Straßenbahnen in Duisburg
Die aktuelle Lage
Nachdem die beiden Vorserienfahrzeuge im Herbst 2020 in Duisburg angekommen sind, sollte ab dem Sommer 2021 alle zwei Wochen eine neue Bahn für die Linien 901 und 903 am Betriebshof Grunewald ankommen – das war der ursprüngliche Zeitplan. Dann kam es beim Hersteller zu Verzögerungen in der Produktion.
Im Dezember 2021 erreichte das erste Serienfahrzeug den Betriebshof Grunewald, im Februar 2022 das zweite. Inzwischen gibt es schon über ein Jahr Lieferverzug.
Im Oktober wurde angekündigt, dass bis Ende 2022 drei weitere Serienfahrzeuge nach Duisburg geliefert werden. Am 17. November ist die erste der drei angekündigten Bahnen am Betriebshof Grunwald angekommen.
Wann die Bahnen im Fahrgastbetrieb fahren werden, hängt von einem Zeit- und Lieferplan ab, der von Alstom (ehemals Bombardier) noch aussteht.
Generell gilt: Bevor Bahnen nach Duisburg geliefert werden, müssen unsere Fachleute immer die Qualität der Fahrzeuge im Werk in Bautzen prüfen und für den Transport freigeben. Acht weitere Bahnen befinden sich derzeit im Roh- oder Ausbau.
Derzeit testen wir außerdem mit einem unserer Vorserienfahrzeug die neue Zugsicherung im Tunnel und die Strecke nach Mülheim. Das andere Vorserienfahrzeug befindet sich gerade im Werk in Bautzen, wo es fit gemacht wird. Anschließend wird es der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) in Duisburg zur Zulassung vorgestellt. Die erfolgreiche Prüfung ist die Voraussetzung für den Einsatz aller neuen Bahnen. Wann die Prüfung stattfindet, steht noch nicht fest, da immer noch Unterlagen für die Zulassung vom Hersteller fehlen.
Wir gehen davon aus, dass die neuen Bahnen im Jahr 2023 in den Einsatz kommen. Ein konkretes Datum können wir nicht nennen, da wir dabei von anderen Stellen abhängig sind.
Was bisher geschah
Die erste beiden Bahnen sind in Duisburg angekommen: die erste im September, die zweite im November 2020. Mit ihnen will man seitdem weitere Erkenntnisse für den Bau der weiteren Bahnen gewinnen.
Unsere zuständigen Mitarbeiter waren schon vor der Auslieferung regelmäßig bei Alstom (ehemals Bombardier) in Bautzen vor Ort und haben während des Baus geprüft, ob es Mängel gibt. So kann sichergestellt werden, dass diese Mängel später bei den weiteren Fahrzeugen nicht mehr auftreten.
Wir testen nun die neuen Bahnen gemeinsam mit Alstom hier bei uns in Duisburg. Denn erst hier kann beispielsweise überprüft werden, wie gut die Bahnen über die steile Rampe am Rathaus oder um enge Kurven in Ruhrort kommen. „Wir arbeiten gemeinsam weiterhin mit Hochdruck daran, die Tests schnell und erfolgreich abzuschließen“, sagt Fabian Lutze.
Außerdem muss noch das Fahr- und Werkstattpersonal geschult werden. Auch die Feuerwehr und Behindertenverbände werden sich vorab mit der neuen Bahn vertraut machen.
Die Serienproduktion der weiteren 47 Bahnen, die auf den Linien 901 und 903 fahren werden, hat bereits begonnen. Die DVG hatte ursprünglich 47 Bahnen bestellt, erhält nun aber 49 Fahrzeuge. „Die Lieferung von zwei zusätzlichen Fahrzeugen beruht auf einer Vertragsanpassung“, sagt Lutze. Was mit den alten Bahnen passiert, steht derzeit noch nicht fest.
Wenn die neuen Bahnen kommen und die alten parallel noch in Betrieb sind, muss genug Platz am Grunewald sein. Deshalb erweitern wir den Betriebshof, um alle Bahnen und Materialien unterbringen zu können.
Testfahrten mit der neuen Bahn
Seit Ende Oktober 2020 sind die Vorserienfahrzeuge in den Nächten unterwegs, um den Normalbetrieb tagsüber nicht zu stören. Die umfangreichen Testfahrten sind notwendig, damit die Bahnen die Zulassung für den Fahrgastbetrieb erhalten.
„Wir ziehen nach den wochenlangen Tests auf dem Betriebshof eine positive Bilanz“, sagt Projektleiter Fabian Lutze. „Wir haben das Fahrzeug intensiv geprüft und konnten viele Erkenntnisse sammeln.“ Wir haben bisher die komplette Funktionalität der Fahrzeuge am Betriebshof getestet – beispielsweise die Bordelektronik, die Antriebstechnik und das Bremssystem. Nun werden die Vorserienfahrzeuge auf den Schienen im gesamten Betriebsgebiet weiter geprüft. Dann wird getestet, was auf dem Betriebshof bislang nicht möglich war, wie beispielsweise das Bremsen bei normaler Betriebsgeschwindigkeit und das Fahren in engen Kurven.
