Veronika Raila: "Wörter gegen das Vergessen"

Im evangelischen Gemeindehaus erlebten die Besucher eine außergewöhnliche Lesung

Von Rosmarie Gumpp
Meitingen: Es war ausgesprochen leise im Martin-Luther-Saal des evangelischen Gemeindehauses in Meitingen. Die Schauspielerin und Sprecherin Gabriele Welker las unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ 14 lyrische Werke aus der Sammlung der Königsbrunner Dichterin Veronika Raila vor. Dabei entstanden eingehende Einblicke in die Gefühlswelten der Autorin. Veronika Raila ist eine nicht sprechende Autistin mit schwerer Körperbehinderung. Ausschließlich mithilfe von Handstützung kann sie Computertastaturen bedienen. Gestützte Kommunikation ist für sie der einzige Weg, um als Autorin mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Veronika Raila ist hoch intelligent, besuchte das Gymnasium und studierte Theologie und Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg. Ein langer oft nicht einfacher Weg für die junge Frau und auch für die Eltern. Gaby Welker las Lyrik und Prosa vor, beispielsweise „Lesewesen“, „Das Sandmädchen“, „Sag mir, wo die Blumen sind“, „Der Wahn“, „Der Hase hatte keine Chance“, „Tränengras“, „Tiger und Maus“, „Ode an die Glocke“ und „Poesie für Eilige“. Musikalisch eingerahmt wurden die Texte mit den passenden Gitarrenklängen von Tobias Krüger, der mit eigenen Kompositionen erfreute. „Sandmädchen“ wurde vom bayerischen Kultusministerium als Fortbildungsfilm für Inklusion für alle bayerischen Lehrer und Schüler zugelassen und er zeigt das Leben von Veronika Raila Er wird regelmäßig in der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen und in der politischen Akademie in Tutzing eingesetzt und gezeigt. Gaby Welker fesselte die Zuhörer mit ihrem lyrischen Vortrag, Tobias Krüger spielte die passende musikalische Untermalung. Und am Ende der Veranstaltung kam Veronika Raila selbst vorbei. Eine junge Frau mit 30 Jahren, die weder sprechen noch gehen kann und trotzdem wunderbare Literatur schreibt. Sie begrüßte mit ihrer Computertastatur die Gäste, freute sich, dass sie da sein kann. Ihre Gedichte, Geschichten, Dialoge, Hör- und Drehbücher bestechen durch ihre poetische Kraft. Veronika Railas Texte – wunderbar vorgetragen von Gaby Welker – sind weise, auf eine feine poetische Art weise. Sie sind nicht zuletzt Dokumente dessen, was es heißt ein Ich zu sein. Bei einem kleinen Büfett konnten die Besucher miteinander ins Gespräch kommen. Die lyrische Lesung wurde getragen von der Volkshochschule Augsburger Land, vertreten durch die Leiterin Dr. Sylvia Huber und dem Inklusionsbüro Meitingen, für das Christoph Stadler anwesend war.