Kolumne: Nestorianer
Nestorianismus ist die christologische Lehre, dass die göttliche und die menschliche Natur in der Person Jesus Christus geteilt und unvermischt seien, und damit eine Form der Zweinaturenlehre. Sie ist nach Nestorius benannt, der von 428 bis 431 Patriarch von Konstantinopel war und sie maßgeblich vertreten hat. Insbesondere Kyrill von Alexandria hat sie heftig kritisiert, und auf dem Konzil von Ephesos 431 und dem Zweiten Konzil von Konstantinopel 553 wurde die Lehre als Häresie verurteilt. Nur die Assyrische Kirche des Ostens vertrat daraufhin noch die nestorianische Lehre, weshalb sie auch als Nestorianische Kirche bekannt ist. Eine der zuletzt durch Verfolgung aufgelösten Gruppen von Gläubigen sind die Bergnestorianer, die bis zu ihrem Exodus 1915 im Gebirge der heutigen türkischen Provinz Hakkari siedelten.
Nur so nebenbei bemerkt: Als Christologie wird in der christlichen Theologie die Lehre über die Person und Bedeutung von Jesus von Nazaret bezeichnet.
Wegen Verfolgung wanderten viele seiner Anhänger bis 489 ins persische Sassanidenreich aus, wo es zu dieser Zeit bereits eine relativ große Anzahl von Christen gab (wenn sie auch nie die Mehrheit bildeten). Wichtige Informationen dazu enthält die so genannte Chronik von Seert. Die sich formierende Kirche in Persien wurde oft als nestorianische Kirche bezeichnet – sie hatte mit Nestorius jedoch wenig gemein und sollte deshalb besser als ostsyrische Kirche bzw. als assyrische Kirche des Ostens bezeichnet werden. Sie stand jedoch der römischen Reichskirche von nun an feindlich gegenüber, so dass die mit dem römischen Reich verfeindeten persischen Könige fortan den persischen Christen wesentlich wohlwollender gegenüberstanden, wenn es auch vereinzelt zu Übergriffen kam. Weil die alten Zentren Konstantinopel, Alexandria und Antiochia am Orontes nicht erreichbar waren, wurde Edessa, das heutige Urfa (bzw. Şanlıurfa) im Südosten der Türkei, das „nestorianische“ Zentrum. Sitz des Katholikos war Ktesiphon.
Herr Bischof! Herr Bischof!
Ja, Herr Kardinal, mein Sklave?
Lassen wir diese hirnlosen Spielchen!
Ja, aber warum denn?
Es geht um die Nestorianer. Um die assyrische Kirche des Ostens, um sprachlich genau zu sein.
Wir sind hier ein römisch-katholisches Bistum im guten alten Germanien. Warum sollten wir uns um Häretiker aus den Anfangstagen des Christentums kümmern?
Ganz einfach. Schauen Sie bitte hier. Ich habe hier 2 Bücher über den Nestorianer. Hier haben wir einen Bildband über die Nestorianer im heutigen Iran, dem alten Persischen Reich. Das Buch zeigt nicht nur sehenswerte historische Kirchen und Kirchenanlagen. Das Buch beschreibt auch die nestorianische Untergrundkirche. Formal dem muselmanischen Glauben angehörend bilden sie quasi eine kryptische Geheimkirche, die gegen die offizielle Islamische Republik arbeitet.
Ah ja, das ist ja interessant. Und was ist mit dem zweiten Buch, das Sie für mich haben?
Das ist das Tagebuch eines bergnestorianischen Priesters aus der Türkei. Er wurde 1915 aus seinem Kloster vertrieben, viele seiner Mitbrüder wurden abgeschlachtet von den Grauen Wölfen.
So. Da ist so interessant wie entsetzlich. Ich werde mir die Lektüre zu Gemüte führen und dann entscheiden.
(Vortrag vor der römisch-katholischen Bischofskonferenz für Germanien)
Liebe Brüder in Christo, dieser Tagesordnungspunkt mag Ihnen ungewöhnlich erscheinen. Die Nestorianer! Im heutigen Iran! Und wir sollen sie unterstützen, wir, die arme kleine römisch-katholische Amtskirche, die gegen ihre selbstverschuldete Belanglosigkeit ankämpfen muß!
"Gibt es nichts Wichtigeres?" mögen die Skeptiker nun fragen. Mag sein, daß dem so ist. Es gilt aber: Wir müssen selbst mit unseren bescheidenen Mitteln ein Zeichen setzen, und zwar ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung.
(es folgt ein umfangreicher Dokumentarfilm über die nestorianische Kirche)
(In der folgenden Abstimmung erklären sich alle deutschsprachigen Bischöfe und Kardinäle bereit, ein nestorianisches Hilfswerk finanziell und ideell zu unterstützen)
(Zeitungsbericht, etwa 1 Jahr später)
Die Nestorianer werden auch "assyrische Kirche des Ostens" genannt. Aus historischen Gründen ist das alte persische Schah-Reich eines der Hauptsiedlungsgebiete dieser uralten christlichen Glaubensrichtung.
Sensationell daran: Die Kirche existiert bis heute fort, hauptsächlich im Untergrund, mit vielen Pseudo-Muslimen als Mitgliedern. "Wir gehen freitags pro forma in die Moschee, um nicht weiter aufzufallen. Unseren wahren Glauben leben wir sonntags bei unseren heimlichedn Untergrundgottesdiensten aus," berichtet Abu Mohammed Ibn Yussuf. Seinen wahren Namen möchte der gläubige Christ (von Geburt an) nicht preisgeben - er fürchtet Repressalien in der Heimat.
Abu Mohammed ist Leiter des "Nestorianischen Verbindungsbüros" in der deutschen Landeshauptstadt Berlin. "Ich freue mich sehr über die Unterstützung aus Germanien," betont der Geistliche. "So können wir Bibeln in Farsi und liturgische Gegenstände für unsere Gottesdienste ankaufen und in die Heimat schmuggeln. Wir können unsere Geistlichen Schulen und unterrichten. Unsere christlichen Familien sind sehr kinderreich; wir unterstützen sie materiell."
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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