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Schlesien vom Wasser aus entdecken

Bei einer Kreuzfahrt auf der Oder können Urlauber in knapp zwei Wochen eine eindrucksvolle Kultur- und Naturlandschaft entlang der deutsch-polnischen Grenze erleben. Von Berlin aus fährt das Flusskreuzfahrtschiff über Kanäle ins Odertal. Die Reisenden sehen die malerischen Ufer sanft vorbei gleiten. Ausflüge machen die reiche Geschichte der Region bewusst und lassen die Gäste Städte wie Breslau oder Frankfurt/Oder ganz individuell erleben. Vom Sonnendeck aus genießen die Reisenden die Flussfahrt und tauchen in eine ganz besondere – selten besuchte - Region im Herzen von Europa ein.

Für die meisten Gäste beginnt die Oderkreuzfahrt in Berlin. Nach der Ankunft in der Metropole nutzen viele Kreuzfahrtgäste die Gelegenheit zu einem Bummel durch die Hauptstadt. Fußläufig vom Hauptbahnhof liegen nicht nur das Brandenburger Tor und der Reichstag, sondern auch die Museumsinsel und zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten. Am Nachmittag beginnt die Einschiffung in Berlin-Tegel. MS „Sans Souci“ hat am Anleger an der Greenwich-Promenade festgemacht. Nach dem Empfang an Bord hat wer möchte noch Zeit den Vorort mit seinen zahlreichen Restaurants und Cafés kennen zu lernen und durch die Parkanlagen am Tegeler See zu bummeln.

Mit 41 Kabinen und Platz für 81 Gäste hat die im Jahr 2000 gebaute „Sans Souci“ genau die richtige Größe für eine gute Mischung aus persönlichem Service und Komfort. Das Schiff hat einen geringen Tiefgang und flexible Aufbauten, sodass es auch niedrige Brücken passieren und entlegene Flussregionen erreichen kann. An Bord ist trotzdem Platz für ein Restaurant, in dem alle Gäste gemeinsam sitzen können und für eine elegante Panorama-Lounge gleicher Größe. Bei schönem Wetter ist das sich über das ganze Schiff erstreckende Sonnendeck mit Stühlen, Sesseln und Liegen Anziehungspunkt für die meisten Urlauber. Die mit 11-12 m² kompakten Kabinen bieten alles, was man für den Aufenthalt an Bord braucht. Dazu gehören nicht nur ein vergleichsweise geräumiges Badezimmer mit einer Dusche, die nach Sekunden die gewünschte Wassertemperatur bietet, sondern auch reichlich Platz in den Schränken, ein Tresor, Satelliten-TV, Föhn und ein Telefon. Lediglich bei den einzeln stehenden Betten muss man Kompromisse machen. Die bequemen Schlafgelegenheiten werden vom Personal tags hochgeklappt und verwandeln das Schlafzimmer in einen Wohnraum. Abends – und bei Bedarf auch zwischendurch – klappt das Servicepersonal die Betten dann wieder aus, damit die Gäste es sich gemütlich machen können. An Bord der „Sans Souci“ gibt es im Foyer gleich neben der Rezeption eine kleine Sitzecke mit Bibliothek sowie unter Deck einen mit einem Trainingsfahrrad ausgestatteten Fitnessraum. Wer mag, kann an Bord Wellness-Angebote wie Massagen, Make-up und Kosmetik buchen und sich besonders verwöhnen lassen. Den Weg als Ziel begreifen, empfiehlt Kreuzfahrtleiterin Irene Fehrmann. An Bord sorgen sie und ihr Team für persönlichen Service und Wohlfühlatmosphäre. Auch kulinarisch überzeugt die „Sans Souci“. Bereits beim Frühstück wählen die Reisenden aus je zwei Alternativen für den Hauptgang, welches Menü sie am Mittag (3 Gänge) und am Abend (4 Gänge) genießen möchten. Dabei werden traditionelle Delikatessen, kreative Leckerbissen und regionale Spezialitäten angeboten. Oft riecht man den gebratenen Speck oder den Fisch für die nächste Mahlzeit schon vorher an Deck oder auch in der Lounge. Kaffee und Kuchen am Nachmittag und ein kleiner Nacht-Snack runden das kulinarische Angebot ab. Auch in Sachen Umweltschutz setzt MS „Sans Souci“ Standards. In der letzten Winterpause wurde eine zertifizierte Abwasserreinigungsanlage eingebaut, die gänzlich ohne Chemikalien auskommt. Auch bei der Auswahl der modernen Motoren wurde auf Umweltverträglichkeit geachtet.

