Zitronen aus Argentinien : ein kleiner Reisebericht
Bei einer Reise durch den Norden Argentiniens kam ich auch durch ein großes Anbaugebiet von Zitronen am Osthang der Anden. Dort gab es einiges zu erforschen.
Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts vernichtete ein Virus die Orangenplantagen in der Gegend von Tucuman in Argentinien. In dieser Zeit nahmen auch die Aufstände der vielen armen Zuckerrohrarbeiter in der Gegend zu, denn durch die Mechanisierung drohte eine hohe Arbeitslosigkeit.
Einige der Großbauern experimentierten daraufhin mit dem Zitronenanbau, da die Zitronen nicht für den Virus anfällig waren. Darunter war auch die Familie Dupont, der Schwiegervater des heutigen Sekretärs der mächtigen Vereinigung der Zitrusanbauer der Region, Marcos Dupont. Er ist in den USA ausgebildeter Jurist und leitet auch die Firmengeschäfte er Familie, in die er eingeheiratet hat.
Heute kommen ca 1,3 Millionen to Zitronen aus dem Umland von Tucuman, dem weltweit größten zusammenhängenden Anbaugebiet.
Es werden ca. 50 000 Personen dauerhaft beschäftigt . Dazhu kommen die Wanderarbeiter zur Erntezeit, so dass ein Teil der Bevölkerung, die durch die Mechanisierung des Zuckerrohranbaus arbeitslos wurde, wieder ein Einkommen hat und die Region wirtschaftlich erstarkt ist.
Die Sommerregen in der Region (bis zu 1800 mm im Jahr) begünstigen den Zitronenanbau am Fuß der Berge. Wegen der Variabilität der Niederschläge gibt es als Sicherheit aber auch bewässerte Plantagen.(50%) Die Hanglage am Fuß der Berge wird bevorzugt, weil zur Blütezeit die Gefahr der Frostschäden geringer ist, weil die kalte Luft weiter in das Tal hinab fällt und die ebenen Flächen im Vorland besser für den Zuckerrohranbau geeignet sind. Gegenwärtig sieht man aber auch viele neu angelegte Plantagen an den Flussläufen im Umland der Stadt. Dort sind auch die großen Baumschulen der jeweiligen Plantagen, da jede große Firma die Sorten für ihren eigenen Nachwuchs züchtet.
Der Weltmarkt der Zitronen:
Drei große Konkurrenten im Zitronenanbau ergänzen sich eigentlich gegenseitig, da ihre Erntezeiten aufeinander folgen. Auf der nördlichen Halbkugel sind es insbesondere Spanien (1), die Türkei (2) und die USA, auf der südlichen Halbkugel Argentinien (3) und Südafrika. Der Exportmarkt für die Früchte aus Argentinien ist hauptsächlich das östliche Europa und Russland. Bemühungen der Exportvereinigung, in den USA einen Absatzmarkt aufzubauen sind seit 2008 nicht vorangekommen.
Die Produktion in Kalifornien und Florida wird geschützt und die Früchte werden für den Winter der Nordhalbkugel in speziellen Kühlhäusern eingelagert, ähnlich wie in Norditalien die Äpfel.
Der Wert der Früchte.:
Der im Vergleich zu den anderen Trockengebieten der Welt, die sich auf Zitronen spezialisiert haben, hohe Niederschlag hat auch Nachteile: die Schale der Früchte ist oft fleckig oder nicht schön und gleichmäßig, so dass sie nicht in den Export kommen. Der größte Wert der Frucht liegt allerdings nicht im Saft, sondern in der Schale, unabhängig vom Aussehen der Frucht. Es ist das Zitrusöl, das für die Coca Cola Getränkeindustrie von Argentinien aus weltweit vertrieben wird. Die heute kapitalkräftig und gut dastehenden Firmen hatten vor der großen Wirtschaftskrise 2002 feste Lieferverträge mit Coca Cola.. Viele Anbauer auf kleineren Flächen wurden so in der Krisenzeit aufgekauft und die großen Firmen expandieren heute noch weiter. Auch der Marktführer San Miguel verlor seine erste Position, da er glaubte die Preise diktieren zu können und sich nicht von Coca-Cola abhängig machen wollte.
50% der Erntewertes der Region kommen aus dem Zitrusöl der Schale
und gehen in die ganze Welt. Der Absatzmarkt von Coca Cola Zitusgetränken z.B. in China wird durch die Liefermenge an Zitrusöl begrenzt. Ca 35 bis 40 0% des Erntewertes kommt aus dem Saft und der Vermarktung der ganzen Frucht. Ca. 15 % kommt aus der Verwertung des „Peel“, der Feststoffmasse der Frucht. Das geht in die Lebensmittelindustrie, meist in den Joghurt. Der Peel ist geschmacklos und kann somit für jede Fruchtart im Joghurt aufbereitet werden.
