Buchbesprechung
Tucholsky in Berlin

Nele Lenze (Hrsg): Tucholsky in Berlin Gesammelte Feuilletons1912 - 1930; Berlin Story Buchhandlung & Verlag Berlin 2007; 156 Seiten; ISBN: 978-3-929829-71-6

Laut Inhaltsangabe soll das Buch "Tucholskys unterhaltsamen Blick auf die Stadt" zeigen. Es "vereint ironische und kritische Artikel und Gedichte aus Feuilletons Berliner Zeitungen von 1912 bis 1930. Geschehnisse, Wörter und Dinge, die Tucholsky in seiner Umgebung auffallen, nimmt er unter die Lupe: Straßenbahnfahrer, Varieté, Tanzbälle, die Öffentlichkeit. Von satirisch bis süffisant, von kritisch bis kratzbürstig. Die besten Texte von Tucholsky aus seiner Berliner Zeit," verspricht der hintere Buchklappentext.

Tucholsky veröffentlichte - auch unter seinen Pseudonymen Theobald Tiger, Ignaz Wrobel, Peter Panter sowie Kaspar Hauser - Texte in der Vossischen Zeitung, der Weltbühne, dem Prager Tageblatt, dem Berliner Tageblatt sowie der Schaubühne. 

Tucholsky wurde 1890 in Berlin geboren; sein Vater war ein jüdischer Kaufmann. Nach dem ABitur studiert er in Berlin und Genf Jura (Abschluß: Dissertation 1915). Seit 1911 arbeitet er als Schriftsteller und Journalist, für den Vorwärts, die Berliner Illustrierte Zeitung sowie den Simplicissimus. Während des 1. Weltkrieges wird er 1915 ins Heer eingezogen.

Von 1924 bis 1929 lebt und arbeitet er in Paris; 1930 siedelt er nach Schweden über, wo er schon als Tourist gewesen war. Im Jahre 1933 werden sein Vermgen beschlagnahmt und seine Bücher verbrannt. Ende 1935 scheidet er durch eine Überdosis Schlafmittel aus dem Leben.

Der Verlag, der dieses Buch herausgibt, ist ein unbekannter Spezialverlag. Seiner eigenen Verlagswerbung zufolge gibt er Bücher, Reiseführer, Poster, CDs,DVDs,Videos, Souvenirs, T-Shirts sowie Orginalsteine der Mauer heraus

Lenze ist Jahrgang 1981.Die studierte Judaistin beschäftigt sich dem hinteren Buchklappentext zufolge seit ihrer Jugend mit der deutsche Hauptstadt und Tucholsky.

Was ist von dem vorliegenden und hier besprochenen Buch zu halten. Literaturwissenschaftler und Philologen = Sprachwissenschaftler hätten ihre Freude daran. Welche Themen behandelt der Autor? Wie sind Satzbau und Wortwahl? Wie würde sich Tucholsky heute ausdrücken? Historiker hätten ihre Freude: Sie erhalten ein Sittengemälde früherer Tage

Leser von heute haben aber sehr schnell ein heftiges Problem: Die Texte sind dermaßen aus dem Zusammenhang gerissen, daß sie völlig unverständlich sind. Kein Glossar, geschweige denn ein Nachwort beschreiben das kulturelle Leben der Reichshauptstadt der 1910er / 1920er Jahre - Orte, Personen, und (damalige) Ereignisse bleiben unbekannt, so daß ein inhaltlicher wie gefühlsmäßiger Zugang zu dem Buch unmöglich sind.

AUch die beigefügten Fotos weisen erhabliche Mängel auf. Sie sind alle in schwarzeweiß abgeruckt und teilweise unscharf. Da Bildunterschriften durchgehend fehlen, bleibt unklar, wer und was  zu sehen sind.

Das Fazit? Es ist schnell gezogen. Das Werk ist faktisch für eine germanistische Fachöffentlichkeit gemacht.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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