Am nächsten Morgen heißt es „Leinen los!“. Kapitän Peter Grunewald steuert sein Schiff vom Tegeler See in Richtung Oder-Havel-Kanal. Vom Sonnendeck aus sehen die Gäste exklusive Villen, malerische Bootsstege und schöne Gärten. Am Kanal verändert sich das Ufer. Hier gibt es an den befestigten Ufern vereinzelt Industrieanlagen und hohe Bäume zu sehen. Die erste Schleuse nähert sich. In Lehnitz wird das Schiff mit der Kraft des Wassers um 5,65 Meter abgesenkt. Später erleben die Gäste ein Meisterwerk der Ingenieurkunst. Das Schiffshebewerk Niederfinow aus dem Jahr 1934 überwindet einen Höhenunterschied von 36 Metern. Dazu fährt die 82 Meter lange und 9,5 Meter breite „Sans Souci“ in einen Trog mit Wasser. Dieser wiegt 4.290 Tonnen und wird mit Hilfe von 256 Drahtseilen und 192 Gegengewichten mit einer Geschwindigkeit von 12 cm pro Sekunde bewegt. Anschließend geht die Fahrt weiter nach Oderberg. Sehenswert in der kleinen Stadt sind das Schiffsmuseum direkt am Ufer und die neugotische Kirche aus dem 19. Jahrhundert. Manche Überraschung versteckt sich am Wegesrand. Dazu gehört neben schön gestalteten Gärten und Fassaden auch ein mitsamt Koffern rot lackiertes Fahrrad in der Nähe des Anlegers.

Über Nacht bleibt das Schiff in Oderberg, sodass die Gäste den Tag an Bord oder in der Stadt ausklingen lassen können. Am nächsten Morgen geht die Fahrt weiter in Richtung Oder, die nach der Passage der Schleuse Hohensaaten erreicht wird. Gegen Mittag erreicht das Schiff den Kulturhafen Groß Neuendorf. Neben einem alten Verladeturm beeindrucken historische Bahnwaggons direkt am Ufer. Diese erinnern an die Geschichte der Stadt als Umschlaghafen für Braunkohle und Salz. Heute ist es still geworden in Groß Neuendorf. Ein Spaziergang zur Kirche und zum Friedhof mit seinen teils historischen Grabsteinen lohnt sich. Während das Schiff weiterfährt, entscheiden sich viele Gäste für einen Busausflug durch das Oderbruch zu den Seelower Höhen. Wo sich einst die Oder mit vielen Windungen durch ein Sumpfgebiet schlängelte und heute das Zwitschern der Vögel nur gelegentlich von einem Auto gestört wird, kämpften gegen Ende des zweiten Weltkriegs mehr als eine Million Soldaten. Daran erinnert die Gedenkstätte mit einer multimedialen Ausstellung. Im Außenbereich kann man ein Ehrenmal auf dem Soldatenfriedhof der Roten Armee besuchen und historisches Kriegsgerät besichtigen. Der Ausflug führt anschließend nach Frankfurt an der Oder. Auf dem Weg berichtet der Gästeführer, wie Friedrich der Große das Land einst der Oder abtrotzte und es von freien Bauern im 18. Jahrhundert erstmalig besiedelt wurde. Kraniche und Rehe sind am Rand der Alleen zu sehen. Weite, flache Felder lassen den Blick in die Ferne schweifen. Später kommt der Bus in Frankfurt an der Oder an, wo das Schiff direkt in der Innenstadt neben der Friedensglocke liegt. Beim Rundgang durch die 58.000-Einwohner-Stadt sieht man das in norddeutscher Backsteingotik erbaute Rathaus aus dem Jahr 1253. An dessen Dachfirst erinnert ein Hering an den mit dem Salz verbundenen einstigen Reichtum der Hansestadt. Gegenüber kann man in der Kirche St. Marien, der ehemaligen Hauptpfarrkirche der Stadt, die eindrucksvollen mittelalterlichen Bleiglasfenster mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte, dem Leben Christi und der Antichristlegende bewundern. Die Kirche selbst wurde im Krieg stark zerstört, sodass ihre anderen Kunstschätze wie der Altar, ein Kerzenleuchter oder eine Bronzetaufe heute in der Sankt-Gertraud-Kirche zu sehen sind. Am ehemaligen Hafen ist die von Kaufleuten und Fischern errichtete Kirche St. Nicolai, in 1929 umbenannt in Friedenskirche, mit den Doppeltürmen der eigentliche Ursprung der Stadt. In der Nähe führt die Brücke der Freundschaft ins polnische Slubice, das mit Frankfurt/Oder eine europäische Doppelstadt bildet. Frankfurt ist Sitz der Europa-Universität Viadrina, an er junge Leute aus rund 80 Ländern studieren. Wer gut zu Fuß ist, kann bei schönem Wetter von der Uferpromenade aus zur Insel Ziegenwerder flanieren und sich auf dem Rückweg die liebevoll dekorierten und restaurierten Häuser in der Fischerstraße anschauen.

