Kommentar
49-€-Deutschlandticket
Das 49-€-Deutschlandticket. Es wurde aus der bundesdeutschen Politik als Anreiz angepriesen, vom Auto auf die Schiene umzusteigen. Es erweist sich montan als populistischer Rohrkrepierer, bei dem die langfristige Finanzierung überhaupt nicht gesichert ist.
Diese meine Meinung kann ich durch viele Beobachtungen aus der täglichen Praxis heraus begründen.
Die Straßenbahnhaltestelle "Münchener Straße" liegt schätzungsweise 500 m vor meiner Haustüre. Vor rund 40 Jahren dort die Straßenbahnlinien 909 (Duisburg-Huckingen nach Dinslaken) sowie U79 (die frühere D-Bahn Düsseldorf Hbf - Duisburg Hbf). Die 909 wurde als Staßenbahnlinie aufgegeben und durch die Buslinie 909, die lediglich im Duisburger Norden fährt. ersetzt.
Schlamperei und Inkompetenz führten bei der U 79 dazu, daß sie selbst zu Stoßzeiten (wie dem Berufsverkehr) nur noch alle 15 Minten fährt - defekte Bahnen, Verspätungen, verspätete Bestellung und verspätete Auslieferung neuer Wagen (die teilweise nicht richtig funktionieren), fehlende Fahrer sowie häufige Baustellen und daraus resultierend Schienenersatzverkehr sorgen führe wachsende Unzufriedenheit bei den Kunden.
Bei der Linie 901 fahren zwischen Ruhrort und dem berühmt-berüchtigten Marxloh werktags Busse statt Bahnen.
Oberbürgermeister Sören Link ließ seinen christdemokratischen Amtsvorgänger 2010 mit viel Aufwand abwählen. Link wollte alles besser machen. Der bleierne Stillstand dauert bis heute an. Aber das ist ein anderes Thema.
Kommt man als Fahrgast zum Duisburger Hauptbahnhof, hört man Baulärm. Es tut sich offensichtlich etwas. Bei laufendem Betrieb werden hier Schienen und Bahnhofsgebäude umgebaut. Unangenehm dabei: An Gleist 12 / 13 fahren sehr viele Züge in Richtung Essen / Bochum / Dprtmund. Da es weder Rolltreppen (ach so, ich vergaß: Im Behördendeutsch der früheren Bundesbahn heißen die Dinger "Fahrtreppen") noch Aufzüge gibt, bleibt die Frage unbeantwortet, wie schweres Gepäck, Kinderwagen, Rollstühle sowie Leute mit Rolllatoren und / oder sonstigen Mobilitätseinschränkungen das Gleis in Richtung Bahnhofshalle bzw. Verknüpfungshallle verlassen können. "Kundenfreundlichkeit sieht anders aus," möchte man da ausrufen.
Verspätungen, Gleisänderungen sowie Zug(teil)ausfälle erschweren dann die Weiterfahrt. Je nach Zielort werden weitere strukturelle Defizite überdeutlich sichtbar. Liegt ein Reiseziel im ländlichen Raum, fahren Busse teilweise nur stündlich (teilweise als AST - Anrufsammeltaxi), sonntags teilweise überhaupt nicht. Was nicht nur an der mangelnden Kundennachfrage liegt. Aus Recklinghausen und Wuppertal weiß ich (durch Gespräche von Busfahrern untereinander) sehr genau, daß die Stimmung schlecht, der Krankenstand hoch und viele Stellen nicht besetzt sind. Um überhaupt Personal zu finden, soll Bewerbern sogar schon angeboten worden sein, daß sie nur montags bis freitags fahren müssen und an Wochenenden und Feiertagen frei haben. Wie soll ein regulärer, normaler Arbeitnehmer zur Fahrt mit Bus & Bahn angeregt werden, wenn er werktags in vollen Fahrzeugen sitzt und an seinen freien Tagen zuhause bleiben muß, eben weil jeder frei hat und nichts fährt? Mit dieser Einstellung, liebe Leute Bus- und Bahnfahrer, kann man auch ein Land lahmlegen.
Ich merke, daß ich das "alte" Deutschland vermisse. Bei heißem Wetter sind Straßenbahnen gelegentlich mit offenen Fahrzeugtüren als Lüftung gefahren und sogar einigermaßen pünktlich an ihr Ziel gekommen.
-
Gelöschter Nutzer
am 09.09.2023
um 12:20
Gelöschter Kommentar