Le grand geste!
Die Ausstellung "Le grand geste! Informel und Abstrakter Expressionismus 1946 - 1964" ist vom 10. April bis 1. August 2010 im museum kunst palast in Düsseldorf zu sehen.
"Die künstlerische Avantgarde nach 1945 - zerrissen und desillusioniert, aber auch in höchstem Maße moralisch und existenziell motiviert - suchte nach Ausdrucksformen, die nicht durch die unmittelbare Vorgeschichte des Weltkrieges korrumpiert waren und größtmögliche Freiheit beim Entstehungsprozeß ermöglichten.
Die jungen Künstler, die z. T. an Bildpraktiken des Surrealismus anknüpften, experimentierten mit neuen Materialien und Prozessen, die das formale und konzeptuelle Spektrum enorm erweiterten: So wurde Farbe gegossen und geträufelt, wurden Malgründe zerkratzt oder der Malvorgang extrem beschleunigt. Auf dem Boden liegende Leinwände entwickelten sich zur Bühne des Künstlers. Hier kündigte sich bereits der Übergang zur späteren Aktionskunst an, was auch der von Harold Rosenberg für die gestische Malerei der USA geprägte Begriff `Action Painting´ verdeutlicht.
Das europäische Äquivalent dieser Kunst belegte man mit zahlreichen Begriffen, wie lyrische Abstraktion, Tachismus oder Informel. Die 1950 von dem französischen Kritiker Michel Tapie eingeführte Bezeichnung Informel wurde hier die tragfähigste. Wie ein informelles Bild ist diese Kunstströmung selbst als variabel, offene Struktur beschreibbar - also weniger ein Stil als eine künstlerische Haltung.
1959 erreichte die gestisch-abstrakte Malerei auf der documenta II in Kassel einen Höhepunkt. Vierzehn Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde hier eine zentrale Tendenz der Malerei gefeiert, die sich als ein die westliche Welt umspannendes internationales Phänomen präsentierte. Mit diese documenta sowie einer großen Tournee des amerikanischen Absrtakten Expressionismus durch mehrere europäische Hauptstädte im Jahr zuvor, erhielt die sogenannte informelle Malerei einen gleichsam offiziellen Status.
Die Düsseldorfer Ausstellung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1946 und 1964, fokussiert hier die Höhepunkte des deutschen Informel bis hinzu dieser Zeit, als die Pop Art die internationale Kunstszene zu dokunieren begann und abstrakt-expressionistische Tendenzen weitgehend verdrängte. Deutlich sichtbar wird der existentielle Anspruch dieser gestischen, abstrakt-expressionistischen Malerei, ein Anspruch, der sich nicht zuletzt in den großen Formaten vieler Hauptwerke dieser Kunstströmung manifestiert.
Die Düsseldorfer Schau, die zahlreiche bedeutende Werke aus amerikanischen und europäischen öffentlichen und privaten Sammlungen präsentiert, ist international ausgerichtet - mit besonderen Schwerpunkten auf Frankreich, hier v. a. Paris, auf die USA, speziell New York, und Deutschland. Besondere Bedeutung nehmen innerhalb der Ausstellung die deutschen gestisch-abstrakten Künstler ein - Brüning, Dahmen, Gaul, Götz, Hoehme, Nay, Schumacher, Sonderborg, Thieler oder Trier -, die in der Ausstellung in einem übergeordneten, internationalen Kontext betrachtet werden können.
Dem langjährigen Partner des museum kunst palast - der E.ON AG - ist für die Förderung der Ausstellung besonders zu danken. `Das Bild `Eleganz Lady Nr. 5´ von Jackson Pollock gehört zu den Schätzen der E.ON Kunstsammlung. E.ON freut sich, mit diesem Gemälde aus der Firmensammlung sowie mit einem finanziellen Beitrag, die Ausstellung zu unterstützen. Seit genau 10 Jahren sponsert E.ON jährlich Ausstellungen im museum kunst palast, die für die Entwicklung des Museums wichtig waren,´ berichtet Dorothee von Posadowsky von der Kulturkommunikation des Unternehmens," berichtet der Pressetext des Untrenehmens.
"Wir zeigen 50 Künstler. 7 davon sind noch am Leben. Karl Otto Götz (*1914) ist ein Beispie. Viele Leute halaten das Informel für abgehakt, museual und muffig. WIr wollten ei nFest der Kunst der `50er Jahre organisieren. Die Bilder sollen in Dialog zueinander treten. Die Ausstellung war eigentlich für letztes Jahr geplant gewesen - 50 Jahre documenta II wären der äußere Anlaß gewesen. Dies ist ein öffentliches Museum. Düsseldorf ist Kunststadt. Dies ist die größte informelle Ausstellung seit langer Zeit. WIr mönchten das Verhältnis der europäischen zur amerikanischen Kunst ins rechte Licht rücken," berichtet Beat Wismer, Direktor des Museums.
"Wir möchten den Aufbruzch nach dem Zusammenbruch zeigen. Die Ausstellung ist nur in dem damaligen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhang zu verstehen. Sie kennen bestimmt das Adenauer-Plakat mit dem Spruch `Keine Experimente´. Die Künstler experimentierten damals. Sie tröpfelten die Farbe, um ein Beispiel zu bringen. Malerei wird zum Prozeß und zur Aktion. Sie setzten sich mit dem Material auseinander," berichtet Gastkuratorin Dr. Susanne Rennert.