Am nächsten Morgen geht die Reise weiter. Bei schönem Wetter kann man durch das Umland mit seinen alten Apfelsorten und durch das Naturschutzgebiet Schlaubetal einen Ausflug in den Spreewald machen. Die Naturlandschaft mit ihrem fein gegliederten Netz aus Flussarmen mit einer Gesamtlänge von 970 Kilometern gilt als kleines Naturwunder. Heute ist die einst nur mit Kähnen passierbare Region auch mit Straßen erschlossen, sodass die Boote fast nur noch als Touristenattraktion dienen. Rund 750 Fährmänner sind von Lübben und den anderen Orten im Spreewald aus mit reiner Muskelkraft und ihren vier Meter langen Stangen („Rudel“) und jeweils bis zu 25 Gästen unterwegs. Am Ufer der kleinen Kanäle sind Heuschober zu sehen, die an die Zeit erinnern, in der man aufgrund des nassen Bodens keine Scheunen bauen konnte. Bissspuren an vielen Bäumen zeugen davon, dass hier nicht nur 35 Fischarten, sondern auch Bieber heimisch sind. Auf den Kähnen genießen die Gäste das Wetter, die Landschaft und den Geschmack der Spreewald-Gurken. Sand, Wald und Wasser charakterisieren die Gegend, die Theodor Fontane einst zu seinem Text „Wanderung durch die Mark Brandenburg“ inspirierte. In Fürstenberg, einem Vorort von Eisenhüttenstadt, kommen die Ausflügler wieder an Bord. Am Ufer sind kurz darauf auf polnischer Seite vier Brückenbögen der im Februar 1945 von deutschen Soldaten gesprengten Oderbrücke zu sehen. Am Nachmittag steuert das Schiff den ersten polnischen Hafen an. In Krosno Odrzanske (Crossen), einer Stadt deren Geschichte bis zurück ins 13. Jahrhundert reicht, ist die barocke Marienkirche am anderen Ufer ein lohnendes Ausflugsziel. Auf dem Weg durch die Stadt und von der Brücke aus, kann man den nächtlichen Sternenhimmel bewundern.

