leichter verstehbar, denn "heilig", was soviel wie "gehöht" heißt, ist jemand nur von denen, die ihn in dieser Rolle ohne Not anerkennen. Und die Zahl derer wird
von Jahr zu Jahr weniger, mit den bekannten Folgen für eine schrumpfende Institution, die sich unter seiner Führung immer mehr auf basale Dogmen zurückzieht. Der laizistischen
Bevölkerung, für die die kirchlichen Geltungsebenen keine Bedeutung haben, kann da eben nur durch die Anrufung eines Gerichtes Respekt abverlangt werden. Ob dies klug ist, ist
ebensowenig zu beantworten, wie die Frage des Geschmacks der von Titanic betriebenen Satire.
Die Leser dieses Magazins reagieren nun intensiv (online-Eilanträge an den Vatikan zur Kondombenutzung und andere Aktionen) und die Person des Papstes dürfte wohl über längere Zeit im Mittelpunkt des Interesses stehen. Natürlich werden in diesem Kontext auch wieder die
kirchlichen Vergehen mit Abhängigen zum Thema, denn Opfer und Kirchenkritiker sehen die
innerkirchliche Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen als nicht ausreichend an. Wenn dem Oberhirten schon eine Satire schmerzt, warum sollte der Gläubige eigentlich "die andere Wange hinhalten"? Das christliche Selbstverständnis erscheint dort seine Grenze zu finden, wo
der kirchliche Machtapparat nicht einmal angekratzt wird, im Satiremagazin. Man mag dem philosophisch ausgebildeten Benedikt bessere Ratgeber wünschen. Sich gemein zu machen
und wie ein Schlagersternchen mit Betroffenheit über ein sehr begrenzt wahrgenommenes Magazin zu klagen, wäre es nicht der Papst, es wäre lächerlich. Immerhin, die Moral liegt
diesmal in den Händen von Juristen. Die Titanic hats jedenfalls besser als Heinrich, sie muß nicht nach Canossa, Hamburgs Landgericht macht schon das, was nach dem jetzigen Mediensturm noch übrig bleibt.
Anmerkung unserer Redaktion: Wir verzichten in Anbetracht kirchlicher Empfindlichkeiten auf eine geplante Karrikatur zum Thema, da sie den Papst in sicher nicht ausreichender Distanz zur geschichtlich bekannten Inquisition abgebildet hätte.
Wir bitten unsere Leser um Verständnis, einer finanziellen Strafandrohung durch die Kirche wollen wir uns nach der Erfahrung der Titanic-Redaktion nicht aussetzen.
- Zitat- die Erle- NRW-

ww.dieerle.de

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