Gute und schlechte Architektur in Eichenau

Das interessanteste Gebäude Eichenaus: Pfarrheim
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„Gute und schlechte Architektur“ ist ein Begriff der subjektiven Wertschätzung und darum wählte das Landratsamt für die Architekturausstellung 2005 auch den Begriff „Moderne Architektur“. Es wurden aber nur Bauten gezeigt, die Architektenpreise gewonnen hatten und so kann man unterstellen, dass es sich um „gute Architektur“ handeln sollte. Die schlechten Gebäude, auf die ich auch kurz eingehe, werden meist nicht gezeigt.
Landrat Karmasin schrieb deshalb auch in seiner Einleitung zum Ausstellungskatalog: “Wir brauchen Gebäude mit besonderem baukünstlerischen Ausdruck. ... Nicht zuletzt übernehmen wir mit der Gestaltung unserer bebauten Umwelt eine sozialpolitische Aufgabe.“
Ich verstehe die Gebäude als Kunst im öffentlichen Raum und freue mich, wenn von mir besonders geschätzte Bauten auch bei den Architekturpreisen auftauchen.

(Vergl. hierzu auch: http://www.myheimat.de/beitrag/33682)

Mein „Lieblingshaus“, das ich auch immer auf den ortsgeschichtlichen Führungen durch Eichenau zeige, ist das eines Brucker Apothekers und ist so gut „versteckt“, dass kaum eine Eichenauerinnen oder ein Eichenauer es kennt. Es ist aber nicht im Katalog des Landratsamtes aufgeführt.
Die Auswahl der Bauten machte der Wessobrunner Kreis e.V. zusammen mit dem LRA.
Über den Kreis, der für Oberbayern Ausstellungen und mehr organisiert:
“ Der Wessobrunner Kreis ist ein Forum für alle, die an Architektur interessiert sind. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, eine zeitgemäße wie zukunftsorientierte Stadt- und Umweltplanung und eine qualitätvolle Architektur zu fördern. Sein Ziel ist die allgemeine Baukultur weiterzuentwickeln!
Weil es um unsere Identität und unser Leben geht. Nur Architektur kann die Ordnung unseres Lebensraumes schaffen, d.h. der Wessobrunner Kreis befasst sich mit allen Fragen der Architektur des Städtebaus und der Landschaftsplanung.
Das geschieht mit Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen, Beispielen, Exkursionen und Öffentlichkeitsarbeit in allen Medien, und in Gesprächen mit Städten und Gemeinden, Wirtschaftsverbänden und den Trägern öffentlicher Belange, um bewusst zu machen, dass Baukultur zu den Grundlagen einer Gesellschaft gehört, ohne die sie nicht lebensfähig ist.“ http://www.wessobrunner-kreis.de/
Aus Fürstenfeldbruck sind im Kreis zwei Architekten vertreten, aus Eichenau keiner. Von den 29 ausgewählten Objekten kommen allerdings sechs aus Eichenau!
82256 Fürstenfeldbruck,Götz Matthias Architekt Drachenweg 1 b 0179 / / matthias-al-goetz@web.de
82256 Fürstenfeldbruck Keiner Lotharmaria Kurt-Huber-Ring / / lotharmaria.keiner@t-online.de

Die Lokalreporterin Ursula Sautmann beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Architektur im Landkreis FFB. Für die Ausstellung 2005 im LRA hat sie die 29 ausgewählten Objekte textlich knapp vorgestellt und davon sind sechs auch aus Eichenau. Dies sind zwei Einfamilienhäuser, zwei Gewerbeobjekte und zwei Komplexe aus dem öffentlichen Raum. Letztere sind das Pfarrzentrum (2006) und die erste Bauabschnitt des Neubauviertels im Eichenau Norden ( vergl. hierzu: http://www.myheimat.de/beitrag/19063)

Ich stelle die interessanten Eichenau Objekte hier knapp mit kurzen Kommentaren vor.

Die herausgehobenen Einfamilienhäuser:
1) 2005 Architekt 03 München, am Ortsrand im NW von Eichenau. (vergl Pressetext)
Ursula Sautmann sagt dazu u.a.: „ fast monolithisch steht das Haus in bester Lage in Eichenau. .. Es fügt sich keineswegs ein ...“ Das stimmt sicherlich, denn allein die eigenwillige graue Farbe ragt bewusst aus dem vielen Grün Eichenaus heraus. Am Kiesweihe am Naherholungsgebiet gelegen fordert es die Besucher immer wieder zu Kommentaren heraus.