Nach dem Frühstück legt das Schiff ab macht sich auf den Weg nach Bytom (Beuthen). Vorbei an den Überresten der Stadtmauer und der Hedwig-Kirche aus dem 13. Jahrhundert macht sich der Bus auf den Weg nach Zielona Góra (Grünberg). Am Wegesrand sind auf Masten und Häusern immer wieder die Nester von Storchenpaaren zu sehen. Diese können ein Gewicht von mehreren Tonnen erreichen. Während der Fahrt wandelt sich die Landschaft von Feldern und Wiesen zu dicht gewachsenem Kiefernwald, in dem die Einheimischen im Herbst Pilze sammeln. Später erreicht man die auch für ihren Wein bekannte Universitätsstadt Grünberg. 1826 wurde hier der erste Champagner in dieser Region hergestellt. Am Rande des Stadtzentrums steht auf einem Weinberg ein Palmenhaus. Von dort kann man das Stadtpanorama besonders gut sehen. In der Stadt verteilt sorgen 30 Miniaturfiguren, die den Weingott Bacchus auf ganz unterschiedliche Weise zeigen, nicht nur bei Kindern für Freude. Sehenswert sind auch der 54 Meter hohe, gelbe Rathausturm und der spätgotische Hungerturm mit seiner barocken Kuppel, in dem sich heute eine Kunstgalerie befindet. Bis es durch einen kaiserlichen Befehl verboten wurde, fanden gleich daneben zu Zeiten des 30jährigen Kriegs die gefürchteten Hexenprozesse statt. Geht man weiter durch die Stadt mit den hübschen Bürgerhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, zeigt eine Pflasterung in der Fußgängerzone den Verlauf der ehemaligen Wehrmauer, die die Stadt mit einem 800 Meter langen Ring umgab. Wer Zeit hat, kann im Museum des Lebuser Landes mit seinen 17.000 Exponaten eine Dauerausstellung zum Weinbau, historische Uhren und Glasmalerei sehen. Das angeschlossene Foltermuseum erinnert an die teils düstere Vergangenheit der Stadt. Dann geht die Busfahrt weiter nach Cigacice (Odereck). Dort gehen alle Gäste wieder an Bord und fahren dann gemeinsam mit dem Schiff nach Bytom (Beuthen). Schwäne, Kormorane und Enten begleiten das Schiff, das mit einer Geschwindigkeit zwischen sechs und zehn Stundenkilometern fast unmerklich durch das Wasser gleitet. Höhe Bäume, Erlen, Weiden, Eschen und Pappeln, säumen mit ihren markanten Stämmen und Kronen das Ufer und lenken die Blicke auf sich und in die Weite der friedvollen Landschaft.

Von Beuthen legt das Schiff bereits vor dem Frühstück ab, sodass die meisten Gäste erst bei der Ankunft in Glogów (Glogau) an Deck gehen. In der Stadt aus dem 13. Jahrhundert beginnt ein Busausflug in das Riesengebirge an der Grenze zwischen Polen und Tschechien. Auf dem Weg durch die hüglige Landschaft fährt der Bus vorbei am regionalen Zentrum Legnica (Liegnitz) mit dem sanierten Stadtkern und dem Städtchen Jawor (Jauer) mit Burgruine und evangelischer Friedenskirche. Im Gebirgsvorland zeugen verschiedene Burgen wie die in Swidnica (Schweidnitz) von der wechselhaften Geschichte der Region, in der der Sage nach der Berggeist Rübezahl leben soll. Doch zunächst macht der Bus Station in Gerhard Hauptmanns Refugium in Agnetendorf, das heute zur Stadt Jelenia Góra (Hirschberg) gehört. Der Nobelpreisträger für Literatur („Die Weber“) lebte und arbeitete bis zu seinem Tod 1946 in Haus Wiesenstein. Besichtigen kann man nicht nur den Garten mit Blick auf die Gipfel des Gebirges, sondern auch die reich ausgemalte Paradieshalle im Eingangsbereich des Jugendstil-Hauses und einige Räume im Erdgeschoss. Bei der weiteren Busfahrt kommt man in Gebiete, in denen sich auch außerhalb des Winters Schneereste halten. Skischanzen und Loipen für Lang- und Abfahrtslauf charakterisieren das sich anschließende Skigebiet im Riesengebirge. Nicht weit von der Straße liegt bei Karpacz (Krummhübel) die Stabholzkirche Wang. Das architektonische Schmuckstück wurde auf Wunsch der Gräfin von Reden und des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV im Jahr 1842 aus Norwegen ins Riesengebirge gebracht. Die Kirche ist wie die klassischen Wikingerschiffe ohne Nägel und nur mit Holzdübeln gebaut. Mit Schnitzereien verzierte Portale, Säulen und ein sehenswertes Taufbecken gehören genauso zur Kirche wie ein hölzerner Laubengang. Auf dem Weg zurück zum Bus sieht man an sonnigen Tagen den Gipfel der 1.603 Meter hohen Schneekoppe. Nach kurzem Aufenthalt geht es mit dem Bus weiter nach Hirschberg. Die reich ausgestattete Gnadenkirche, nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche in Form eines griechischen Kreuzes erbaut, das Stadttor und der Marktplatz mit den gut erhaltenen Fassaden der Bürgerhäuser mit Laubengängen sind die besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt am Fuße der schlesischen Alpen. Am Abend geht es zurück zum Schiff. Beim Abendessen tauschen sich die Gäste in angenehmer Atmosphäre über ihre Tageserlebnisse und weiteren Pläne aus.

