Kolumne: Mit Sören unterwegs

Langsam trödelt Sören durch die Innenstadt. Meine Güte - wie sich die Königstraße doch verändert hat, seit die Geschäfte wegen dem Anaconda-Würgegriff vom Oberbürgermeister zwangsweise geschlossen wurde. Richtig stickig, dunkel und dreckig ist es geworden, gerade wenn die lauen Sommerwinde durch die Straßen wehen. Die Wirtschaftsbetriebe schaffen es nicht mehr, Laub und Dreck beiseitezuschaffen. Und diese beiden kolossalen Ruinen dort drüben - Moment mal, waren das nicht früher die Einkaufstempel namens "Forum" und "City Palais"? Kein offenes Geschäft ist übriggeblieben; selbst die Grundversorger (wie Gastronomie und Bekleidungsunternehmen) haben nicht wieder eröffnet.

Schweißgebadet schreckt Sören hoch. Sollte er diesen Stillstand und diese Ödnis eventuell selbst verursacht haben?

Das öffentliche und wirtschaftliche Leben ist momentan massiv heruntergefahren. Unsere Omas und Opas sollen so vor dem Corona-Virus geschützt werden

Die Situation erinnert aber an Goethes Faust. Ist inzwischen vielleicht eine (kriminelle? ordnungswidrige?) Halbwelt entstanden deren Geister wir nicht so schnell wieder loswerden können?

Dazu einige Beispiele.

Ob wir tatsächlich Spielhallen und Wettbüros brauchen, sei einmal dahingestellt. Sie haben ihre Aktivitäten eh´ unbemerkt ins Darknetz gestellt. Wer will schon effektiv kontrollieren, was sich da abspielt.

Kosmetiker, Friseure, Hand- und Fußpfleger bieten ihre Dienste mobil an. "Insbesondere junge Türken sind doch sehr eitel," ist von der Innung zu hören. "Sobald die Jungen eine Freundin haben, wollen sie schön aussehen. Ein Friseur muß her! Für Frisur und Haarschnitt! Der Barbier verbreitet das Virus dann nicht im Ladenlokal, sondern im heimischen Badezimmer." Angeboten wird Grundversorgung, Waschen, Schneiden, Föhnen. Shampoo haben die Kunden zuhause, die Scheren lassen sich unauffällig transportieren. "Wie will das Ordnungsamt kontrollieren, ob ein Coiffeur gerade einen Hausbesuch macht?"

Der Einzelhandel leidet. Bekleidung, Papierprodukte, Blumen, Haushaltsprodukte u. v. m. Lassen sich nur noch gegen Vorkasse und hohen Buchführungsaufwand verkaufen.

Der Schwarzhandel blüht dagegen. Drogen, Aufputschmittel, Bodybuildingpräparate und Pornographie der härten Art lassen sich nun postalisch bestellen - das Brief- und Fernmeldegeheimnis machen es möglich Und bei Nichtgefallen gehen die Produkte unbesehen zurück an den Absender.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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