Während wir die Fahrzeuge testen, baut Alstom die weiteren Serienfahrzeuge. Die Erkenntnisse aus den Testfahrten fließen in die Serienproduktion ein. Anschließend sollen die Fahrzeuge die Zulassung für den Fahrgastbetrieb bekommen. Sobald die schrittweise Auslieferung der Serienfahrzeuge beginnt, können sich dann auch die Fahrgäste von den neuen Bahnen im Alltagseinsatz überzeugen.
Der Bau einer Straßenbahn: 7 Schritte
Bombardier fertigt die neuen Bahnen in Bautzen speziell für uns und unser Schienennetz an. Schließlich müssen die Bahnen an die Bahnsteige, in die Werkstatt und durch jede noch so enge Kurve passen.
Der Bau der Bahnen passiert in 7 Schritten, die wir euch hier kurz vorstellen. Weiter unten findet ihr Fotos der jeweiligen Schritte.
Schritt 1: Rohbau
Wagenkästen bilden das Grundgerüst einer Bahn – vergleichbar mit der Karosserie eines Autos. Die Unterkonstruktionen der Böden, Seitenwände und Dächer werden einzeln angefertigt und im Anschluss durch Schweißen miteinander verbunden. Die neuen Bahnen bestehen aus drei Wagenkästen: zwei gleichgroßen Kopfteilen und einem Mittelteil. Zusammengesetzt ist der gesamte Rohbau später fast 34 Meter lang, 2,30 Meter breit und 3,50 Meter hoch.
Schritt 2: Strahlen, grundieren, lackieren
Im nächsten Schritt werden die Wagenkästen lackiert. Zuvor werden durch Sandstrahlen Verschmutzungen und andere Verunreinigungen von der Oberfläche entfernt. Dann werden die Flächen grundiert, damit der Lack besser haftet. Wie ihre Vorgänger werden die neuen Bahnen in den DVG-Farben – rot-weiß – durch Duisburg fahren.
Schritt 3: Innenausbau
Frisch lackiert geht es an den Innenausbau: Nachdem die Böden und Fenster eingebaut wurden, werden beispielsweise Leuchten, Sitze, Haltestangen, Fahrkartenentwerter, Elektrogeräte und Monitore für die Haltestellenanzeige verbaut. Der Innenausbau eines Vorserienfahrzeugs dauert etwa zwei Monate.
Schritt 4: Zugbildung
Im vierten Schritt werden die drei frisch lackierten und von innen ausgestatteten Wagenkästen zu einer Bahn zusammengesetzt. Die Experten nennen diesen Vorgang Zugbildung.
Schritt 5: Drehgestell
Ohne die Drehgestelle dreht sich nichts. Sie sind das Fahrgestell einer Bahn und sorgen dafür, dass die Bahnen durch alle Kurven im Duisburger Netz fahren können. Zum Schluss werden die Wagen auf die vier Drehgestelle gesetzt. Drehgestelle bestehen aus einem Rahmen, an dem unter anderem Achsen, Radreifen, Federung, Getriebe, Bremsen und Motoren befestigt sind.
Schritt 6: Tests
Aus Wagenkästen, Drehgestellen und sämtlichen Innenkomponenten entsteht die Bahn, die nun von Bombardier und von uns auf Herz und Nieren geprüft wird. Zunächst wird das Fahrzeug im Stand getestet und einzelne Stromkreise eingeschaltet. Wenn die Bahn diese Tests besteht, geht es auf die Strecke. Erstmal fahren die Bahnen aber nur auf dem Firmengelände von Bombardier in Bautzen.
Schritt 7: Weitere Ausstattung
Angekommen in Duisburg bekommt die Bahne in unserer Werkstatt am Betriebshof Grunewald den letzten Schliff. Hier werden Bordwerkzeuge, wie beispielsweise Weicheneisen und Schneebesen verstaut. Unsere Kollegen führen dann noch weitere Tests auf dem Betriebshof und anschließend im Streckennetz durch. Erst wenn alle Tests bestanden sind, kommt das Fahrzeug zum Einsatz.
Die Ausstattung der neuen Bahnen
Knapp 200 Menschen passen in die geräumigen neuen Bahnen (heute gibt es 175 Plätze).
Der Innenraum ist hell gestaltet und hat größere Fensterflächen als die alten Bahnen.
Zu jeder Seite gibt es fünf Außenschwenkschiebetüren, ähnlich wie Busse sie haben.
Die Türen führen in einen größeren Eingangsbereich, so gehen Ein- und Ausstieg schneller.
Breite Durchgänge erleichtern die Bewegungsfreiheit.
