Was kann der Liebesparade folgen?

Mit der Loveparade ist sicherlich die größte Katastrophe seit Langem über Duisburg hereingebrochen. Doch jenseits aller Tagesaktualität wirft sie die Frage auf, wie es in und mit Duisburg weitergehen soll. Hat sie bei den Verantwortlichen einen heilsamen Schock ausgelöst? Und vor allem: Kann und darf sich Duisburg auch in Zukunft noch als Veranstaltungsstandort präsentieren? Zumindest die letzte Frage sollte mit einem "Ja" beantwortet werden. Auch wenn bei der diesjährigen Liebesparade viele Fehler gemacht wurden und vieles falsch gelaufen ist, zeigt sie doch, daß es bei jungen Menschen eine nBedarf an Feierlichkeiten und an einer Partyszene gibt.

Das Ruhrgebiet hat vor rund 15 Jahren den Fehler gemacht, zu einseitig auf Musicals zu setzten. Sie schossen wir Pilze aus dem Boden und sind genauso schnell auch wieder verschwunden. Die Schlußfolgerung daraus? Es wäre zu einseitig, sich nur auf ein Standbein zu stellen. Es wäre daher zu überlegen, ob nicht Veranstaltungen mit einem breit gefächerten inhaltlichen Angebot bevorzugt werden sollten.

Trotz diverser inhalticher und organisatorischer Schwächen hat Duisburg immer dann für seine Verhältnisse gut ausgesehen, wenn Veranstaltungen dezentral ausgerichtet wurden. Dann konnte die städtische Infrastruktur (wie Veranstaltungsorte, Sicherheit, Verkehrsströme, Personal) genutzt werden. Duisburg war nie auf einen Massenansturm ausgerichtet; Duisburg war imme dann "gut", wenn die Teilnehmerzahlen übersichtlich und überschaubar, die Zielgruppe genau definiert war. Familien? Fachbesucher? Urlauber? Sie sind handzahmer und nicht so sehr auf Alkohol, Drogen und anderen Unsinn aus.

Natürlich erfordert eine Veranstaltungskultur qualifiziertes Personal. Daher sollte schon überlegt werden, ob und wie in Duisburg Nachwuchs herangezogen werden kann, das langfristig in der Lage sein wird, Veranstaltungen durchzuführen. Hierzu könnte ja beispielsweise die Arbeitsverwaltung Auskunft geben.

Das Kostenargument kann nur bedingt hier greifen. Es ist wohl allgemein akzeptiert, daß sich die Stadt Duisburg als Behörde keine großen Sprünge erlauben kann. Daher muß die Finanzierung von Veranstaltungen gewährleistet sein; wünschenswert wäre ein Überschuß für den Veranstalter. Daraus ergibt sich die moralische und politische Verantwortung von Bezirksregierung, Land, Bund und Eu, den Kommunen und vor allem den Menschen vor Ort nicht nur Kosten und Pflichten aufzuerlegen, sondern bei Bedarf auch helfend und beratend zur Seite zu stehen.

Doch nun zur praktischen Umsetzung. Wie kann sich Duisburg so positionieren, daß es regional wie überregional wahrgenommen wird.

1. Duisburg als Sportstadt

Duisburg sieht sich - glaubt man der offiziellen Politik - gerne als Sportstadt. Schwelgern - Stadion, MSV - Stadion, Eisstadion und Schwimmstadion sind bekannt Sportstätten.

a) Das Eistadion dürfte wohl auch heute noch erstligatauglich sein. Um das Potential der Halle zu nutzen, sind verschiedene Dinge denkbar. Können hier Lehrgänge des Deutschen Eishockey-Bundes stattfinden? Wünschenswert wäre natürlich auch ein Länderspiel. Besteht die Möglichkeit, hier Eislauf-Galas durchzuführen? Besteht die Möglichkeit, hier Eistanzmeisterschaften durchzuführen? Sollte die Antwort "Nein!" lauten, lautet die nächste Frage: WIe kann dies ermöglicht werden?

