Die Quadratbilder aus Tanzania
Seit den 70er J ahren hat neben der Makonde—Schnitzkunst die sogenannte Quadratmalerei in Dar-es-Salaam an Bedeutung gewonnen. 1992 konnte ich einige Bilder in Dar erwerben.
Eduardo Tinga Tinga und January Linda waren ihre Begründer.
lhre Malerei entstand — ähnlich wie die der meisten Makonde-Schnitzer aus dem Kampf ums tägliche Brot, um das Überleben ihrer Familien.
Als Sohn armer Bauem wurde Eduardo Tinga Tinga 1937 in der ländlichen Region von Turdurn geboren. Zwar konnte er einige Jahre eine Missionsschule besuchen, prägend war jedoch, dass der junge Eduardo die Rinder seiner Familie hütete und in den Traditionen seiner Volksgruppe aufwuchs. 1955 kam er, nachdem er eine Zeitlang als Tagelöhner auf Sisalplantagen gearbeitet hatte, in die Hafenstadt Dar-es-Salaam.
Als Eduardo Tinga Tinga im Zuge der Umstukturierung nach der Unabhängigkeit des Landes (1961) arbeitslos wurde, begann er, Tiere, Dorfszenen und ornamentale Pflanzen in
leuchtenden Lackfarben auf quadratische Hartfaser Platten zu malen und vor dem Supermarkt auszustellen.
Mit modernen Gestaltungsmitteln griff er so auf eine der wenigen malerischen Traditionen seines Landes zurück: Die Dekoration von Häusern und Mauern mit Ornamenten und Tiermotiven.
Er konnte nicht ahnen, dass er sich damit auf dem Weg befand, einer der bekanntesten afrikanischen Maler und Gründer einer eigenen Kunstrichtung, der Quadratmaler—Schule von Dar-es-Salaam, zu werden.
Sein Cousin January Linda half bei den Vorarbeiten zur Bildherstellung, bis er, von Eduardo ermutigt, eigene Quadratbilder schuf. Diese hoben sich im Stil deutlich von der eher traditionellen Formensprache Tinga Tingas ab.
Eine Gruppe skandinavischer Entwicklungshelfer entdeckte die beiden Maler und organisierte 1971 eine sehr erfolgreiche Ausstellung im Nationalmuseum von Dar-es-Salaam·
Der plötzliche Tod von EduardoTinga Tinga im Jahre 1972 — er wurde versehentlich von einer Polizeistreife erschossen — konnte den wachsenden Ruhm der Quadratmaler nicht beenden.
Mehrere Verwandte und Freunde des Künstlers hatten seine Kunstform aufgegriffen, arbeiteten in seinem und dem Stil Lindas weiter. Zu ihnen gehörte und gehören Adeusi Matambwe, Seymond G. Mpata, der ehemalige Polizist Mruta; Omari Aloyce Amonde, Kasper Henrik Tedo und Abdallah Ajaba. Zahlreiche neue Maler sind inzwischen hinzugekommen, so auch Jeremia.
Als Tinga Tinga und seine Verwandten zu malen begannen, kannten sie weder Kunstbücher noch Ausstellungen, Ihre Bildthemen waren dennoch nicht neu. Sie bezogen sich, wenn sie sich nicht genau beobachteten Alltagsszenen zuwandten, häufig auf Motive aus Mythen und Märchen ihres Volkes.
Oft sind es Tierdarstellungen, die sich auf den quadratischen Bildern finden. Es finden sich aber auch "fremde" Motive — etwa auf einem Bild von Linda ( l975)das Schiff "Manhattan 'Q welches manchmal im Hafen von Dar-es-Salaam vor Anker ging.
Es ist aber seltener in der Geschichte der Quadratmalerei, dass ein Objekt der technischen Welt abgebildet wurde. Die Künstler griffen bald auch soziale Themen auf, setzten sich mit der Situation in Krankenhäuser oder mit sozialen Konflikten in Dörfern und Bars auseinander. Ihre Arbeiten sind, indem sie die Probleme des Alltags widerspiegeln, oft interessante Kommentare zum aktuellen Zeitgeschehen
Jutta Ströter-Bender / Hans-Georg Sehrt.
Kunst aus Afrika. Moderne Quadratmalerei aus Tansania. Tingatinga. Ausstellungskatalog.
Merseburg., Museum Merseburg., 1994. 29 x 21 cms, 36 pp.,
Paintings of the Tanzania Art Panorama 1995.
"The presentation of ten painters from Dar es Salaam in this exhibition is the outcome of an initiative by the French Cultural Services and the National Arts Council."
"Sheraton Hotel"
Includes text in English, Swahili and French.
Catalog Source No.:
(OCoLC)ocm39167565
Bürgerreporter:in:Michael Gumtau aus Eichenau |
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