Kolumne: Kaiserswerth
Kaiserswerth heißt ein Stadtteil im Norden der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Die katholische Kirche St. Suitbert sowie die Ruine der Kaiserpfalz sind touristische Höhepunkte. Neben dem Schützenfest gehören die alljährlichen Ritterspiele zu den regelmäßigen Attraktionen.
"Die Ritterspiele gehen auf unsere Forschungsarbeiten und Initiative zurück," berichtet Edelbert Leberecht Gansmann gen. Erpel. Er ist nicht nur Professor für niederrheinische Lokalgeschite an der Heinrich-Heine-Universität, sondern auch Hobbyarchäologe beim Kaiserswerther Heimatverein.
"Wir haben in den `50er Jahren Grabungen an der Kaiserpfalz durchgeführt und jede Menge Funde gemacht, Münzen, Haushaltsgeräte, Schmuck und solche Sachen. Wir vom Geschichtsverein sind auch bei privaten Bauvorhaben hinzugezogen worden.
Bei einer dieser privaten Grabungen geschah dann die Überraschung: Die Hobbyforscher entdeckten einige Ritterrüstungen. Und waren überrasch - wo kommen diese Ausrüstungsgegenstände her? Eine intakte Burg, ein historisches Schloß? Sind in der näheren Umgebung nicht bekannt.
Also versackten die Heimatforscher nach dem Ende der Ausgrabungen in verschiedenen Archiven. Und entdeckten diverse Schlachten in Wittlaer, Kaiserswerth und angrenzenden Stadtteilen, die bislang in der Forschung völlig unbekannt waren, vielleicht auch deswegen, weil sie historisch völlig unbedeutend waren und eher den Charakter lokaler Tumulte hatten.
"In Kaiserswerth wollten wir rekonstruieren, wie die hiesigen Schlagen abgelaufen sind. Dafür mußten wir in vollständiger historischer Montur durch die Straßen laufen. Was die Anwohner natürlich faszinierte."
Der Bürgerverein organisiert in der Fußgängerzone seit den `60er Jahren Mittelaltermärkte.
"Die auswärtigen Besucher wollten aber schon bald deutlich mehr sehen," berichtet Gansmann. "So kam es zu den ersten Umzügen,Turnieren und Theateraufführungen, die die Zuschauer quer durch den Stadtteil führen."
Bei bestimmten Kunstformen tut sich der Heimatverein noch schwer, etwa Lesungen, Liederabenden mit Minnesängern, Ausstellungen mit Spielzeugburgen, virtuellen Ritter-Realitäten oder Computer-Konsolen mit Ritterspielen.
"Wie die wirklichen RItter stammen wir noch aus einer analogen Welt," so Gansmann. "Ich kann mit dem ganzen digitalen Quatsch nichts anfangen."