b) In welcchem nationalen Verband ist der Wasserball organisiert? Keine Ahnung. Es ist auch egal. Wäre es möglich, das Schwimmstadion zu Lehrgängen des Deutschen Schwimm-Verbandes zu nutzen? Sind dort auch Meisterschaften in Disziplinen wie Turmspringen, Unterwassersport, Wasserski oder Tauchen möglich? Können Wasserball-Länderspiele nach Duisburg geholt werden? Wenn nicht - wie kann dies ermöglicht werden.

c) Was geschiet eigentlich mit der MSV-Arena, wenn nicht gerade Fußballbundesliga ist? Steht sie dann leer? Und kann sie auch für andere Sportarten genutzt werden? Wäre es denkbar, daß hier auch Randsporten wie American Football, Rugby, Feldhockey, Feldhandball oder ähnliches gespielt wird? Wäre das Schwelgern-Stadion eventuell ein alternativer Austragungsort? Gerade hier würden sich verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten auftun. Bei der nationalen Sportförderung des Bundes bzw. regionalen Sportförderung des Landes, bei der Sportförderung des Deutschen Sportbundes bzw. der Olympiahilfe müßte es doch möglich sein, nicht nur prestigeträchtige, erfolgreiche und sich wirtschaftlich selbst tragende Sportarten wie Fußball, Handball und Reiten zu unterstützen. Es ist für mich aber durchaus denkbar, insbesondere in den sportarmen Sommermonaten sportliche Werbeveranstaltungen durchzuführen. Wäre es möglich Kontakte zur englischen Rheinarmee oder die Städtepartnerschaft zu Portsmouth für Rugbyveranstaltungen zu nutzen? Kann die Städtepartnerschaft zu Fort Lauderdale für American Football nutzen? Können die nationalen und Weltverbände der jeweiligen Sportart bei Werbeveranstaltungen helfen? Richtig organisiert, sehe ich gerade in diesem Bereich noch ein riesiges Potential für Duisburg.

Diese Ausführungen mögen sich im ersten Augenblick nach unrealistischem Größenwahn anhören. Kann gut sein. Die Gedanken kommen aber nicht ohne Grund. Viele Sportarten leben aus Idealismus und ehrenamtlichen Engagement heraus. Enthusiasmus und die Liebe zum jeweiligen Sport treiben sie an.

Mir persönlich sind zwei Gedanken wichtig. Wie können die Sportanlagen effektiver und häufiger genutzt werden? Und wie kann ich die Sportler vor Ort einbinden? Je erfolgreicher Sport auf Dauer ist, desto leichter fällt es auch den Menschen vor Ort, Geld damit zu verdienen.

Die Beschäftigung mit anderen Sportarten macht für mich auch an anderer Stelle Sinn. Bei den etablierten Sportarten gibt es schon viele Veranstaltungen - das Leichtathletik - Meeting in Leverkusen, die Tennis-Mannschaftsweltmeisterschaft in Düsseldorf und das CHIO - Reitchampionat in Aachen seien hier als Beispiele genannt. Sich jenseits der Regattabahn langfristig um Alternativen zu kümmern, würde dem Sportstandort Duisburg sicherlich gut tun.

2. Duisburg als regionaler Veranstaltungsstandort

Duisburg hat diverse Hallen. Die Mercatorhalle sei hier genauso als Beispiel genannt wie die Rheinhausenhalle, die Rhein-Ruhr-Halle oder die Räumlihckeiten des Landschaftsparks Nord. Ich habe nun nicht überprüft, wie hoch dort die Auslastung ist - bislang bestand ja auch kein Anlaß dafür. Ob es hier quantitative Steigerungsmöglichkeiten gibt, kann ich daher schlecht beurteilen. Qualitative Steigerungsmöglichkeiten sehe ich aber durchaus.

