Stadtgespräch Nr.1 in Eckartsberga

Einkaufszone "Finnepark" in Eckartsberga mit "tegut"
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Es schlug ein, wie eine Bombe: "tegut macht zu!"
Einige Tage machte diese schlechte Nachricht in Eckartsberga die Runde. Erst ein Randartikel im "Naumburger Tageblatt" erhob die Behauptung zum Tatbestand.
Es kursierten viele Gerüchte über das Warum und Weshalb der Schließung.
Ich wollte es von der selbständigen Inhaberin der tegut-Filiale Frau Elke Kratz persönlich wissen und sprach mit ihr.
Eine wichtige Ursache sei der Streit um die Miete. Hier wurden wohl nicht ausreichende Verhandlungen geführt, die zu einer Einigung hätten führen können. Niemand von uns Betroffenen aber weiß, ob man gar nicht an einer Einigung seitens "tegut" interessiert war. Es fällt doch auf, dass im nahen thüringischen Umkreis ebenfalls "tegut-Filialen" geschlossen wurden. Unsere in Eckartsberga sei schon immer nur die einzige "tegut"- Verkaufseinrichtung in Sachsen-Anhalt gewesen.

Der Mietvertrag läuft erst 2013 aus. Warum hat Frau Kratz schon jetzt gekündigt? Sie erklärte mir, dass es wegen drohender Entlassung bei Filialenschließung wichtig für ihre Arbeitslosenunterstützung sei. Die Selbständigkeit wolle sie auf jeden Fall aufgeben. Der monatliche Gewinn aus ihrer Arbeit rechne sich einfach nicht mehr. Die zusätzlichen Belastungen für das selbstverantwortliche Betreiben der Filiale, wie Energiekosten usw., fräßen den erwirtschafteten Reinertrag auf.
Frau Kratz habe vergeblich gehofft, dass sie bei "tegut" in der Filiale Eckartsberga, wie in gleichgelagerten Fällen schon geschehen, im Angestelltenverhältnis mit ihren derzeitigen Mitarbeiterinnen weiterarbeiten könne.

Eine andere Ursache lag aber auch in unserem Kaufverhalten selbst! Bereits vor Jahren bei der Planung des Neubaues für eine weitere Lebensmittelkette an der Tankstelle kamen mir erhebliche Zweifel. "Konkurrenz belebt das Geschäft!" war der allgemeine Slogan. In Eckartsberga reicht die Kaufkraft aber für zwei solcher Unternehmen wohl nicht aus. Dazu kommt die Verführung, der leider viele erliegen, in nahe größere Märkte zu fahren. Bei den steigenden Benzinpreisen wird das in Zukunft eher nachlassen. Dann ist es vielleicht zu spät.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. In einem Gespräch mit Bürgermeisterin Marlis Vogel sagte sie mir, dass sich der Verwalter des Gebäudes Herr Minholz wohl um andere Betreiber von Lebensmittelketten bemühe.
Bleibt nur zu wünschen, dass jemand gefunden wird.

Für den Fortbestand einer guten Lebensmittelversorgung in Eckartsberga müssen alle etwas tun:
mit angemessenen Mieten, guter Ware zu vernünftigen Preisen und treuen Kunden.
Davon würden besonders die Älteren, sowie Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt profitieren, die nicht über ein Kraftfahrzeug verfügen. Es könnte unsere Stadt auch als liebenswerten Wohnort erhalten.
Das käme zugleich dem Vermieter, dem Betreiber und der Bevölkerung zugute.

Man kann nicht nur fordern und Vorteile kassieren, wenn etwas gut bleiben soll.
"Denn", so sagte schon immer mein Großvater, "hinten kackt die Ente!"

Bürgerreporter:in:

Annemarie Dr. Mrosk aus Eckartsberga

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