Störche im Landkreis Marburg- Biedenkopf
19.11.2009
Störche im Landkreis Marburg- Biedenkopf
Ein leeres Storchennest auf einem Scheunendach ragt in Heskem auf dem Hof Lemmer gen Himmel. Ob es 2010 bewohnt wird?
Winfried Kräling hat am 01. November 2009 eine sehr interessante bebilderte Zusammenstellung unter dem Titel Störche im Landkreis Marburg- Biedenkopf 2009 im PDF-Format veröffentlicht. Über Heskem wird darin leider nur berichtet: ...14.Mai...„Zwischen Heskem und Ebsdorf rastete heute früh ein Weißstorch...
Bereits im Jahre 2007 hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf die nachfolgende Pressemeldung 226/2007 vom 19.06.2007 - Nach fast 40 Jahren brüten wieder Weißstörche im Landkreis Marburg-Biedenkopf veröffentlicht:
Marburg-Biedenkopf – „Wir haben zu diesen Termin eingeladen, um auf die durchaus als sensationell zu bezeichnende Rückkehr des Weißstorches in unseren Landkreis in angemessener Weise hinzuweisen. Auf dem alten Molkereischornstein (ehemals Herzblatt) in Rauischholzhausen hat sich das erste Brutpaar nach fast 40 Jahren häuslich eingerichtet. Sein Nest samt Nachwuchs ist auch schon aus einiger Entfernung zu sehen“, so Landrat Robert Fischbach. Ob die Anwesenheit der im Volksmund als ‚Klapperstorch’ bezeichneten Art auch einen positiven Einfluss auf den demografischen Wandel in unserer Region habe, werde sich noch zeigen müssen, sagte der Landrat schmunzelnd.
Für den Landkreis ist es wichtig und erfreulich, dass zahlreiche Naturschutz- und Ausgleichsmaßnahmen mit dem Ziel der Wiedervernässung von Grünlandflächen und der Renaturierung von Auenbereichen (vor allem im Bereich der Ohmaue bei Kirchhain und Amöneburg und der Zwester Ohmaue im Ebsdorfergrund) wie kleine, zuvor noch fehlende Mosaiksteinchen das Landschaftsbild wesentlich veränderten und neue Lebensräume geschaffen haben. In ihrer Gesamtheit hatten sie somit einen großen Einfluss auf die Rückkehr des früher hier heimischen Storches, der nun sowohl geeignete Nistmöglichkeiten als auch wieder ein ausreichendes Nahrungsvorkommen vorfand. Waren es in den vergangenen Jahren nur einige Jungstörche, die sich hier aufhielten, so ist nun endlich die erste Brut zu verzeichnen.
Bei den genannten Maßnahmen handelt es sich in der Regel um Projekte des Landkreises, des ASV und der Gemeinden Kirchhain, Amöneburg und Ebsdorfergrund, die in vorbildlicher Weise in konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (NABU) und die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) realisiert wurden. Im Einzelnen zu nennen sind unter anderem die Arzbachrenaturierung bei Großseelheim, das Arle bei Roßdorf, die Radehäuser Lache bei Kirchhain oder die Rauwiesen zwischen Roßdorf und Schröck.
Als Wunsch teilte der Landrat mit, dass es jetzt bitte nicht zu einem „Storchtourismus“ nach Rauischholzhausen kommen solle, um das Storchenpaar weitgehend in Ruhe zu lassen. Schließlich wolle man ja, dass das Paar auch nächstes Jahr wieder diesen Standort für die Brut wählt.
Nachfolgend ein Text von Dr. Rainer Lorenz vom NABU zu diesem Thema:
Erste Weißstorchbrut nach 39 Jahren im Kreis Marburg-Biedenkopf
Seit 11 Jahren nehmen die Weißstörche in Hessen wieder zu. 2006 gab es 119 Brutpaare, die etwa 290 Junge aufzogen. Die Trockenlegung der Lebensräume und Baumaßnahmen zumal Verdrahtung der Landschaft und Insektenvernichtungsmittel ließ sie auch in Hessen nach dem 2.Weltkrieg fast verschwinden. Stromtod und Leitungsschlag sind häufigste Todesursachen und für 60 % der Verluste verantwortlich. Ihnen sollen schwarzweiße Bändergruppen an den Leitungen und Sitzbretter bzw. Bügelabweiser auf den Traversen der Strommasten abhelfen. Bis 2012 müssen die Energieunternehmen alle Leitungen und Masten sichern. Bei den Feuchtgebieten haben wir ein Umdenken und den Beginn einer Umkehrung, weitere Renaturierungen von Gewässern und Vernässungen von Grünland sind aber notwendig. Sie würden auch vielen Pflanzen- und Watvogelarten wie Schwarzstorch, Kiebitz, Bekassine, Brachvogel und Uferschnepfe helfen.