Das nächste Ziel der Reise ist die Metropole Wroclaw (Breslau). Je nach Wasserstand der Oder wird die viertgrößte Stadt Polens entweder mit dem Schiff oder mit dem Bus erreicht. Auf der Strecke sieht man in der Ferne die Fördertürme zahlreicher Bergwerke. Am Waldrand und auf den Feldern stehen Rehe. Da Störche in Polen als Glücksbringer gelten, sind ihre Nester auch im Umland von Breslau gern gesehen. Rund um die Stadt schaffen fruchtbare Böden ideale Voraussetzungen für anspruchsvolle Pflanzen und Obstkulturen. Heute ist Breslau eine Stadt der angenehmen Kontraste. Historische Bausubstanz mischt sich mit Neubauten zu einer gelebten Geschichte des Neubeginns. Neben dem Breslauer Dom - der gotischen Kathedrale St. Johannes - und dem Rathaus, kann man das klassizistische Opernhaus sowie die Jahrhunderthalle besuchen. Mit der Aula Leopoldina verfügt die Universität über einen der größten Barocksäle Europas. Der im 2. Weltkrieg schwer beschädigte Dom wurde in den folgenden Jahrzehnten wieder aufgebaut. Besucher sollten besonders die drei Kapellen besichtigen, die sich hinter dem Chor befinden. Elisabethkapelle, Marienkapelle und die Kurfürstenkapelle blieben im Krieg unzerstört und sind herausragend ausgestattet. Wandbilder und Skulpturen beeindrucken die Besucher der Kirche bis heute. Hörenswert ist die Sauer-Orgel, die mit über 10.000 Pfeifen für eindrucksvolle Klänge sorgt und heute die größte Orgel Polens ist. Symbol der Stadt Breslau sind Zwerge, die nicht nur als Wandgemälde, sondern auch in Form kleiner Skulpturen in der Stadt der 360 Brücken verteilt sind. Diese erinnern an den Widerstand der Bürger gegen die Staatsmacht zu Zeiten des Totalitarismus. Zurück an Bord genießt man das Abendessen, lauscht den Klängen des Bordmusikers oder geht ein paar Runden über das Sonnendeck. Der nächste Tag eignet sich für einen weiteren Ausflug. Je nach Reiseroute stehen Krakau oder Poznan (Posen) auf dem Programm.

„Dzien dobry“ heißt es früh am nächsten Tag, denn Posen liegt rund zwei Busstunden entfernt von der Oder. Auf dem Weg kommt der Bus vorbei an der 2010 geweihten, größten Christus-Statue der Welt. In Posen erstrecken sich auf dem Platz der ehemaligen Festungsmauern stark befahrene Alleen. Die Geschichte der lebhaften Messestadt geht zurück bis ins Mittelalter. Sehenswert sind die Altstadt, der auch in der Mitte bebaute Marktplatz und die Kathedrale. Das ehemalige kaiserliche Residenzschloss ist heute Kulturzentrum. Um das Jahr 1800 lebte der bekannte Schriftsteller und Komponist E.T.A. Hoffmann in Posen und arbeite als Jurist am Gericht bis er wegen von ihm gezeichneter Cartoons aus der Stadt verwiesen wurde. Kulinarisch kennenlernen kann man die Stadt, wenn man die typischen Mandelhörnchen mit Nussfüllung oder gefüllte Maultaschen mit Jägerkraut probiert. Architektonisch inspirieren die Kontraste aus preußischer Monumentalarchitektur und polnischem Baustil. Eine dunkle Prangersäule aus dem 16. Jahrhundert auf dem Marktplatz weist den Weg zum historischen Rathaus. Täglich um 12 Uhr öffnet sich das Portal oberhalb der Uhr und erlaubt den Blick auf zwei Ziegenböcke, die die Stadt der Legende nach vor dem Feuer gerettet haben sollen. Eine monumentale dreischiffige Jesuitenkirche beinhaltet nicht nur eine der wenigen weltweit noch aktiven Ladegast-Orgeln, sondern auch eine Schein-Kuppel, die durch die Kunstfertigkeit der Maler real nicht vorhandene Tiefe andeutet. Die Schönheit der Stadt an der Warthe begeistert die Reisenden, die sie in kurzer Zeit intensiv erlebt haben.

