Grünen Kongreß: Neue Stromleitungen über´s Land....
Grünen Kongreß in Nürnberg am 05.07.14
Unter dem Motto " Neue Stromleitungen über´s Land, Baustein oder Hemmschuh der Energiewende", luden Bündnis90/DieGrünen zu einer Diskussionsveranstaltung nach Nürnberg ein. Als Pro und Contra Referenten waren Dr. Peter Ahmels-Forum Netzintegration, Dr. Ing. Michael Ritzau-BET Aachen und Prof. Dr. Christian von Hirschhausen-TU Berlin geladen. Während Herr Ritzau erklärte, daß der Stromüberschuß im Norden Deutschlands über eine Stromautobahn abtransportiert werden müsse (da mehr Stromangebot als Nachfrage vorherrsche), erklärte Herr Prof. Dr. Hirschhausen, daß diese Trasse völlig unnötig sei. Er verwieß darauf, daß vor allem Braunkohlestrom durch die Leitungen fließen soll und auch weitere Braunkohlekraftwerke mit Wissen der Bundesregierung in Planung seien. Das ist kontraproduktiv zur geforderten Energiewende. Nach den Vorträgen der einzelnen Redner, begann eine interessante Fragerunde aus dem Publikum. Unter Anderem wurde die Frage gestellt, warum man nicht mehr in die Erforschung von Speichermöglichkeiten investiert. Dabei wurde auch eine vielversprechende Technik angesprochen, die als Power to Gas bezeichnet wird. Vereinfacht wird mit überschüssiger Solar- und Windenergie,Strom erzeugt, der dann mit Wasserstoff und CO2 zu Gas umgewandelt wird, das dann z.B. ins bestehende gut ausgebaute Gasnetz eingespeißt werden könnte. Es wäre wie ein großer Speicher, auf den man dann in schwächeren Stromzeiten zurückgreifen könnte. Audi arbeitet schon seit längerer Zeit an dieser Technik. Leider wurde darauf nur mit " Diese Technik können wir uns vielleicht in 20-30 Jahren vorstellen. Heute wäre sie zu teuer" geantwortet. Wenn das liebe Geld nicht wäre.....
Nach einer kurzen Mittagspause, begannen die 4 Workshops. Da wir zu zweit die Bürgerinitiative Megatrasse-VG-Nordendorf vertraten, teilten wir uns auf die Workshops "Wie gefährlich sind Hochspannungsleitungen ?" und "Ist die Erverkabelung möglich und sinnvoll?" auf. Herr Gutbier referierte über bestehende Erkenntnisse und Gesundheitsgefahren, über Wechsel- und Gleichstromfelder und versch. Behörden, die Ergebnisse an die Politik liefern. Eigentlich hatte man einen Gegenredner beim Amt für Strahlenschutz eingeladen, um auch die andere Seite anzuhören, doch leider hatte das Amt abgelehnt zu Kommen. In dem Vortrag von Herrn Gutbier kam deutlich zum Vorschein, daß die Hochspannungstrassen keinesfalls als unbedenklich eingestuft werden könnten. Es gibt elektrische und magnetische Felder, die je nach Entfernung bei Dauereinwirkung, das empfindliche System Mensch in unterschiedlichster Weise beeinträchtigen können. Auch das Thema Ionisierung der Coronaentladung wurde mit großem Interesse diskutiert. Dabei wurde auf eine kalifornische Studie hingewiesen, die belegt, daß ionisierte Teilchen über hunderte Meter mit dem Wind weitergetragen werden können und durch das Einatmen dieser Partikel das Lungenkrebsrisiko erhöht würde. Eins war für die Mehrheit die Teilnehmer klar, solange es keine Unbedenklichkeitsstudien gibt, möchte sich keiner an der Trasse zum Versuchskaninchen zur Verfügung stellen.
Im Workshop Erdverkabelung wurde aufgezeigt, daß für eine 2 Gigawatt-Trasse8 Leitungskabel in der Erde notwendig wären. Diese müßten in ca. 1,5-2 Meter Tiefe, mit großem Abstand zueinander, in die Erde verlegt werden. Dabei wird von einer Trassenbreite von ca. 30-40 Metern ausgegangen. Allerdings gibt es bisher nur max. 700 Meter lange Leitungen für Gleichstromerdkabel, sodaß alle 700 Meter ein sog. Muffengebäude aus Beton stehen müßte. Die Kosten für das Bauvorhaben würden sich dadurch um den Faktor 4-8x verteuern. Eine komplette Erdverkabelung der gesamten Strecke wurde ausgeschlossen. Auch die Frage, inwieweit die an der Oberfläche bestehende Strahlung und Abwärme, Einfluß auf dort angebaute Feldfrüchte hat, blieb offen. Zudem wird sehr viel Bodenfläche verschoben, was evtl. auch Einfluß auf Trinkwasser und andere Bodenschichten haben könnte.
Leider blieben auch am Ende dieses Tages viele Fragen unbeantwortet. Eines war aber unbestritten, ohne das Einbeziehen der Bevölkerung wird das Projekt Stromautobahn auf immer noch größeren Widerstand stoßen. Auch die berechtigten Sorgen, daß die geplante Stromtrasse vorwiegend dem Zweck des Stromexports in benachbarte Länder dienen soll, konnte nicht widerlegt werden.
Ob Erdverkabelung oder Freileitungen, ob Gesundheitsrisiken oder Grenzwerte, diese Trasse dient nicht dem Zweck der Energiewende, die die vorhandenen Netze nutzen und ausbauen sollten, Bürger regional beteiligen sollten und regenerative Energien mit innovativen Speichermöglichkeiten in eine bessere Zukunft bringen sollten.
Leider hatte man bei den Moderatoren der Grünenfraktion den abschließenden Eindruck, daß das Streitthema Stromtrasse ganz einfach als Erdverkabelung zu lösen sei. Die grundlegende Frage nach der tatsächlichen Notwendigkeit dieser Trasse (durch unabhängige Gutachten) und nach zukunftsorientierten Alternativen, blieb leider völlig auf der Strecke.
Fazit: Die Menschheit muß aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Vor 50 Jahren war die Atomkraft das Non plus Ultra, heute sieht das Alles ganz anders aus und man plant den Atomausstieg. Wird uns das Gleiche bei der Gleichstromtrasse auch passieren? Was werden unsere Kinder darüber denken?
STROM betrifft uns Alle, die STROMTRASSE auch!
Macht mit - macht Euch Gedanken!
Bürgerreporter:in:Knippsi Knippsilein aus Ellgau |
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