Klimaanlage und WLAN sorgen für mehr Komfort.
Neue Fahrgast-Informationssystem mit Doppelmonitoren zeigen Anschlussverbindungen und die Haltestellenperlschnur an.
Durch Stehhilfen zum Anlehnen und Klappsitze entsteht mehr Raum für Kinderwagen, Rollatoren, Rollstühle und Fahrräder. Ein Niederfluranteil von 70 % erleichtert mobilitätseingeschränkten Menschen die Fahrt mit der Straßenbahn. Die alten Bahnen haben einen Anteil von 20 %. Das gesamte Fahrzeug besteht aus einer Ebene, es gibt nur jeweils eine Stufe zur Fahrerkabine. Mechanische Klapprampen an den Türen vereinfachen den Ein- und Ausstieg.
Innen: bietet Platz für Kinderwagen, Rollstühle etc.
Verbesserte Sicherheit
Eine wesentlich größere Frontscheibe verschafft den Fahrern einen besseren Überblick über den Verkehr. Ein System zur Kollisionswarnung hilft dabei, Gegenstände im Gleis leichter und schneller zu erkennen. Es warnt nicht nur, sondern leitet im Notfall auch eine Zwangsbremsung ein. Ein durchgehendes Lichtband sorgt durch eine ständige Beleuchtung für eine bessere Orientierung im Fahrzeug.
In jedem Türbereich ist eine Fahrgastsprechstelle, mit der der Fahrgast das Fahrpersonal kontaktieren kann. Sollte die Notbremseinrichtung betätigt werden, wird eine direkte Sprechverbindung aufgebaut.
Es gibt weiterhin Videoüberwachung. Neu sind die Monitore für die Videoüberwachung, die in der Fahrerkabine installiert sind. Das Fahrpersonal kann damit den Fahrgastraum überblicken und in Notsituationen Unterstützung anfordern.
Energiesparend und geräuscharm
Wie die alten werden auch die neuen Bahnen mit Naturstrom aus Wasserkraft betrieben.
Rückgewonnene Bremsenergie wird zu einem hohen Anteil zum Heizen genutzt oder in das Oberleitungsnetz eingespeist. Es wird ausschließlich stromsparende LED-Beleuchtung eingesetzt.
Auch in Sachen Lärm werden die neuen Bahnen weniger auffallen: Sie werden eine sogenannte Spurkranzschmieranlage haben, die vor allem in Kurven die Reibung und somit auch Verschleiß und Geräuschentwicklung verringert.
Neue Bahnen für die Linie U79
Der Auftrag für 18 neue Stadtbahnen für die Linie U79 ist an den Hersteller Siemens vergeben worden.
Der Zeitplan
Die modernen Hochflurbahnen stehen für mehr Komfort und mehr Sicherheit. Die Serien-Auslieferung der Bahnen sollte laut urspürnglichem Plan 2024 beginnen und 2025 abgeschlossen sein, das erste Vorsreienfahrzeug sollte im Herbst 2023 geliefert werden. Der Hersteller hat nun (im Mai 2022) darüber informiert, dass es bei der Auslieferung zu Verzögerungen um voraussichtlich 16 Monate kommen wird. Der ursprüngliche Zeitplan kann daher leider höchstwahrscheinlich nicht eingehalten werden.
Das Finanzielle
Wir investieren rund 55 Millionen Euro in die Bahnen und bestellen die neuen Fahrzeuge gemeinsam mit der Rheinbahn AG aus Düsseldorf. Die gemeinsame Bestellung bringt viele Vorteile: Die Rheinbahn und wir sparen beispielsweise Kosten durch die größere Bestellmenge, die Fahrzeuge von Rheinbahn und DVG können zukünftig aneinandergekoppelt werden und auch die Ersatzteile beschaffen wir gemeinsam.
Fakten rund um die neue Stadtbahn
28 Meter lang, 2,65 Meter breit und bieten Platz für circa 180 Fahrgäste
8 Fahrgast- und 2 Türen fürs Fahrpersonal
großzügige Mehrzweckbereiche für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle
Stehhilfen zum Anlehnen, Klappsitze und Rampen, die vor allem mobilitätseingeschränkten Fahrgästen den Ein- und Ausstieg und die Fahrt erleichtern
eine Klimaanlage, die im Sommer und im Winter für eine angenehme Temperatur in den Fahrzeugen sorgen soll
Fahrgast-WLAN
auch in puncto Sicherheit sind die Bahnen auf dem neuesten Stand: Sie werden unter anderem mit einem System zur Kollisionswarnung ausgestattet
optisch angelehnt an die 47 neuen Niederflurfahrzeuge für die Linien 901 und 903
Ich gebe hier mal einen Pressetext der Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG ungekürzt (was den Text angelangt) wieder. Es fehlen nur die Fotos; sie sind aber auf den Weltnetzseiten der Duisburger Verkehrsgesellschaft zu sehen.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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