Plagiarius-Museum Solingen
Sie sind nicht erst seit Ex-Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg in aller Mund (und in aller Feder): Das Museum Plagiarius liegt ganz in der Nähe der Bahnhaltestelle "Solingen Mitte" und ist von dort aus bequem zu Fuß zu erreichen.
Auf den ersten Blick wirkt das Museum klein und unscheinbar. In einem hellen, lichtdurchfluteten Raum gibt es Geschirr, Spielzeug, Dekoration, Haushaltsgeräte, Brausensets, elekrische Händetrockner und andere Gegenstände zu sehen. Dem Original wird das immer täuschend echte wirkende Plagiat = gefälschte Produkte gegenübergestellt.
"1977 entdeckte Rido Busse - Designer und Gründer der busse design ulm gmbh - auf der Frankfurter Frühjahrsmesse (heute "Ambiente") auf dem Stand eines Herstellers aus Hong Kong ein exaktes Plagiat der von ihm entworfenen Brief- und Diätwaage - angeboten zu einem Sechstel des Originalpreises, aber auch in deutlich schlechterer Qualität. Der Hersteller erwirkte zwar eine einstweilige Verfügung gegen diesen Plagiator, mußte aber bereits 2 Monate später feststellen,daß ein anderer Hong Kong - Exporteur dasselbe Modell wieder auf dem deutschen Markt anbot. Es gab erneut eine einstweilige Verfügung und eine Unterlassungserklärung - aber wenig später auch wieder den nächsten Nachahmer.
Die Schäden durch Produkt- und Markenpiraterie sind immens. Und sie treffen insbesondere deutsche Unternehmen hart. Angefangen von Umsatzrückgängen über den Verlust von Marktanteilen und die Zerstörung von Glaubwürdigkeit bis hin zu unberechtigten Produkthaftungsklagen.
Experten gehen davon aus, daß die Täter teils sogar der Mafia und dem organisierten Verbrechen angehören.
Die Europäische Kommission schätzt, daß bereits 7 - 10 % des Welthandels Fälschungen, Plagiate und Raubkopien sind und daß global ein volkswirtschaftlicher Schaden in Höhe von 200 - 300 Mrd. Euro pro Jahr ensteht und mehrere hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet werden. Mitnichten handelt es sich um ein Kavalierdelikt. Dies untermauern auch die jährlich von der EU-Kommission veröffentlichten Zollstatistiken. Danach wurden 2006 an den EU-Außengrenzen vom Zoll mehr als 250 Mio. gefälschte Produkte beschlagnahmt (2005: 75 Mio.). Allein der deutsche Zoll beschlagnahmte 2006 gefälschte Waren imWert von 1,2 Mrd. Euro - damit hat sich der Wert gegenüber 2005 fast verfünffacht.
Die Nachahmer fokussieren sich auf das Abkupfern erfolgreicher Produkte, für die bereits Nachfrage besteht und schließen so ihr eigenes unternehmerisches Risiko aus. Neben den umfangreichen Investitionen in Forschung und Entwicklung sparen die Produktpiraten auch die Koste für Marketing. Hinzu kommt, daß die Nachahmer zum Teil minderwertige Materialien verwerten, in NIdriglohnlänern produzieren, von Kinderarbeit profitieren und sich aufgrund hoher Absatzmengen und großer Gewinnspannen bereichern. Gewinnspannend, die z. T. lukrativer sind als beim Drogenhandel oder Schmuggel," berichtet die Aktion Plagiarius.
Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen mögen im ersten Augenblick als Kavaliersdelikte durchgehen. Aber spätenstens dann, wenn auf diese Art und Weise jemandem Schaden zugefügt wird, hört der Spaß auf. Dann ist von einer kriminellen Energie auszugehen, die im Geschäftsleben nichts zu suchen hat.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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