Folgt man der Tagespresse, werden unsere Duisburger Hallen gerade einmal von örtlichen Nutzern belegt. Firmen ehren ihre Jubilare, die örtlichen Parteien führen ihre Veranstaltungen durch. Unbedeutende Messen kommen hinzu. Eine Ausstrahlung in die umliegende Region (etwa ins Ruhrgebiet oder an den NIederrhein) ging davon nicht aus. Warum werden nicht mal die nordrhein-westfälischen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Wirtschaftsverbände zu uns nach Duisburg geholt. Zumindest die Parteien haben Organisationen für bestimmte Personengruppen - der Parteinachwuchs, die Seniorenarbeit, Frauenarbeit und Arbeitnehmerflügel seien als Beispiele genannt. Bei den Kirchen gibt es ähnliche Strukturen. Ich nehme hier mal die evangelische Kirche als Beispiel, weil ich mich hier am besten auskenne. Hier gibt es den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt genauso wie die Frauenhilfe, die Evangelische ARbeitnehmerbewegung oder die Männerarbeit.

Allgemein gesprochen fehlt Duisburg die Einbindung in diese institutionellen Strukturen; Duisburg ist kein Ort, in den man einlädt. Tagungen, (Weiter-)Bildungsmaßnahmen, informelle Treffen und Repräsentationen finden woander statt. Vermeintlich hat Duisburg nicht die richtige Infrastruktur dafür. Stimmt da? Bieten unsere Hallen wirklich nicht das Potential, um hier beispielsweise Aktionärsversammlungen durchzuführen? Sollte dem so sein, müßten unsere Hallen technisch und infrastrukturell aufgewertet werden.

Natürlich kann es hier nur darum gehen, einzelne Veranstaltungen zu uns nach Duisburg zu holen. Dies ist aber auch durchaus beabsichtigt. Die gute verkehrstechnische Erreichbarkeit und die Nähe zu Düsseldorf als Landeshauptstadt sollten durchaus genutzt werden.

Ich habe mal spaßeshalber das Wort "Olympiade" in eine Suchmaschine im Computer eingegeben. Zu meiner Überraschung konnte ich feststellen, daß es nicht nur alle 4 Jahre die Sommer- und Winterspiele gibt. Ich entdeckte die Mathematik-, Physik-, Biologie- und CHemie-Olympiade. Ob ich sie unbedingt bei uns in Duisburg haben muß, sei einmal dahingestellt.

Viel interessanter scheint mir da ein anderer Ansatz. Ich entdeckte die Koch-Olympiade. Die Seiten, die ich im Internet dazu entdeckte, sind nicht weiter erwähnenswert. Ein anderer Gesichtspunkt sollte hier aber beleuchtet werden, nämlich die Frage, welche Möglichkeiten es für das ortsansässige Handwerk und die INdustrie gibt, sich werbewirksam der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Kunsthandwerk bekokmme ich jedes Jahr auf`s Neue spätenstens auf dem Weihnachtsmarkt zu sehen. Warum gibt es aber keine Leistungsschauen für Friseure, Kosmetiker, Schneider, Modisten und Innenausstatter? Sich hier mit den Innungen und Wirtschaftsverbänden zusammenzutun und kreative Ideen zu entwickeln, sollte schon möglich sein.

Auch hier dient mir Düsseldorf wieder als Ideengeber. Kunst im Tunnel? Skilaufen am Rheinufer? Autorennen, Fahrradrenenn und ein Modelaufsteg auf der Königsallee? Hat es alles schon gegeben und gibt es teilweise immer noch. Natürlich müssen Aktionen in Duisburg nicht so spektakulär sein wie die in Düsseldorf. Es würde auch reichen, wenn Besucher aus dem Ruhrgebiet, dem Niederrhein, dem Aachener Raum und den benachbarten Niederlanden kommen würden und ihr Geld her lassen.

Duisburg ist nicht mehr die reichste Stadt Deutschlands. DIe Stadt kann ihr Geld beileibe nicht mehr mit beiden Händen zum Fenster hinausschmeißen. Sich nur auf den Logistiksektor zu verlassen, wäre zu fahrlässig. Der regional ausgerichtete Veranstaltungssektor könnte und sollte ein weiteres wirtschaftliches Standbein sein.

"Veranstaltungskaufleute konzipieren und organisieren Veranstaltungen und sorgen für deren reibungslosen Ablauf. Sie kalkulieren die Kosten und übernehmen alle kaufmännischen Aufgaben rund um die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen.

