Kolumne: Kloster Saarn
Kloster Saarn ist ein kulturelles, katholisch-kirchliches und touristisch interessantes Zentrum in Mülheim / Ruhr. Der örtlche Pater Melchior Balthasar ist jetzt mit einer ungewöhnlichen Bitte an die Öffentlichkeit getreten.
"Jedes ordentliche Schloß hat ein Schloßgespenst," führt der Geistliche sein Anliegen aus. "Uns in Saarn fehlt ein Kirchengespenst. EInes, das die Flaschen mit dem Meßwein austrinkt. EInes, das plötzlich und unerwartet die Kerzen ausbläst. Eines, das die überzähligen Hostien aufißt, den Weihrauch versteckt, dem Organisten Streiche spielt und vielen anderen Unsinn anstellt."
Wie er denn auf dieses Ansinnen kommt? So lautet die naheliegende Frage. Auch darauf weiß der Gemeindepfarrer, der nach den Heiligen Drei Königen benannt ist, eine Antwort. "Ich bekomme regelmäßig anfragen von Gruppen - auch aus den Niederlanden - nach einer Führung. Bislang mußte mein Küster einen Ventilator anstellen, wenn Weihrauch durch den Kirchraum wabern oder die Kerzen ausgeblasen werden solletn. Der Mann geht in absehbarer Zukunft aber in den Ruhestand. Da brauche ich kompetente Verstärkung."
In diesem Augenblick beginnt ein dramatischer Effekt. Das Licht geht aus. Die Orgel spielt wie von Geisterhand eine düstere Melodie. Und über dem Altarbereich ist ein offensichtlich lächelndes Kaupenmännchen zu sehen. "Oh ja," schärmt Melchior Balthasar. "Gott hat offenbar meine Gebete erhört."
Viele Kinder
sind Pfadfinder
ihre Phantasie
verläßt sie nie
wie wird Kirche interessant?
malt man den Teufel an die Wand
die Orgel ist altmodisch
sie spielt zwar melodisch
aber nie beschwingt
da wird nicht gelinkt!
die Kerzen spenden Schein
dazu trinkt man Wein
das alles ist so grell
düster ist die Lösung
wie eine Liebkosung
schwarzer Wein, schwarze Kerzen
das kommt von Herzen!
Pater Melchior Balthasar ist verzweifelt. Sein Wunsch ist wahr geworden: Es gibt ein Kirchengespenst. Kaspar - so sein Name - spielt aber andere Streiche als verwünscht.
Die Kerzen sind jetzt schwarz, die Fenster rußgeschwärzt. Und Weihrauch? Na ja, da hat ja wohl jemand Gras und Haft in Brand gesetzt. Was jetzt tun? Ich brauche einen Exorzisten, also einen Teufelsaustreiber. Der vertreibt Kaspar schon.
Der Exorzist
tanzt den Twist
mit der Gemeine
damit macht er sich Feinde
das ist zu flott
kommt nicht von Gott
sollen wir es wagen
die Messe selber tragen
ohne Kaspar, ohne Ordinierten
dahin die Gedanken schwirrten
doch die Lösung kam sehr schnell
durch Höllenhundgebell
Hitze, Wärme, Feuer
war`n die Ungeheuer
versengten Bänke
und die Schränke
das ist häßlich
Renovierung unerläßlich.
Kaspar ist umgezogen. Darüber kann sich Melchior Balthasar inzwischen freuen. Der Brand, den die jugendlichen Gespensteranbeter leichtsinnigerweise verursachten, ist gelöscht, die Brandschäden beseitigt. Kaspar ist seitdem nicht mehr gesezen worden
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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