Präventionsprojekt der Schuldnerberatung im Landkreis Augsburg: Wie Schüler Schulden vermeiden können

Schuldnerberaterin Susanne Grußler (3. von links) informierte in einer 9. Klasse der Meitinger Hauptschule darüber, wie man Schulden vermeiden kann. Foto: DWA/Riske | Foto: DWA/Riske
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Auf Susanne Grußlers Frage, was sie sich unter Schuldnerberatung vorstellen, finden die Neuntklässler der Meitinger Hauptschule eine eindeutige Antwort: Peter Zwegat. Ähnlich wie der Schuldnerberater im Fernsehen unterstützen auch Susanne Grußler und ihre beiden Kolleginnen in der Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes Augsburg Menschen, die in finanzielle Schieflage geraten sind. Kostenträger der Beratungsstelle ist der Landkreis Augsburg. Neben dem laufenden Beratungsangebot ermöglicht eine zusätzliche Finanzierung des Amtes für Jugend und Familie im Rahmen der Bildungsarbeit nun auch ein eigenes Präventionsprojekt an Schulen im Landkreis. Die präventive Arbeit ist Susanne Grußler sehr wichtig: „Damit trägt unsere Stelle dazu bei, dass Überschuldung erst gar nicht entsteht.“ In ihrer Arbeit hat sie täglich mit überschuldeten Menschen zu tun und erlebt, dass Überschuldung in den meisten Fällen krank macht: Neben psychischen Belastungen wie extremen Existenzängsten und Depressionen kann sie sich auch in körperlichen Beschwerden wie Rückenschmerzen äußern. Auch Harald Eckart, zuständiger Fachbereichsleiter beim Diakonischen Werk Augsburg und selbst langjähriger Schuldnerberater, freut sich, dass der Landkreis Augsburg dieses wichtige Projekt ermöglicht: „Alle Schuldnerberatungsstellen wünschen sich, mehr Zeit in die vorbeugende Aufklärungsarbeit investieren zu können, aber nur die wenigstens erhalten dazu die erforderlichen Mittel.“ Der Landkreis verfolge eine vorausschauende und auf Nachhaltigkeit bedachte Strategie.
Das Präventionsprojekt, das zunächst von September 2009 bis August 2010 läuft, richtet sich an die 14- bis 21-Jährigen in Haupt-, Förder- und Berufsschulen im Landkreis Augsburg. Eine Auswertung des Schufa-Kompasses 2010 zeigt, dass es die größte Ausfallquote an Krediten bereits in der Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen gibt. Zwar sind die Neuntklässler, bei denen Susanne Grußler an diesem Morgen zu Gast ist, noch nicht volljährig und somit noch nicht voll geschäftsfähig, doch die Diplom-Sozialpädagogin hält dieses Alter für genau richtig, um die Schüler „rechtzeitig zu erreichen“. Finanzielle Bildung ist in Deutschland kein eigenes Schulfach und auch in vielen Familien wird nicht über Geld gesprochen. Ziel des Projektes ist daher, junge Menschen durch finanzielle Allgemeinbildung vor Überschuldung zu schützen. Die Schüler sollen ihr eigenes Konsum- und Planungsverhalten reflektieren und langfristig ihr Verhalten ändern.
In einem Spiel erleben die Schüler, dass es nur wenige Sekunden dauert, ihre Unterschrift, etwa unter einen Handyvertrag, zu setzen. Mit einer vorschnell geleisteten Unterschrift kann man sich jedoch über Jahre hinweg finanziell binden. Den Schülern soll daher vermittelt werden: Einen Vertrag abzuschließen bedeutet meist, Geld auszugeben! Das Handy ist der klassische Einstieg in die Überschuldung. 95 Prozent der unter 25-Jährigen, so schätzt Susanne Grußler, haben unter anderem Handyschulden. Die summieren sich schnell auf 2.000 bis 3.000 Euro, wenn der Handyanbieter den Vertrag aufgrund nicht gezahlter Rechnungen kündigt und Schadenersatz für die ursprünglich vereinbarte restliche Vertragslaufzeit geltend macht. Oder aber, wenn zusätzlich Mahngebühren und Vollstreckungskosten anfallen. Die Kosten fürs Telefonieren betragen dabei oft nicht mehr als 200 Euro. Bevor die Jugendlichen mit 18 einen Vertrag unterschreiben, rät die Schuldnerberaterin, den Vertrag ruhig mit nach Hause zu nehmen, um alles in Ruhe durchlesen zu können.
Dass das Projekt bei den Schülern gut ankam, zeigt ein Blick in die Feedbackbögen, die alle am Ende der dreistündigen Veranstaltung ausgefüllt haben: 58 Prozent äußerten sich im Gesamteindruck „sehr zufrieden“, 42 Prozent „zufrieden“. Dass sie dabei auch etwas für die eigene Zukunft gelernt haben, zeigt die Einschätzung „Stimmt genau“ zu folgenden Aussagen: „Mir sind Schuldenfallen, z.B. die Bürgschaft bewusst geworden“ oder „Bei Volljährigkeit werde ich nun eher darauf achten, für was ich meine Unterschrift leiste“.

Info: Weitere Informationen zur Arbeit der Schuldnerberatungsstelle gibt es im Internet unter www.diakonie-augsburg.de (Rubrik Sozialarbeit).

Bürgerreporter:in:

Rosmarie Gumpp aus Ellgau

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