Von der Idee zum Event: Konzeption und Organisation

Ob Konzerte, Kongresse, Messen, Ausstellungen oder Stadtteilfeste: Jede größere Veranstaltung muss genau geplant und vorbereitet werden. Wie viele Besucher werden erwartet? Welche Räumlichkeiten braucht man? Werden Dolmetscher benötigt? Ist eine Genehmigung erforderlich? Veranstaltungskaufleute beraten ihre Kunden in allen Fragen kompetent. Sie entwickeln Veranstaltungskonzepte, kalkulieren die Kosten und erstellen Angebote. Die Liste der Aufgaben ist lang, denn sie begleiten ein Ereignis von Anfang bis zum Ende. Für das Sommerfest der Stadt planen sie gemeinsam mit dem Kulturbeauftragten und den Bürgervertretern, welche Musik und welche Verkaufsstände geeignet sind, und wie man die Läden in der Stadt mit einbeziehen kann. Flexibel, einfallsreich und mit viel Organisationstalent koordinieren sie alle an einer Veranstaltung beteiligten Stellen und kümmern sich um den Veranstaltungsort. Am Computer berechnen sie die Kosten und erstellen Ablauf- und Regiepläne, die sie dann umsetzen. Sie sind auch für die gesicherte Finanzierung einer Veranstaltung zuständig; zu diesem Zweck erstellen sie Kosten- und Gewinnpläne und überwachen sie. Dabei richten sie sich nach der Zielgruppe und den Gegebenheiten. Auch für die Sicherheit sind die Veranstaltungskaufleute verantwortlich - dazu beurteilen sie zum Beispiel die Räumlichkeiten, holen Genehmigungen ein oder veranlassen Absperr- und Brandschutzmaßnahmen. Darüber hinaus planen sie den Einsatz des Personals und sind an der Kosten- und Erlösplanung beteiligt. Nach Beendigung einer Veranstaltung führen sie Erfolgskontrollen durch und stellen die Endabrechnung auf.

Auf der Veranstaltung

Wenn alles fertig geplant ist, kümmern sich Veranstaltungskaufleute auch um die Durchführung. Sie arbeiten nicht nur im Büro, sondern fahren beispielsweise zum Veranstaltungsort, kontrollieren Einrichtungen, Aufbauten und Dekorationen und weisen das Personal ein. Auch während der Veranstaltung selbst sind sie vor Ort - deshalb müssen sie bei ihren Arbeitszeiten sehr flexibel sein. Oft geht es hektisch zu, und vieles kann schief gehen. Versagt die Tonanlage beim Konzert? Ist die Kühlanlage für die Getränke ausgefallen? Haben sich Nachbarn über Ruhestörung beschwert? Damit es nicht so weit kommt, planen Veranstaltungskaufleute für möglichst viele Eventualitäten voraus; wenn aber doch Probleme auftreten, bewahren sie einen kühlen Kopf und finden mit viel Improvisationstalent schnell eine Lösung.

Marketing und mehr

Eine Veranstaltung kann nur erfolgreich sein, wenn sie gut vermarktet wird und ihre Zielgruppe anspricht. Veranstaltungskaufleute kennen den Veranstaltungsmarkt genau und entwerfen Veranstaltungskonzepte, die den Erwartungen der jeweiligen Zielgruppe gerecht werden. Sie erarbeiten Werbe- und Marketingkonzepte und führen sie durch: Wenn sie beispielsweise die Tour einer Band organisieren, sorgen sie auch dafür, dass Poster entworfen und zusammen mit weiterem Promotion-Material an die Veranstalter vor Ort verschickt werden. Veranstaltungskaufleute sind im Hintergrund für alle Aspekte der Organisation verantwortlich, von der kreativen Entwicklung bis zu kaufmännischen Leistungen wie Buchhaltung oder Warenbestellung," stellt BerufeNet, die berufskundliche Datenbank der Arbeitsverwaltung, einen relativ neuen Beruf vor.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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