Kolumne: Donga-Kampf

Der Donga-Kampf stammt aus Äthiopien und dem angrenzenden Südsudan. Die Kämpfer versuchen, mit einem 2 oder 3 Meter langen Stock dem Gegner durch Schläge am Kopf oder an den Beinen blutige Treffen zuzufügen oder ihn zur Aufgabe zu zwingen. Ein Gegner, der am Boden liegt, darf nicht mehr geschlagen werden. Ein praktischer Nutzen des Kampfsportes ist die Brautwerbung.

Äthiopien und der Südsudan sind weit weg. Oder? Geographisch, kulturell und ethnisch auf jeden Fall. Warum sich also damit beschäftigen?

Die Antwort ist - zumindest vordergründig - naheliegend. Es geht um den Sport. In Mönchengladbach gibt es die Rheinische Fachhochschule für Sport- und Bewegungswissenschaften. Sie hat vom Staat den Auftrag erhalten, "Sportarten aus aller Welt zu dokumentieren und eine angemessene Berichterstattung durchzuführen". Wir dürfen also gespannt sein, was auf dem Büchermarkt erscheinen bzw. im Fernsehen / Kino zu sehen sein wird.

Wie eine gemeinsame Parlamentsanfrage vom Buddhistischen Bündnis, Theokratischer Partei, Bündis für Islamische Gläubigkeit und der Partei für Konfessionslosigkeit, Menschenrechte und Demokratie ergab, stecken wohl auch ganz andere, mehr handfeste wirtschaftliche Fragen hinter der sportwissenschaftlichen Forschung. Dem Sport sei Dank - deutsche Forscher können dank ihres Wissensdranges weite Teile des afrikanischen Kontinentes bereisen. Angola (Sportart: Bassula), Ägypten (Sportart: Ägyptischer Stockkampf), Algerien (Sportart: El Matreg), Gambia (Sportart: Gambisches Wrestling), Kanarische Inseln (Sportart: Kanarisches Ringen) und Madagaskar (Sportart: Moringue) seien hier als Beispiele genannt.

Angenehmer Vorteil der sportwissenschaftlichen Tätigkeit: Die Forscher lernen Land und Leute kennen, ihre Menschen, ihre Kultur, ihre Städte. Und gewinnen so einen Eindruck von den Lebensbedingungen der Menschen sowie ihre sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse.

Wieder zuhause werden sie dann von Herren befragt, die offiziell Mitarbeiter der "Arbeitsgemeinschaft niederrheinischer Industrie- und Handelskammern" sind. Auf dezente Art und Weise soll so herausgefunden werden, welche Möglichkeiten die regionale Wirtschaft auf Europas südlichem Nachbarkontinent hat.

Das sei perfide Wirtschaftsspionage, gar Neokolonialismus? Keine Ahnung. "Wirtschaftsförderung muß auch mal andere Wege gehen," ist von offizieller Seite unter der Hand zu hören. "Unser Motto lautet: Von China lernen heiß siegen lernen. Unsere Regierung wird schon wissen, wie wir uns nicht den Rang ablaufen lassen werden."

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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