Das Öl der Zitrone:
Im Gegensatz zu den Millionen Tonnen von Orangenschalen, die nicht weiterbearbeitet werden, ist die Zitronenschale äußerst wertvoll. Das Öl wird in Rubbelmaschinen aus der Schale gelöst und dann aus einer Emulsion ausgefällt. Dann folgt die Ausscheidung von Wachs aus der Emulsion durch Abkühlung. Das Öl wird dann in Fässer für den Export abgefüllt.
Die von der Schale befreiten Früchte werden ausgepresst und auch der Peel (Feststoffe) verwertet.
Einige Anbauer lagern die Ölgewinnung in externe Betriebe aus, Dupont baut 2012 seine eigene Ölproduktion auf.
Der Saft wird eingedickt und als 50 faches Konzentrat abgefüllt.
Anzucht der Zitronenbäume
Jede größere Firma hat für ihre Plantagen ihre eigene Baumschule. Die Unterlage für die verschiedenen Sorten wird unabhängig von den Fruchtbäumen gezogen. Die Tendenz bei Neuanpflanzungen geht zum Kurzstamm, wie wir es auch aus den Apfelplantagen in Europa kennen. Die Lebensdauer der Bäume wird auf ca. 30 Jahre geschätzt.
Die Anzuchtbäume verbleiben ca. 2 Jahre in den Treibhäusern, werden beobachtet und vereinzelt. Dann kommen sie in ca. 40 cm hohe Kunststoff Töpfe Die Triebe des Stammes werden nach unten gebogen und abgeschwächt, so dass dann durch Mikroimplantation in einem Auge der neu eingesetzte Trieb der Fruchtpflanze nach oben treibt. Der neue Trieb wird an einer Metallstange gerade hoch gezogen. Im November, bei unserem Besuch, waren nur noch die schwächeren Triebe in den Gewächshäusern, die im Frühjahr nicht ausgepflanzt worden waren. Im 4. Jahr der Auspflanzung beginnt die Ernte. Da die Früchte nacheinander reifen sind viele Erntegänge nötig.
Die Bäume werden 25 -30 Jahre genutzt.
Die Sicherung der Plantagen:
Da die Anzucht der neuen Bäume die Grundlage für den Firmenerfolg liefert, werden im städtischen Umfeld nicht die Früchte gestohlen, sondern die jungen Bäume. Die Plantagen sind daher ständig bewacht und eingezäunt.
Die Wächter übernehmen auch die Instandhaltung der Wasserleitungen und Pumpen.
Die FA Dupont ist der drittgrößte Produzent in Argentinien mit 10% Marktanteil. 70% des Marktes teilen sich jetzt 6 Firmen. Dupont hat 3500 ha Zitronen.
Das Stammpersonal beträgt 500 Beschäftigte ( Baumschulen, Wächter, Maschinenführer etc, sowie 400 Angestellte in der Verwaltung. Zur Erntezeit werden 2000 Wanderarbeiter und 1000 in der Abpackanlage über eine Beschäftigungsgesellschaft, die für Lohn und Versicherung etc zuständig ist, eingestellt. Die Wanderarbeiter haben ihre Familien in Tucuman und Umgebung und ziehen dann nach Süden in die Weinbauregion bei Mendoza und dann weiter zu den Äpfeln noch weiter im Süden.
Die Sortier- und Abpackanlage
Die großen Hallen der Sortier und Abpackanlagen bestimmen das Bild in der Industiezone im Süden vonTucuman.
Die Fa Dupont hat zwei Sortieranlagen, deren Computer jeweils bis zu 25 Sorten nach Größe, Form und Aussehen etc. trennen können. Zur Erntezeit werden an diesen Maschinen in drei Schichten 240 Personen beschäftigt. In einer Sekunde erfassen sie 240 Zitronen. Bei unserem Besuch im November standen sie still, aber einige LKW transportierten Säcke für den einheimischen Markt ab.
Zwei Sortierlinien sind nötig, damit – wegen der Nachfrage nach BIO Produkten – auf einer Linie der letzte Arbeitsgang nach der Wäsche, das Auftragen der Wachsschicht entfällt. Die Behandlung auf den Bäumen ist bei allen Früchten gleich.
Zur Hauptzeit der Ernte werden 80 to in der Stunde verarbeitet. 2000 Plastikcontainer müssen pro Tag verarbeitet werden. Die alten hölzernen Sammelkästen stapeln sich noch auf dem Hof.
Die Pappkartons für den Export fassen 14 bis 16 kg, eine Palette = 1 to. Die LKW zum Hafen werden mit 22 to beladen.
Die Fa. Dupont ist heute mit 10% Flächenanteil der drittgrößte Produzent in Argentinien. Es werden ca 3500 ha bewirtschaftet. Hinzu kommen noch kleine Anteile Zuckerrohr. 6 Gesellschaften teilen sich 70% des Marktanteils.
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