Kolumne Fachkraft Hygieneüberwachung

Fachkräfte für Hygieneüberwachung führen Hygienekontrollen in öffentlichen, gewerblichen und privaten Anlagen und Einrichtungen durch und nehmen beratende Aufgaben wahr.

Im öffentlichen Gesundheitsdienst stehen sie der Bevölkerung als Ansprechpartner/innen in Fragen der Seuchenhygiene zur Verfügung. Sie beraten beispielsweise in Fragen der Schädlingsbekämpfung und Desinfektion und klären über Hygiene in Lebensmittelbetrieben auf. Sie sind im Außendienst unterwegs, wenn sie zur Wahrung der Gesundheitshygiene und zur Vermeidung bzw. Bekämpfung von Seuchen die jeweiligen hygienischen Verhältnisse überwachen. So kontrollieren sie z.B. vor Ort, ob angeordnete Maßnahmen in Krankenhäusern oder Einrichtungen des Kur- und Bäderwesens fachgerecht durchgeführt werden.

Sie wirken auch bei vorbeugenden Maßnahmen des Katastrophenschutzes, Zivilschutzes und Rettungswesens mit und kontrollieren die Abgabe von Gefahrstoffen sowie von freiverkäuflichen Arzneimitteln außerhalb von Apotheken.

Im Bereich der Umwelthygiene kontrollieren sie mithilfe unterschiedlicher Messgeräte z.B. die hygienischen Verhältnisse von Wasserversorgungs- und Kläranlagen oder die ordnungsgemäße Entsorgung fester Abfälle. Sie überwachen die Wasserqualität von Badeseen, prüfen die hygienischen Verhältnisse in Schwimmbädern, medizinischen Bädern und Saunen und ermitteln gesundheitsgefährdende Umweltbelastungen durch Lärm, Luft- und Wasserverschmutzung, Bodenbelastungen, Strahlen und Chemikalien. Dazu entnehmen sie Wasser- und Bodenproben, untersuchen die Schadstoffbelastung der Luft oder führen Hygienekontrollen an Gegenständen und Einrichtungen durch. Sie untersuchen Proben oder senden diese an staatliche Untersuchungsstellen. Außerdem werten sie Untersuchungs- und Überwachungsergebnisse aus, dokumentieren diese, legen Untersuchungsakten an und erstellen Berichte.

Die Fachkraft für Hygieneüberwachung ist zwar - als Beruf - in der breiten Öffentlichkeit so ziemlich unbekannt, trotzdem handelt es sich um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz. Wer nähere Informationen dazu sucht, sei an BerufeNet, der berufskundlichen Internetdatenbank der Bundesagentur für Arbeit, verwiesen; der obige Text ist auch BerufeNet entnommen. In der Jobbörse werden entsprechende Arbeitsmöglichkeiten, in KursNet Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nachgewiesen.

Das Chemische und Lebensmitteluntersuchungsamt der Stadt Duisburg ist bislang erster und einziger Ausbildungsbetrieb für diesen exotischen Beruf in ganz Duisburg. "Und das kommt nicht von ganz ungefähr," berichter Oberbürgermeister Jörgen Ausmusssen. "In dieser unserer Stadt sollen alle Jugendliche eine Lehrstelle erhalten, also auch diejenigen, die in den To-10-Ausbildungsberufen keinerlei Chance gehabt hätten."

So wie Brunhilde. Etwas klein und raumfüllend vom Aussehen her und langsam im Denken wollte sie ursprünglich Krankenschwester werden, dand aber keine passende Ausbildungsstelle. "Also fragte sie in der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit nach. Dort erkannte die Berufsberaterin das Potenzial der jungen Dame. Bei uns im Chemischen und Lebensmitteluntersuchungsamt haben wir viel mit Krankenhäusern zu tun. Wir müssen ja kontrollieren, ob dort korrekt gearbeitet wird. Schließlich muß dort ja alles sauber sein, so daß die Patienten nicht noch kränker werden als sie es sind, wenn sie ins krankenhaus kommen."

Beim Städtischen Siechenhaus im Stadtteil Wellenhausen habe sich Brundhilde, damals im 3. Lehrjahr, sehr unbeliebt gemacht. "Die Azubi(e)ne war dort im letzten halben Jahr vor ihrer Abschlußprüfung im berufspraktischen Teil ihrer Ausbildung eingesetzt. Sie sollte kennenlernen, wie ein Krankenhaus Hygieneüberwachung durchführt. Und kam schon schon einer Woche mit vor Entsetzen geweiteten Augen zu uns zurück. `Die machen das da aber ganz anders, als ihr von der Stadt mir das beibringt´ beschwerte sie sich.

Also begleitete sie ein städtisches Team in das idyllisch gelegene Hospital. Und entdeckte dreckige Bettwäsche, unsaubere Naßzellen, nichtsterilisierte OP-Bestecke sowie Esse nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum. "Wir können nichts dafür," klagte das medizinische Personal. "Wir werden von der Hausleitung dazu gezwungen, es so zu machen."

Und dennoch hatte das Krankenhaus immer glänzende Überwachungsergebnisse. Wie kann das sein? Wie kann so etwas passieren?

"Nach außen ließén wir alles so weiterlaufen wie bisher," berichtet Rezzo, der leitende Ermittlerr. "Wir schauten uns aber die Unterlagen an, die wir angeblich der ebenfalls städtischen Krankenhaus-Einrichtung ausgestellt hatten. Wir konnten eklatante Diskrepanzen zwischen unseren Originalen und den Unterlagen des Krankenhauses feststellen:"

Doch wie nachweisen, daß hier systematisch gegen die Gesetze verstoßen wurde? Genau: Man spannt die Behördenleiter ein.

Herr Krankenhausleite?

Ja, Herr Behördenleiter?

Meinen Glückwunsch. Sie leiten hier einen hervorragenden Betrieb!

Danke, danke, ein solches Kompliment hört man gerne.

Immer schwarze Zahlen, ein volles Haus, genügend Personal - das hat nicht jedes Hospital. Wie schaffen Sie das nur?

Ich zahle anständig. Und habe ausreichend Privatpatienten.

Seien Sie froh. Es hat nicht jede Ruhrgebietsstadt so viele reiche Beamte, die sich eine private Krankenversicherung leisten können.

Ja, das bin ich auch. Wenn da an Gelsenkirchen denke, wir mir ganz mulmig - da möchte ich nicht Krankenhausleiter sein.

Und bei der Hygiene sind Sie vorbildlich...

... ja, natürlich. Das ist doch selbstverständlich.

Wie schaffen Sie das?

Mit Fremdarbeitern. Die machen bei uns sauber. Von denen stammen auch die Auszeichnungsurkunden.

Der Betrug des Krankenhauses war damit zugegeben. Wußte der Krankenhausleiter wirklich nicht davon? Oder wollte er es nicht wissen? "Das spielt letztlich keine Rolle," so das Chemische und Lebensmitteluntersuchungsamt. "Über die Schiene unzufriedene Gewerkschafter fanden wir einige Mitarbeiter des Subunternehmers, die uns ihre Arbeitsbedingungen schilderten; gegen Zusicherung der Straffreiheit beschrieben sie auch, wie es zu den gefälschten Urkunden gekommen ist."

Eine Nachwuchskraft als Detektivin? "Wir wünschen uns, daß wir in Zukunft viel mehr solcher Fachkräfte haben werden," wünscht sich die Stadtspitze. "Dann wird Duisburg viel sauberer und hygienischer sein."

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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