Leerstandsgejammer oder Chancen nutzen?
Am 5. April 2013 berichtete das Gandersheimer Kreisblatt über einen Antrag der SPD zum Leerstand von Wohngebäuden und Geschäften in Bad Gandersheim. Mit einer aktuellen Aufstellung der leerstehenden Objekte durch den Bürgermeister und Veröffentlichung im Internet will man das Problem lösen. Eine wunderbare Idee! Aber ...
Wie viel Einwohner hatte Bad Gandersheim vor fünfzig, vor zwanzig, vor zehn Jahren? Wie viel Einwohner hat Bad Gandersheim heute? Wie viel Einwohner werden es nach allen Prognosen in zehn, in zwanzig, in fünfzig Jahren sein? Die Zahlen werden immer kleiner. Das lässt sich ändern: macht mehr Kinder oder holt euch Einwanderer herein. Zum Kindermachen zu faul und gegen einwandernde Ausländer haben wir auch nichts, nur eben bitte nicht in unserer Stadt und schon gar in meine Nachbarwohnung. So bleibt es also beim Bevölkerungsschwund.
Wie viel Wohnungen, wie viel Geschäfte brauchen diese Einwohner? Na, offensichtlich weniger als vorhanden sind und angeboten werden! Sonst gäbe es ja wohl keinen Leerstand. Wer die Analyse weiter treiben will, mag fragen, warum gerade diese Geschäfte und diese Wohngebäude leerstehen. Die Gründe sind immer: die Lage, die Größe, die Geschosshöhe, der Raumschnitt, die Enge der Treppe, die geringe Höhe und Breite der Türen, die mangelhaften sanitären Einrichtungen, die undichten Fenster und Türen, die fehlende Isolierung, und so weiter. Man kann auch einfach sagen, die Bausubstanz ist zu alt. Für Geschäfte liegt diese Grenze bei zwanzig Jahren für Wohnungen bei fünfzig Jahren. Das, was da im alten Stadtkern von Bad Gandersheim steht, hat bequem schon hundert und mehr Jahre auf den krummen Balken – und das ist das Problem.
So ist bei dieser Diagnose die Therapie klar: Abreißen! Und das ist die Chance, neu bauen mit besserer Technik, den heutigen Ansprüchen entsprechend. Dazu gehört eine neue Stadtplanung, der Entwurf eines neuen Stadtbildes: Niedriger bauen, höchstens zwei Geschosse, weitläufiger bauen mit vielen Grünflächen dazwischen. Damit verringert sich die Gesamtzahl der Wohngebäude und Geschäfte und ist der geringeren Nachfrage angepasst. So ganz nebenbei lassen sich auch einige der schon lange anstehenden Verkehrsprobleme lösen. Allerdings, ein einzelner Grundstückseigentümer kann hier nicht helfen, die Parzellen sind zu klein. Hier muss die Stadt helfen mit einer neuen in die Zukunft weisenden Bauordnung und aktuell mit dem Ausweisen von Sanierungsgebieten, um die sonst nur schwer lösbaren Eigentumsfragen zu lösen.
Hier nun, liebe SPD, bist du wieder gefordert, um die richtigen, weit in die zukunftweisenden Beschlüsse im Rat zu betreiben. Bad Gandersheim hat die Wahl, mit seinem zerfallenden Stadtbild unterzugehen oder mit neuem Stadtbild seine Chance in der Zukunft zu nutzen.
13.04.2013
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck
Ein Beitrag für das Gandersheimer Kreisblatt; Abdruck: 13.04.2013
Bürgerreporter:in:Hermann Müller aus Einbeck |
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