2) 2004 Architekten Thomas Batzer und Otto Hartmann, FFB; . Ich zeige dieses Haus eines Bauträgers auch auf meinen Führungen zur hundertjährigen Baugeschichte Eichenaus, denn es entstand auf dem Gemeindegrundstück, auf dem der letzte Bauernhof Eichenaus stand. Eine baugeschichtliche Aufnahme von Kreisheimatpfleger Zeh ist dazu im Gemeindearchiv. (Rümelein Grundstück) . Ursula Sautmann sagt dazu:“ 170 m² Wohnfläche, die dem Haus Leichtigkeit verleihen ....“
3) 2002 vielfach ausgezeichnetes Architekturbüro Gasteiger gewann den Wettbewerb um den Eichenauer Norden um Wohnbau auf den Staatsflächen. Es entstanden 36 Reihenhäuser (von denen viele an Eichenauer Familien gingen) und 60 Mietwohnungen für Staatsbedienstete. ( Luftbild der Baustelle) Die Fotos im Katalog zeigen allerdings nur die begrünten Südseiten der Reihenhäuser. Auf der Nordseite sind eigenwillige „ oberirdische Kellerzusatzräume“, die immer wieder zu Kommentaren herausfordern . Ursprüngliche ohne Keller als „kostengünstiger Wohnungsbau“ geplant, haben doch alle Familien einen Keller gebaut. Da die Wohnungen direkt an der S-Bahn liegen, gab es auch keine großen Garagenanlagen sondern eine gemeinsame Parkfläche mit Carports. Es gelang nicht, eine Kraft-Wärme Heizungsanlage zu installieren und auch der Einbau von Fahrstühlen zur Tiefgarage gelang erst im zweiten Bauabschnitt einige Jahre später weiter westlich.
4) 1999 Architekten Maier, Neuberger und Partner; Die Schreinerei MAIWALD im Gewerbegebiet fällt nicht nur durch ihre Farbgebung auf. Gelungen ist auch die Integration der Wohnräume in das helle Werkstattgebäude und die Heizungsanlage aus den eigenen Holzabfällen. Im Gewerbegebiet gibt es aber auch noch einige andere beachtenswerte Gebäude.
5) 2004 Architektin Marion Eder, München; Die Music Support Group mit ihren Büros und Studioräumen hat den Baukörper auch innen interessant gegliedert und zieht Publikum aus der ganzen Welt an. Es soll noch ein weitere Studiobau in Kürze entstehen.
6) 2006 Architekt Max Brunner, Breitbrunn; Pfarrzentrum Eichenau. Bemerkens wert ist hier, dass der Architekt mit einer größerer Gruppe baubegeisterter Mitglieder aus dem Pfarrgemeinderat eng zusammenarbeite und so ein Gemeinschaftswerk entstand, das zu den aufregendsten und schönsten Gebäuden der Gemeinde wurde. Ursula Sautmann sagte dazu:“ Der Neubau wurde also so konzipiert, dass er sich auffällig einfügt. Sein Kern ist der Veranstaltungssaal. Seine Fensterfront lässt sich im Sommer in ihrer gesamten Breite zum Innenhof und damit auch Richtung Hauptplatz und Rathausöffnen.“

Nicht aufgenommen ist das meiner Meinung nach gelungenste Objekt eines Brucker Apothekers. Es ist so gut versteckt, dass die meisten Eichenauerinnen und Eichenauer es nicht kennen werden. Ich zeige es auch auf meinen baugeschichtlichen Führungen durch Eichenau.

Eine Villa von 1996 im mediterranen Stil an der Roggensteiner Allee zeigt Petra Heim: http://www.kostbarer.de.tl/
Sie zeigt die Tendenz einiger neuer Bauten in der Kellernutzung sowie Fassadengestaltung.

Leider sind keine öffentlichen Bauten unter den herausgehobenen guten Gebäuden.
Zu den auffällig "ungeigneten" Gebäuden zähle ich u.a. einen Neubau aus 2008 in der Frühlingsstraße. Hier ist das Baurecht so ausgereizt worden, dass nichts mehr zusammenpasst. Während es für die Gestaltung der Dachlandschaft durch „Gauben“ eine genaue Ortssatzung gibt,bedürfen gewaltige „Zwerchgiebel“ keiner besonderen Genehmigung. Sie tauchen auch immer mehr auf, da sie im Dachraum mehr Wohnraum schaffen. Ich habe Beispiele aus Eichenau gesammelt, die ich vielleicht noch einmal gesondert vorstelle.

Ein Bau, der in der letzten Zeit, 2008 für große Aufregung sorgte, zeigt „moderne“ Reihenhäuser, die mit nur wenig über 4 Meter Breite so schmal sind, dass man drinnen kaum mehr „umfallen“ kann. Der Gemeinderat stimmt einstimmig dagegen, aber es wurde alles vom Landratsamt genehmigt. Warum, konnte keiner erklären. Es ging darum, dass der Architekt die drei Reihenhäuser als nebeneinander liegende Wohnungen eines Mehrfamilienhauses erklärte.... ( EIn Foto der Umgebung dieser Fehlplanung ist hier: http://farm4.static.flickr.com/3168/2984198398_5cd...) Um auf der geringen Grundfläche dann den Wohnraum zu schaffen musste das Dach auch besonders steil sein. Das gab der Bebauungsplan mit möglichen 45 Grad allerdings her – nur ging man bei der Aufstellung wohl von anderen Gebäudemaßen aus...
So gibt es noch viele interessante Beispiele aus der Eichenauer Architektur zu zeigen.

Bürgerreporter:in:

Michael Gumtau aus Eichenau

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