Wer will fleißige Handwerker sehen? Der sollte in das Museum gehen. Bild für Bild, Kunst für Kunst hängen sie. Dieses umgewandelte Kinderlied geht mir durch den Sinn, als ich die Vorbesichtigung der Ausstellung besuche. Am Tag vor der offiziellen Ausstellunsgeröffnung ist die Hängung noch nicht fertig. Ein Zustand, den ich von diesem Museum nicht gewohnt bin. In all´ den Jahren, die ich das Museum nun schon kenne, war zeitgerechter gearbeitet worden.
"Informel oder informelle Kunst (frz.: art informel) ist eine Kunstrichtung, die ab 1945 in Paris entstand. Oft wird sie als Sammelbegriff für die abstrakten Kunstströmungen der europäischen Nachkriegsjahre verwendet.
Der Begriff wird sowohl zur Abgrenzung, als auch für die Zusammenfassung verschiedener abstrakter Strömungen der 1950er Jahre verwendet. Informel wird heute in Wissenschaft und Praxis als die Auflösung des klassischen Formprinzips verstanden.
Der Tachismus beispielsweise wird „als Kategorie des Informel“, als auch eine „Entwicklung aus dem Informel“ gesehen. Ein weiterer Sammelbegriff, der ähnlich angewandt wird, ist die Kunstströmung der Lyrischen Abstraktion.
Informel bildete sich in den Jahren 1945–1946 in Paris als Gegenpol zur geometrischen Abstraktion, die auch von der École de Paris vertreten wurde. Der Name soll auf eine Pariser Ausstellung mit dem Titel signifiance de l'informel zurückgehen. Michel Tapié führte den Begriff öffentlich ein, hatte ihn in Künstlerkreisen aber bereits 1950 für Arbeiten von Wols vorgeschlagen. Als Vorläufer des Informel gelten die abstrakten Aquarelle von Hans Hartung aus dem Jahr 1922, die frühen Improvisationen von Wassily Kandinsky, genauso wie Teilaspekte im Spätwerk von Claude Monet, sowie die 1905 entstandenen Kompositionen von Adolf Hölzel.
Ab 1952 etablierte sich das Informel in Deutschland. Eine der ersten Ausstellungen, die verschiedene deutsche informelle Künstler zeigte, war die 1952 in Frankfurt statt findende Ausstellung „Quadriga“. Sie wird heute noch als Keimzelle des Informel bezeichnet. Arbeiten von Karl Otto Götz, Bernard Schultze, Otto Greis und Heinz Kreutz zeigten die verschiedenen informellen Ansätze, die von einem spontanen Malgestus bis zu völlig durchdachten Kompositionen reichen. Es folgten weitere Informel- Ausstellungen wie die der Gruppe ZEN 49. Die Gruppen SPUR und WIR schlossen sich unter dem Namen „Geflecht“ zusammen. Wesentlich gefördert wurden sie durch den dänischen Maler Asger Jorn, der mit dem Galeristen Otto van de Loo und Hans Platschek zusammenarbeitete. Auf der documenta II in Kassel im Jahr 1959, die Kunst nach 45 thematisierte, nahmen alle international namhaften Vertreter des Informel, bzw. des Abstrakten Expressionismus teil.
Auch zu erwähnen sind folgende Künstler des (deutschen) Informel, die, neben Hans Hartung oder Emil Schumacher, von einiger internationaler kunsthistorischer Bedeutung sind: Peter Brüning, Emil Cimiotti, Karl Fred Dahmen, Hanns Pastor, Franz Alfred Theophil Winter (Fathwinter), Karl Otto Götz, Gerhard Hoehme, Bert Jäger, Hans-Jürgen Schlieker, Bernard Schultze, K. R. H. Sonderborg, Fred Thieler, Hann Trier, Hans D. Voss und Wilhelm Wessel.
Informel wird als Sammelbegriff für diejenigen Kunstausprägungen verwendet, die ihre Wurzeln nicht in der konkreten Kunst oder in der geometrischen Abstraktion haben. Entscheidendes Merkmal dieser Kunstströmung ist die künstlerische Ungebundenheit. Materialien werden autonom eingesetzt, der Arbeitsprozess unterliegt keinen starren Regeln. Der Gedanke des Unbewussten, welcher beim Surrealismus eine tragende Rolle spielt, hat auch Einfluss auf die Ausprägungen des Informel.
Wie anfangs erwähnt, entwickelte sich der Tachismus aus der informellen Kunstbewegung. Beide Begriffe werden oft gleichgesetzt und gelten als europäisches „Pendant“ zum US-amerikanischen Action Painting. Er entwickelte sich getrennt vom europäischen Kunststil. Des Weiteren gibt es die Farbfeldmalerei (Colour Field Painting) und die Art Brut (Rohe Kunst), die dem Informel stark ähneln und auch unter dem Sammelbegriff der informellen Kunst genannt werden," beschreibt die Internetenzyklopädie Wikipedia die Kunstrichtung "Informel". Diesen Text füge ich informationshalber hinzu.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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