Kolumne: Bildhauerei
Bildhauerei umfaßt das ganze Feld der Herstellung von Skulpturen und Plastiken in Kunst und Kunsthandwerk. Ursprünglich war ein Bildhauer ein Handwerker. Er schlug das Bild aus dem Stein oder Holz heraus.
Eine Plastik ist ein dreidimensionales, körperhaftes Objekt. Inhaltlich deckungsgleich ist die Skulptur. Eine Skulptur entsteht durch Hauen und Schnitzen, eine Plastik durch das Auftragen von Material und Modellieren.
Soweit zur Theorie, wie sie Kunstwissenschaftler formulieren würden. Hier alle Feinheiten und Unterschiede im Detail herauszuarbeiten, würde an dieser Stelle sicher zu weit führen. Das können Fachleute besser.
Der interessierte Laie, der zwar gelegentlich ins Museum geht, sich seine Kenntnisse aber bestenfalls autodidaktisch beibringt, würde die Ausführungen nur schwerlich verstehen.
Gegenwartskunst und ihre Wahrnehmung jenseits der Fachöffentlichkeit driften derzeit deutlich auseinander. Die Zeiten, in denen (einzelne) Kunstwerke Aufmerksamkeit erregen und möglicherweise sogar einen Skandal auslösen, sind jedenfalls schon lange vorbei.
Das ist Kunst? Was ist daran Kunst? Und: Wo ist überhaupt das Kunstwerk? Fragen wie diese tauchen inzwischen häufig bei unbedarften Museumsbesuchern auf.
Klanginstallationen, Objekte, Schriftzüge auf dem Boden, bearbeitete Alltagsinstallationen - vieles wird dem naiven Museumsbesucher als Kunst verkauft und zungenfertig dazu erklärt, ohne dem Betrachter eine Freude zu bereiten. Er wird eher ratlos zurückgelassen. Ihm wird der Eindruck vermittelt, sein sauer verdientes Geld zum Fenster herausgeschmissen zu haben.
Wann ist Kunst erfolgreich? Wenn sie potentiell verkaufbar ist und auch tatsächlich verkauft wird. Wann ist ein Künstler erfolgreich? Bei dieser sozialdarwinistischen Überlegung jedenfalls dann, wenn er von seiner künstlerischen Betätigung leben kann und nicht einem profanen Broterwerb nachgehen muß. Die Tätigkeit im akademischen Lehrbetrieb würde auch für einen gewissen Erfolg sprechen.
Wahrnehmung liegt ihm Auge des Betrachters. Über den Erfolg eines Künstlers entscheidet also nicht nur der Geldbeutel des möglichen Käufers. Auch Kriterien wie Geschmack, Erfahrungen, Vorkenntnisse und persönlicher Zugang sind wichtig. Dies führt zu der Frage: Ist ein Künstler auch dann wichtig und erfolgreich, wenn er in institutionell geförderten Einrichtungen (wie Museen, Kunstveranstaltungen u. ä.) regelmäßig in Dauer- und Wechselausstellungen zu sehen ist? Gerade dort drängt sich der Verdacht auf, daß die regelmäßigen Zuschüsse der öffentlichen Träger (Bund, Land, Städte) zu einem Klüngel führen, der sich nicht am Interesse der Allgemeinheit orientiert, sondern die besonderen Interessen des bisherigen Klientels bedient und so die finanziellen Abhängigkeiten manifestiert.
Sowohl Künstler wie Ausstellungsmacher sind hier gefordert. "Mehr Markt," möchte man ausrufen. Mehr zugkräftige Künstlernamen, mehr Orientierung am Geschmack potentieller Besucher, die noch nicht zu einer Ausstellung gekommen sind.
Die Freiheit der Kunst ist sicherlich ein hohes Gut. Im Rahmen der geltenden Gesetze kann sich Kunst uneingeschränkt ausdrücken. Genauso aber gilt: Kunst kommt von Können. Vielleicht wäre es ja sinnvoll, die handwerklichen Fähigkeiten in der künstlerischen Ausbildung wieder stärker zu betonen. Fotograf. Steinmetz. Maler und Lackierer. Berufe in der Holz- und Metallbearbeitung. Allein schon hinsichtlich der Materialkunde gibt es vielfältige solcher Ausbildungsmöglichkeiten. Hier ist auch immer ein kaufmännischer Teil enthalten, der es dem Künstler ermöglicht, Kostenseite und Vertriebsmöglichkeiten im Auge zu behalten.
Kunst, die nur um ihrer selbst willen gemacht wird, bewegt sich auf dem Niveau einer Freizeitbeschäftigung. Sie wird in der breiten Öffentlichkeit nur marginal betrachtet, bereitet dem herstellenden Künstler zwar Freude und sinnvolle Freizeitgestaltung, aber keinen materiellen Gewinn.
Spätestens dann, wenn formal die Arbeitslosigkeit droht und der Zwang ansteht, sich um eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle kümmern zu müssen, findet die Freiheit des Künstlers ihre Grenzen. Dann wird aus dem begnadeten Maler-Künstler ganz schnell ein Anstreicher bzw. Maler und Lackierer.
Ein wenig mehr Ehrlichkeit wäre hier schon sinnvoll. Sich der Öffentlichkeit als wichtigen, erfolgreichen Künstler darstellen zu müssen, ist sicherlich angenehm für das eigene Selbstwertgefühl und die Selbstwahrnehmung. Nicht jede Stadt bietet aber Galerien und Ausstellungsmöglichkeiten. Nicht jedes Kunstwerk ist verkäuflich. Ein Künstler sollte auch die Möglichkeit haben, einzugestehen, daß es bei ihm Schwächephasen gibt, in denen nichts verkauf wird, ohne daß es ihm hinsichtlich seiner Reputation zum Nachteil gereicht.
Wer gehört (als Käufer) zur Zielgruppe des Künstlers? Museen haben in der Regel nur eingeschränkte Ausstellungsetats und sind in der Regel selbst auf Unterstützung angewiesen. Private Sammler und deren Interessen werden daher stärker interessant. Orientierung am Markt bedeutet dann, sich verstärkt am Geschmack dieser potentiellen Käufer zu orientieren.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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