Leben mit Demenz in Erlangen

Die Teilnehmer eines ersten umfassenden Informationstages am 8. April zum Thema Demenz in Erlangen mussten viel Sitzfleisch mitbringen. Vier Stunden Wortbeitrag standen auf der Agenda. Veranstaltungsort war der große Ratssaal der Stadt. Trotz des ernsten Themas und trotz des sommerhaften frühen Nachmittages strömten die Interessierten in Scharen. Wohl 200 Zuhörer drängten sich in die Halle und auch die offene Eingangstüre war von Besuchern stark bedrängt. Den Auftakt der Fachvorträge über nahm Frau Prof. Dr. Sabine Engel von der Gedächtnisambulanz des Klinikums am Europakanal. Sie listete typische Ersterscheinungsbilder von Demenz auf: höhere Zeitaufwand für beliebige Tätigkeiten, Entscheidungsprobleme, Schwierigkeiten des Verständnisses bei Gesprächen, Wortfindungsprobleme, Angst vor Kontrollverlust und mehr. Je nach Vorgeschichte erlebt jeder seine eigene individuelle Demenz. Auch die persönlichen Bewältigungsstrategien stehen im engen Zusammenhang mit dem jeweiligen individuellen Wertegang. Der Einschnitt zeigt sich aber auch für Angehörige, Freunde und Bekannte. Sie möchten das Frühere festhalten, das Aktuelle verharmlosen und scheuen den Blick auf einen langen Weg des Abschiednehmens. Auch wenn es schwer fällt, so ist der Weg zur einer verbindlichen Diagnostik der erste und entscheidende Schritt. Demenz ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Möglichkeiten eines Krankheitsverlaufs.

Ein ganz anderes Kapitel schlug Frau Helga Rohra auf. Als Betroffene schilderte sie 60 Minuten lang ihre Erfahrungen aus der Innenperspektive der Krankheit. Nach ihrer Diagnose war nichts mehr wie vorher. Da sie gemäß eigenen Angaben den Vortrag bereits 150 mal gehalten hatte, war es ihr möglich, nur mit gelegentlichen Stichworten aus dem Off einen bedrückenden Einblick in die Demenz zu vermitteln. Ihre Erfahrungen mit Behörden und Ärzten gaben einen Leidensweg wider zwischen Abweisung und Unverständnis. Bei ihrer Frage nach dem politischen Schirmherrn der Veranstaltung, fühlte sie sich in ihrer gesellschaftlichen Einschätzung bestätigt, dass dieser längst gegangen war.

Infos zu Helga Rohra:
http://blog.experten-fuers-leben.de/demenz-die-neu...

Kommentar des Autors: Um es in Sinne von Klaus Dörner zu erläutern, so fordert ein menschlicher Umgang mit Demenz das gesamt Umfeld unseres täglichen Lebensraumes. Erst wenn sich in der Familie, im Freundeskreis und erst recht in der Nachbarschaft ein jeder für seinen Mitmenschen verantwortlich und zuständig sieht und auch so handelt, dann ist ein humaner Umgang mit Demenz angekommen. Die Bürde bleibt dann immer noch, sie ist aber auf viele verteilt.

Die Veranstaltung war wichtig und erfolgreich. Es werden weitere folgen müssen.

Infos zu Klaus Dörner:
http://www.socialnet.de/rezensionen/5009.php

Bürgerreporter:in:

Herbert Blank aus Erlangen

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