Kohle in Witten
Die Stadt Witten liegt im Südosten des Ruhrgebietes und gehört zum Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Märkische Museum ist eine Kultureinrichtung, die am Rande der dortigen Innenstadt liegt.
Das Museum wurde als industrie-, gewerbe- und montangeschichtliches und historisches Heimatmuseum vom Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (VOHM) 1886 gegründet. Nach drei provisorischen Standorten erbaute der VOHM 1909 bis 1911 mit Hilfe einer Stiftung des Fabrikanten Friedrich Lohmann das Märkische Museum an der heutigen Husemannstraße. Das Museum vereinigte paläontologische, geologische, mineralogische, biologische und kulturhistorische Sammlungen. Eine gewerbe- und industriehistorische Sammlung konnte nicht aufgebaut werden. Den Sammlungen wurde eine umfangreiche Bibliothek zur Ortsgeschichte und zur Geschichte Westfalens, zur Rechts-, Kirchen und Medizingeschichte hinzugefügt. Später kamen eine Münz- und Medaillensammlung hinzu Kunst wurde bis in die 1920er Jahre nur insoweit gesammelt, als sie auf die Region bezogen war und historische Zustände dokumentierte. Darüberhinausgehende Kunstausstellungen waren in der Regel als Verkaufsausstellungen konzipiert, durch die der Verein als Träger des Museums über Provisionen verdiente und sich damit zusätzlich zu finanzieren suchte.
Peter Emil Noelle, damals Direktor des Wittener Ruhr-Gymnasiums und Vorsitzender des VOHM, verlegte als Museumsdirektor in den 1930er Jahren den Sammlungsschwerpunkt auf moderne deutsche Malerei. Wilhelm Nettmann, Leiter des Museums von 1953 bis 1978, setzte die Arbeit im Bereich der modernen Kunst fort. In seiner Amtszeit wurde das Museum um die benachbarte Villa Berger erweitert, die heute das Kulturforum Witten beherbergt.
Im Oktober 2014 begann der Bau eines Anbaus für die Bibliothek Witten. 2016 zog die Bibliothek Witten in diesen Anbau.
Den Kern der kunsthistorischen Sammlung bilden etwa „4.000 Gemälde, Skulpturen und Grafiken“ der modernen Malerei des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Das Museum verfügt über Werke verschiedener bedeutender Expressionisten – Heinrich Campendonk, Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner und August Macke seien hier als Beispiele genannt. Ein besonderes Interesse gilt den westfälischen Expressionisten Wilhelm Morgner und Christian Rohlfs.
Weitere Sammlungsschwerpunkte bilden die Neue Sachlichkeit und der Kritische Realismus.
Soweit zur Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus? Im Sommer 2018 gibt es neben der Dauerausstellung zwei Wechselausstellungen, über die hier berichtet werden soll.
Im Jahre 2018 endet bei uns in Deutschland bekanntlich ein Stück Industriegeschichte. Das letzte deutsche Steinkohlebergwerk stellt seine Förderung ein. 17 RuhrKunstMuseen nehmen dies zum Anlaß, ein städteübergreifendes Kunstprojekt namens „Kunst & Kohle“ durchzuführen.
Witten ist mit der Ausstellung „Vom Auf- und Abstieg“ beteiligt. Alexander Chekmenev, Clemens Botho Goldbach und Olaf Metzel zeigen künstlerische Positionen, die sich mit den Anfängen des Kohleabbaus im Ruhrgebiet und den damit verbundenen Hoffnungen beschäftigen. So entsteht zeitliche und geographische Brücken vom historischen und gegenwärtigen Ruhrgebiet in das globale Geschehen. Skulpturen und Installationen sind genauso zu sehen wie Schwarzweißfotographien.
Hinsichtlich Ausstellungsfläche und ausgestellten Kunstwerken ist die Ausstellung durchaus überschaubar; interessant sind bestenfalls die Fotos von Alexander Chekmenev (* 1969), der das Arbeitsleben und den Alltag der Menschen im Kohleabbaugebiet der Donbass-Region dokumentiert.
Ist diese Ausstellung vom 5. Mai – 16. September 2018 zu sehen, läuft die Ausstellung „Informel international Auszüge aus der Sammlung Haniel“ vom 3. Februar – 16. September 2018. Diese Ausstellung findet anläßlich der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet (ihr Name: Prosper Haniel) statt.
Das Duisburger Traditionsunternehmen Haniel sammelt seit dem Jahre 1984 Informel. Diese Kunstrichtung entstand während der Umbruchstimmung der späten `40er Jahre. Die Malerei ist frei und wird vom augenblicklichen Gefühl des Künstlers geprägt. In dieser Kunstrichtung findet das Unternehmen den Aufschwung von Haniel bildlich dargestellt. Die Besonderheit: Haniel sammelt nicht nur, sondern stellt die Kunst auch in den Gängen der Büroräume aus.
Julius Bissier ist genauso zu sehen wie Jean Dubuffet, Georges Mathieu, Willi Baumeister, Emilio Vedova, Karl Otto Goetz, Fritz Winter und Gerhard Hoehme, um nur einige Beispiele zu nennen. Kunstwerke der Wittener Sammlung werden in Beziehung zu den Kunstwerken aus Duisburgs Hafenstadtteil Ruhrort gesetzt. Der Besucher bekommt Malerei genauso zu sehen wie Radierung, Tuschearbeiten und Gemälde.
Das Informel erlebt in diesen Tagen ja eine gewisse Renaissance. In diesem Sinne ist die Ausstellung durchaus sehenswert.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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