KANZELUHR - hart am Limit
Au Backe, was früher so in den lutherischen Kirchen auf den Kanzeln sich abspielte... es muss sich all zu oft hart an den Grenzen des Verkraftbaren für die Gottesdienstbesucher bwegt haben. Und man darf nicht vergessen. Früher waren es richtig harte Arbeitswochen und wenn dann auch noch der "Herr Pastar" sein Recht einklagte, dann waren es schon Geduldsproben,... Predigten so um eine Stunde waren keine Seltenheit. - In einigen Gegenden hatten darum die Kirchendiener eine lange wohl geschmüchte Stange mit einer Klingel dran, und damit wurde dann er zu laut schnarchende Zuhörer freundlich darin erinnert, dass Zuhören angesagt sei!
Man kann den Spieß ja auch umdrehen und dem Pastoren in seine Grenzen zurück holen. Nicht viel Predigt, sondern gut und verständlich sollte das Wort Gottes von der Kanzel auf die Menschen regnen. Und weil der Mensch nun mal nicht einfach so mit dem VIEL und weniger Viel umgehen kann, wurde ein Zeitmaß verabredet. Für die normale Sonntagspredigt ein eigenes und für die Festtage wieder ein anderes. - Und wer kontrolliert, wann das Maß voll ist? - ALLE - mit Hilfe der Kanzeluhr!
Die Kanzeluhr ist Kombination von vier Sanduhren für 1/4, 1/2, 3/4 und 1 Stunde, die im 16. und 17. Jahrhundert an der Kanzel einer Kirche angebracht waren, damit der Pastor während seiner Predigt die Zeit schätzen kann. Durch Drehen oder Kippen wird die Kanzeluhr zu Beginn der Predigt zum Laufen gebracht.
Vielleicht wird so auch der Schnack deutlicher, der mit einer Frage beginnt:
"Über was kann ein Pastor predigen?"
und die Antwort?
"Also, dat det man
kloar geit, Pastor,
Jie könnt hi över
alls pred‘jen, nor
nix över twanti
Minauten! Se
weeten Beschid!?"
In Erfde (Schleswig-Holstein -- zwischen Rendsburg u. Husum) entdeckte ich eine solche Kanzel- oder auch genannt Predigtuhr.
20 Minuten sind ein gutes Maß ;-)