Der geschenkte Pelz

Nerz und Persianer
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Vor einiger Zeit bekam ich einen wunderschönen Nerzmantel geschenkt - aber was macht man heute noch mit einem „Nerz“?
Es gibt ja Funktionsstoffe, Fleece und Kunstpelze. So beschloss ich den Mantel in eine Decke umzuarbeiten und zufällig fand ich einen alten Kürschnermeister in meiner Nachbarschaft. In seinem Keller hatte er noch seine voll funktionsfähige Werkstatt und war bereit, mir von seiner Kunst zu berichten.
Wegen der Brutalität der Tierhaltung der Nerze werden Felle heute nicht mehr getragen und der Tierschutzbund Zürich hat extra ein "pelzfrei" Label erfunden:

Die Pelzhändler sprechen heute von der "Ernte" und zeigen die Felle und Preise. Wie der Nerzmantel der Oma heute aussieht zeigt Torsten Berger.

Als ich dem Kürschnermeister erzähle, dass ich seine Geburtsstadt kenne, sprudelt es nur so aus ihm heraus und ich erfahre von einem ereignisreichen Leben und lerne viel über die unterschiedlichsten Felle.

Er wurde im März 1924 als Sohn eines weithin berühmten Kürschnermeisters geboren. Sein Bruder sollte auch Kürschner werden und er sollte die Chemie der Gerberei studieren, da es in der Stadt keinen guter Gerber gab. Als er 1942 Abitur gemacht hatte, war für ihn zwar schon ein Zimmer zum Studium in Leipzig reserviert, es kam dann jedoch ganz anders als geplant. Die ganze Klasse wurde als „Freiwillige“ zum Kriegsdienst eingezogen und er kämpfte als Infanteriesoldat „im vordersten Loch“, überlebte und kam bis 1951 in russische Kriegsgefangenschaft. Auch das überlebte er und wurde dann entlassen. Als der Vater dann entlassen wurde, durfte er als Rentner nur noch Reparaturarbeiten ausführen, konnte am Abend aber seine Kenntnisse an die Söhne weitergeben.

„Die Kunst liegt in der Hand und der Erfahrung“ sagt er, aber um mit den schmalen Pelzstreifen zurecht zu kommen braucht man auch ein gutes Auge.

Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass die Felle in ganz schmale Streifen zugeschnitten werden, um dann wieder mit einer Spezialmaschine zusammen genäht zu werden.

Weltweit wurde dieser Kürschner-Nähjob von Griechen ausgeführt und auch meine Felle zeigen innen den Stempel eines Griechen, der sie vor 50 Jahren genäht hatte. Jetzt verstehe ich, dass diese Mäntel nicht nur wegen der kostbaren Felle so wertvoll sind, sondern wegen der ungeheuren Arbeit, die hineingesteckt wurde. Meine Felle wurden noch von Hand geschnitten, wie mir gezeigt wurde.

Heute machen auch das Maschinen, die die Felle in 5 mm breite Streifen zerlegen. Ich lernte Zobel von Nerz zu unterscheiden, erkannte die Mäntel, die aus Bisambauch und Bisamrücken sind und bewunderte das ganze Fell eines Silberfuchses, aber auch Hamsterfell oder Katzenfell.

Es gibt natürlich auch noch die berühmten „Persianer“, wie meine Mutter sie ihr ganzes Leben liebte aber selten trug.
Als ich die Karakul-Wirtschaft in Afghanistan studierte, hatte ich ihr eine zum Mantel passende goldene Mütze mitgebracht, wie sie Herr Karsai heute gelegentlich trägt, wenn er zum Rapport in Washington oder Brüssel ist.

Einen passenden Futterstoff für die Decke zu finden war auch nicht ganz leicht. In München sind wir durch die Kaufhäuser gezogen und fanden nichts Passendes, aber in Fürstenfeldbruck fand ich dann bei einem Polsterer, der seit 30 Jahren in der Nähe der Innenstadt seinen Laden noch betreibt, ein genau passendes Reststück.

So ging die Decke ihrer Vollendung entgegen gehen und wurde bis zum Winter fertig.

So kam die Decke gut gelegen für die Fahrt mit dem Pferdeschlitten, denn in Eichenau gibt es noch eine Familie, die solche Kutschfahrten anbietet.
Kutschfahrten bei myheimat.de: http://www.myheimat.de/fuerstenfeldbruck/beitrag/2...

Nun kann der Winter kommen.

Bürgerreporter:in:

Michael Gumtau aus Eichenau

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