Linie 903 fährt Umwege

Linie 903 fährt Umleitung

Die Straßenbahn-Linie 903 wird zur Sicherheit und zum Schutz der Fahrgäste sowie des DVG-Fahrpersonals und des DVG-Sicherheitspersonals am heutigen Silvesterabend zwischen den Haltestellen Platanenhof und Fischerstraße in beiden Fahrtrichtungen eine Umleitung fahren. Die Haltestellen Siechenhausstraße, Pauluskirche, Marienhospital, Brückenplatz sowie Hochfeld-Süd Bahnhof / RheinPark werden nicht bedient.

Hintergrund sind Störungen des Betriebs sowie Vandalismus durch Unbekannte mit Hilfe von Feuerwerkskörpern an den vergangenen beiden Abenden. Die Umleitung erfolgt aus Sicherheitsgründen, da auch am heutigen Silvesterabend mit ähnlichen Vorfällen gerechnet werden muss.

Verkehrsinformationen zu Bus und Bahn gibt es im Internet unter www.dvg-duisburg.de, bei der DVG-Telefonhotline unter der Rufnummer 0203 60 44 555 und in der DVG-App. Die DVG-App steht für die gängigen iPhones und Android-Smartphones in den jeweiligen Stores kostenlos zum Download bereit.

Diese Nachricht hatte mich schon rechtzeitig an Sylvester erreicht. Und zwar in elektronischer Form per E-Brief. Ich hatte ihn anfangs beiseite gelegt, da ich nichts damit anfangen konnte. "Wer macht den so etwas," hatte ich mich gefragt.

Heute, am Dienstag, den 3. Januar 2023, als ich diesen Myheimat-Text schreibe, sieht die Lage schon anders aus. Westdeutsche Allgemeine Zeitung sowie Neue Ruhr Zeitung haben den Vorfällen an prominenter Stelle in der Lokalberichterstattung einen Platz eingeräumt. Politik und Polizei dürfen sich dort äußern.

Spontan habe ich mich an die Zeit erinnert, als mein Vater noch lebte und mobil war. Wir sind einen Sonntagmittag zum Essen in die Duisburger Innenstadt gefahren. Auf dem Rückweg nutzten wir die Linie U79 zwischen der Innenstadt und dem Stadtteil Wanheimerort. Wir sind zu einer Uhrzeit gefahren, als ein MSV-Spiel bevorstand. Die Bahn, die wir benutzt haben, war überfüllt, mit Anhängern dieses armseligen Vereins.

Mit ist diese Fahrt aus einem ganz einfachen Grund im Gedächtnis hängengeblieben. Die Randalen und Vandalen durften ungestört Glühbirnen aus den Deckenlampen schrauben und Sitzschalen aus den Halterungen treten - klassische Fälle der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs.

Einige Jahre später hat die Duisburger Lokalpolitik dann beschlossen, Sicherheitspersonal in den Bahnen einzusetzen. Für kurze Zeit sind die Herren dann auch mitgefahren. Sie wurden damit begründet, daß sie für Sicherheit, Sauberkeit und nicht beschädigte Bahnen sorgen sollten.

Einer dieser Sicherheitsleute hat inzwischen den Arbeitgeber gewechselt. Er ist muskelbepackt. Er kann selbstbewußt auftreten. Und somit Respekt einflößen. Er sagt: "Also bin ich immer dann eingesetzt worden, wenn Not am Mann war. Geregelte, verläßtliche Arbeitszeiten habe ich nicht gekannt."

Inzwischen ist dieser Sicherheitsdienst eingestellt. Er ist anscheinend zu teuer gewesen. Inzwischen greift schon niemand mehr ein, wenn Personen im U-Bahn-Schacht an der Haltestelle "König-Heinrich-Platz" im Gleisbett der Linie 903 Richtung Hüttenheim herumläuft - so geschehen am 11. September 2022 nach 17 Uhr. Wen wundert es da, wenn Randalen und Vandalen auf Bus und Bahn losgehen?

Ich fahre seit Ende der 1990er Jahre regelmäßig Bus und Bahn. Mir ist aus dieser Zeit ein mir namentlich bekannter Service-Mitarbeiter im Ohr geblieben. Der sagte: "Was sollen wir machen? Selbst wenn wir bei Ordnungswidrigkeiten und Straftagen Täter ermitteln, sind die oft noch sehr jung oder haben andere Entschuldigungsgründe für ihr Fehlverhalten. Kommen diese Leute dann vor Gericht, erhalten sie milde Strafen, wenn sie überhaupt verurteilt werden." Über Schadensersatzforderungen habe ich mich gar nicht erst mit dem Service-Mitarbeiter unterhalten.

Ich bin mir nicht sicher: Die Verkehrsbetriebe allein werde die Probleme nicht lösen können. Sie können Schadensersatzforderungen geltend machen. Die Justiz kann empfindliche Strafen aussprechen. Viel wichtiger wird aber eine aktive Sozialpolitik der kommunalen Politik sein.

Auf einer Veranstaltung der Mülheimer Wolfsburg habe ich mal einen Satz gehört, der mir persönlich einleuchtet: Wer eine gut bezahlte und sinnvolle Arbeit macht, wird weniger auf "dumme Gedanken" kommen. Einrichtungen wie Stadt, Arbeitsverwaltung und auch Kirchen sind in meinen Augen gefordert, Fördergelder von Bund und Land in weitaus größerem Rahmen nach Duisburg zu holen und beispielsweise in eine aktivere Arbeitsmarktpolitik zu stecken.

Damit ist nicht gemeint, daß Jugendliche in 1-€-Jobs gesteckt und Lebensältere in Lehrgänge, in denen sie gesagt bekommen, wie man einen Lebenslauf schreibt. Mir ist ein größerer 2. Arbeitsmarkt und / oder leistungsstärkerer Ausbildungsstellenmarkt lieber als Nachrichten wie die am Anfang dieses Textes. Aber egal - wer bin ich schon, daß ich so etwas meine?

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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