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Der Mensch erstellt seine Zukunft in der Vergangenheit- NASA trauert

Der erste Raumfahrer, der an jenem Oktobertag im Jahr 1969 vor der Beethovenhalle in Bonn erscheint, ist ein kleiner Junge im Astronautenanzug. Kurz darauf treffen auch die richtigen Raumfahrer ein, längst nicht so attraktiv in ganz normalen Anzügen gekleidet. Die Zuschauer spenden begeistert Beifall, was insbesondere einen der drei Astronauten, Neil Armstrong, kaum zu berühren scheint. Er hält sich lieber im Hintergrund, sollen sich doch die beiden andern, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael „Mike“ Collins, in der Menge baden.

Schon auf der damaligen Weltreise der Mannschaft von Apollo 11 – der ersten Mission, bei der Menschen einen andern Himmelskörper betraten – fiel auf, dass die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa mit der Wahl Armstrongs zum Kommandanten dieses Raumschiffs jedenfalls aus der Sicht der herkömmlichen Gesetze der Werbung nicht den Hauptgewinn gezogen hatte. Denn eine oberflächliche Begeisterung vorzutäuschen lag dem ehemaligen Testpiloten fern, der sich vor allem bei der Erprobung von Hochgeschwindigkeits-Flugzeugen bewährt hatte. Aber gerade durch seine Zurückhaltung hat der Astronaut, der auch in lebensgefährlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte, die Herzen unzähliger Menschen erobert.

Dass Armstrong in die Geschichtsbücher eingegangen ist, hat er – verkürzt gesagt – dem Kalten Krieg zu verdanken. Die Amerikaner hatten schon wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geplant, Satelliten zu bauen, und wegen ihrer hoch entwickelten Technik fest angenommen, dass sie als erste in den Weltraum vorstoßen würden. Aber dann kam es anders. Den ersten Satelliten - Sputnik 1 – schoss die technisch als rückständig geltende Sowjetunion ins All. Das erste Lebewesen, das in einem Raumschiff die Erde umrundete, war die „rote“ Hündin Laika. Und auch der erste Astronaut, Juri Gagarin, war ein Herold des Kommunismus. Moskau drehte dem Westen ein ums andere Mal eine lange Nase.

Präsident Kennedy musste daraufhin reagieren und verkündete am 25. Mai 1961, bis zum Ende des Jahrzehnts sollten Amerikaner auf dem Mond landen und sicher wieder zur Erde zurückkehren - zu einer Zeit, als es noch Forscher gab, die glaubten, dass eine Landung auf dem Erdtrabanten wegen einer meterdicken Staubschicht gar nicht möglich sei. Der Sowjetunion traute man eine derart komplexe Mission sowieso nicht zu.

In seiner halboffiziellen Chronik der Apollo 11-Mission, in dem Buch „Auf dem Mond ein Feuer“, hat Norman Mailer das mit dem Satz kommentiert: „Aller Wahrscheinlichkeit nach hörte der Mond nicht zu, aber wenn er tatsächlich Empfänger und Sender für alle Mondsüchtigkeit und allen Wahnsinn ist, dann hat er die USA seitdem zumindest nicht mehr ignoriert.“ Und ergänzend hat Mailer einiges aufgezählt, was die Amerikaner von Kennedys Verkündung der Mondpläne an bis zur ersten bemannten Mondlandung bewegt hat: der Krieg in Vietnam, brennende schwarze Gettos, Hippies, Rauschgift und unzählige Studentenrevolten und nicht zuletzt eine ganze Sexualrevolution. Konnte man all das ignorieren und sich für den Mondflug begeistern – wenn nicht aus Sicht des Kalten Krieges?

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