Aktuell sollen 200 ha Grünland je Storchennest vorhanden sein, die nach Möglichkeit extensiv und im Mosaik bewirtschaftet werden sollen. Ein ungemähter meterbreiter Streifen an Zäunen oder Gräben böte größeren Insekten Futter, Vermehrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten. Den Sommer 2005 hielten sich 20 Jungstörche an der Radenhäuser Lache, im Ohmbecken und am Arzbach auf. Die drei Störche im letzten Jahr verschwanden wenige Tage nach Beginn der Hitze. Offenbar konnten sie nicht einmal Regenwürmer aus dem Boden erreichen. Deshalb liegt der NABU LAG Weißstorchschutz eine Füllung der Senken im Ohm- und Wohrabecken im März am Herzen. Mit Hilfe der Unteren Naturschutzbehörde(UNB) des Kreises hoffen wir auf einen Kompromiss mit den Interessen der Landwirte. Kürzlich hat das hessische Umweltministerium den Wasserverbänden Lahn/Ohm, Oberes Lahngebiet und Wohra einen Förderbetrag von 243 000 Euro für ein besseres Hochwassermanagement bewilligt, in dessen Umsetzung auch etwas für die Störche getan werden kann. In der Amöneburger Verwaltung wurde die Vernässung des sog. Bekassinenloches am Rülfbach zwischen Amöneburg und Mardorf diskutiert, wo Störche wie in Ebsdorf bis in die fünfziger Jahre gebrütet haben.
Seit wenigen Jahren kommt neben rastenden Zugstörchen der Einflug junger Störche hinzu, die sich teilweise monatelang aufhalten. Ab März 2007 wurden Störche in Wenkbach, Kirchhain, an der Radenhäuser Lache, im Ohmbecken, dem Wehrdaer Lahnbogen, bei Goßfelden und Caldern gesehen. Mehrere Beobachter sahen Störche auf Horstmasten; sie erkannten diese als Angebot. Ende Mai überflogen mehrfach ein, zwei Störche Wehrda. 6-8 Jungstörche sind immer noch im Ohmbecken - Bei der Stunde der Gartenvögel des NABU wurden 2007 innerhalb dreier Tage 80 mal Weißstörche gesehen. In diesem Jahr brütet nach 42 Jahren ein Weißstorchpaar im Kreis auf dem Molkereischornstein in Rauischholzhausen. Mittlerweile füttern die Altstörche. Ein Horstbetreuer ist gefunden. die Beringung wird vorbereitet. Kürzlich erfuhr ich, dass sich ein zweites Paar für den Schornstein interessierte und dem Horstpaar einen langen Kampf lieferte, aber erfolglos abziehen musste. Also suchte ein weiteres Paar im Kreis eine Nistgelegenheit und blieb vielleicht bisher unentdeckt. Die Neuansiedlung war erwartet. In die Schwalm sind bis 2006 drei Paare zurückgekehrt, in den Kreis Gießen ein Paar. Andere Neuansiedlungen liegen weiter südwestlich. Die Vogelschützer kamen den Störchen vor Jahren mit Horstangeboten entgegen. In Ebsdorf ist ein alter Horst, in Niederwald, im Wehrdaer Lahnbogen und an der Radenhäuser Lache sind Storchenmasten. Vier weitere werden dort bald montiert.
Störche bevorzugen Flußauen. Hessens größte Brutpaaransammlungen finden sich nahe Biebesheim, im Ried und in Wiesbaden – Schierstein. Europaweit haben die Weißstörche 2006 deutlich zugenommen. - Die hessischen Störche fliegen im Herbst nur bis Spanien, Portugal und Südfrankreich, Winterstörche bleiben ganz hier.
Für die Mitteilung jeder Storchenbeobachtung sind wir dankbar – Ruf 06421 – 82513, Fax 06421 – 82192 oder E – Mail ulweber @ freenet. de. Rainer Lorenz, Sprecher der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz im NABU Hessen (Naturschutzbund Deutschland).
PS
Aufruf an alle myheimat-Leser:
Schaut 2010 nach Störchen in Hessen aus und meldet diese Beobachtungen dem NABU Hessen.
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Bürgerreporter:in:Klaus Dieter Hotzenplotz aus Marburg |
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