Wassersparen!?

Wassersparen? Ja, ABER … Nur für Verrückte!

Ökologie.
Der Weltretter schreit: „Dürre südlich der Sahara! - Spare Wasser!“ Nun hat mein Wasserverbrauch in Südniedersachsen sicher keinen Einfluss auf die Wasservorkommen südlich der Sahara; also das Geschrei der Weltretter ist offensichtlich Blödsinn.
Mein Wasserversorger holt das von ihm in den Leitungen gelieferte Wasser aus den Waldgebieten im nahen Umkreis, selten auch mal aus dem Harz. Und das von mir verbrauchte Wasser gibt mein Wasserentsorger als geklärtes Wasser in die nächsten Bäche oder Flüsschen ab; das Wasser bleibt mithin im nahen lokalen Umkreis. Irgendwelche großen Umweltprobleme werden da kaum entstehen.
Es gibt also keine überzeugenden ökologischen Argumente zum Wassersparen hier in Südniedersachen.
Versorgungstechnik, Preispolitik des Wasserversorgers.
Die gesamte Wasserver- und ‑entsorgungstechnik ist auf bestimmte Wassermengen berechnet – so um die 35 Kubikmeter jährlich je Einwohner. Sinkt diese Wassermenge durch Verhaltensänderungen der Bürger, dann müssen aus Hygienegründen die (für diesen geringeren Durchfluss zu groß bemessenen) Trinkwasserleitungen gespült werden und weil die Abwassermengen ziemlich genau den Trinkwassermengen entsprechen, müssen nun auch die Abwasserleitungen um Verstopfungen zu verhindern ebenfalls extra gespült werden; in beiden Fällen wird dazu das sorgsam aufbereitete Trinkwasser benutzt – und der Spareffekt der Bürger damit weitgehend ausgeglichen. So weit die Technik.
Wirtschaftlich ist dem Wasserver- und ‑entsorger das Verhalten der Bürger ziemlich egal, denn er ist ein Monopolist. Gestützt auf das Landesrecht und ausgeprägt durch das Kommunalrecht wird bestimmt: jedes Grundstück muss an das öffentliche Wasserver- und ‑entsorgenetz angeschlossen werden („Anschlusszwang“) und seinen gesamten Verbrauch aus diesem Netz beziehen („Benutzungszwang“). Technisch macht der Wasserver- und ‑entsorger, was er will; der Wassernutzer hat kein Mitspracherecht und schon gar kein Entscheidungsrecht. Wirtschaftlich wird ein Umlagesystem betrieben: Alles, was als Kosten und Ausgaben behauptet wird, wird irgendwie auf die Zwangsnutzer umgelegt. Der Preis wird gespalten: ein Teil wird als verbrauchsunabhängiger „Grundpreis“ gefordert, der andere Teil als verbrauchsabhängiger Preis pro Kubikmeter. Auf dem Trinkwasserpreis liegen 7 Prozent Mehrwertsteuer. Bei mir beträgt der Entwässerungsgrundpreis 144,00 Euro; der Trinkwassergrundpreis 72,00 plus 7 Prozent Mehrwertsteuer, also (72*1,07=) 77,04 Euro; insgesamt also (144,00+77,04=) 221,04 Euro jährlich. Das ist praktisch genauso viel, wie der verbrauchsabhängige Preis für den Durchschnittsverbrauch (von 35 Kubikmeter jährlich) einer Person ((5,38+1,60*1,07)*35=) 248,22 Euro (5,38 Euro Entwässerung; 1,60 Euro Trinkwasser). Da in unserem ländlichen Raum rund 2,5 Personen auf einen Hausanschluss kommen, bedeutet dies, dass der Wasserver- und ‑entsorger rund ein viertel seiner Einnahmen über den verbrauchsunabhängigen Preisanteil bekommt. Sich an die Wasseruhr des Nachbargrundstücks hängen und so den Grundpreis sparen, ist verboten: jedes Grundstück muss selbst direkt angeschlossen werden.- Wassersparende Zwangskunden interessieren den Wasserversorger nicht.
Benutzersicht.
Wegen des Benutzungszwanges ist der Einsatz von Fremdwasser (Grundwasser, Regenwasser) verboten. Da der Grundpreis in jedem Fall zu zahlen ist, bleibt zum Sparen nur der verbrauchsabhängige Preisanteil. Es bleibt nur: Weniger Wasser abnehmen und/oder Wassermehrfachnutzung, zum Beispiel: Duschwasser + Toilettenspülung; Duschwasser + Hausputz + Toilettenspülung. Sparen kann man nur beim verbrauchsabhängigem Preisteil: (5,38+1,60*1,07=) 7,092 Euro pro Kubikmeter. Eine Person duschen verbraucht dafür im Mittel 40 Liter Wasser, macht im Jahr (365*40=) 14,600 Kubikmeter oder (14,6*7,092=) 103,5432 Euro jährlich. Technisches Problem: das Duschwasser auffangen; technische Lösung: stell dich über einen Eimer. Jede andere technische Lösung ist komplizierter damit wartungsbedürftig und teurer.
-+ -+-+ Ich habe es probiert und tu es jetzt aus innerer Wut; aber ehrlich: Wassersparen in unserem Land zu diesen Bedingungen ist etwas für Verrückte. (Mein Wasser-Jahresverbrauch liegt bei 21 Kubikmetern. Jetzt weiß ich, was ich tun müsste, um bei meinem Wasserverbrauch autark zu werden. - Na und?)
12.09.2020
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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