Nach der Rückkehr geht die Reise zurück in Richtung Berlin. Bei Sonnenschein kann man das Naturschauspiel des sich immer wieder verwandelnden Ufers von Deck aus genießen. Bei kälteren Temperaturen bieten die Panoramafenster des Salons einen fast vergleichbaren Eindruck. Durch zahlreiche Flusswindungen geht es flussabwärts durch das Vogelparadies. Bäume und Gehöfte an den Ufern durchbrechen die Weite der Landschaft. Binsen an ruhigen Flussabschnitten und unter Wasser stehende Wiesen erinnern an die Entstehung des heutigen Odertals aus einer sumpfigen Landschaft. „Man reist nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“, wusste schon Kosmopolit Goethe. Wer Zeit auf dem Schiff verbringt, den Blick über die Ufer schweifen lässt und dem Vogelgezwitscher lauscht, weiß was er gemeint hat. Natürlich kann man die Zeit an Bord auch mit einem Buch, einem Cocktail oder mit dem Golfschläger in der Hand verbringen und den Tag genießen. Im Salon spielt der Bordmusiker Klassiker aus aller Welt und am Abend wartet das festliche Kapitänsdinner auf die Gäste.

Am nächsten Tag geht die entspannte Schifffahrt weiter. In Großneuendorf verlassen einige Gäste das Schiff, um nach einer Busfahrt durch das Oderbruch das Kloster Chorin zu besuchen. Die Anlage wurde von den Zisterziensern als Männerkloster errichtet und beherbergte einst 480 Mönche aus allen Gesellschaftsschichten. Im 30jährigen Krieg wurde das Kloster zerstört. Den Verfall stoppte erst Friedrich Wilhelm III. Heute ist die Klosteranlage Spielort für Konzerte und Standort von Kloster- und Mittelaltermärkten. Bei einem Rundgang durch die Klosteranlage erschließt sich die besondere Atmosphäre dieses seit Jahrhunderten religiös geprägten Ortes. Auf dem Rückweg besuchen die Gäste Angermünde. Die Ackerbürgerstadt mit historischer Altstadt und Marktplatz mit vielen schmucken Fachwerkhäusern hat sich ihren Charme bewahrt. Im landschaftlich reizvoll gelegenen Oderberg gehen die Reisenden dann wieder an Bord ihres schwimmenden Hotels und durchfahren noch einmal das Schiffshebewerk. Von dort geht es über die Kanäle weiter zum Klinkerhafen Lehnitz. Dort beginnt ein Ausflug in den Wildpark Schorfheide und zum Schloss Oranienburg. Mit einer Kutsche fahren die Gäste durch den Park und beobachten in großzügigen Gehegen Elche, Wölfe, Fischotter Rotwild und andere einheimische Tiere. Schloss Oranienburg zählt zu den bedeutendsten Barockbauten der Mark Brandenburg. Im Schlossmuseum sehen die Besucher Wandteppiche, Prunksilber und eine historische Sitzgruppe aus Elfenbein. Bei der Busfahrt erfahren die Gäste Bewegendes: Verborgen in den Wäldern wurden dort vor, während und auch nach dem 2. Weltkrieg Gräber angelegt, um die Opfer der Regimes zu verscharren. Zurück an Bord geht es bei Henningsdorf. Das ehemalige Fischerdorf bietet Gelegenheit zum Einkauf und zu einem Spaziergang über Teile des Berliner Mauerwegs. Einige Stunden später macht MS „Sans Souci“ fest in Berlin am Spandauer Burgwall. Bei der 12tägigen Schiffsreise über „Mutter Oder“, die Lebensader Schlesiens konnten die Reisenden tief in die Geschichte und die Weite der Natur eintauchen. Eine Begegnung mit Land und Leuten hat neue Horizonte geöffnet. Unverhoffte Entdeckungen haben für Staunen gesorgt. Abschalten und Wohlfühlen sind an Bord des schwimmenden Hotels Wirklichkeit geworden. „Die Welt ist viel zu schön und abwechslungsreich, um zu Hause zu bleiben“, ist nach dieser Reise einhelliger Tenor. MS „Sans Souci“ ist von Berlin aus nicht nur nach Breslau, sondern auch nach Prag, Stralsund und Hamburg unterwegs. Denn nicht nur der 866 km lange Flusslauf der Oder hat viel zu bieten.

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