J. Parker Valentine in der Raketenstation

Die Langen Foundation freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung J. Parker Valentines (* 1980) in Europa zu zeigen. Die Künstlerin, die in Austin, Texas und Brooklyn, New York lebt, setzt mit Film, Fotografie, Malerei, Skulptur und Text eine Vielfalt von Medien ein. Im Zentrum ihrer prozessorientierten Arbeit steht dabei die Zeichnung, die auf unterschiedlichen Materialien und teils dreidimensional ausgeführt, häufig skulpturalen oder installativen Charakter annimmt. An der Langen Foundation entwickelt J. Parker Valentine eine ortsbezogene Ausstellung für den Japanraum, die Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen und Video umfasst. Anlässlich der Ausstellung in der Langen Foundation erscheint im April 2014 ein Künstlerbuch bei Sternberg Press.

Oft entstehen J. Parker Valentines Arbeiten als spezifische Reaktion auf Ort und Raum, der wie hier im Japanraum als ein Schauplatz für die Abhandlung ihrer narrativen Werke besteht. So arrangiert die Künstlerin einige Bildsituationen erst unmittelbar im Ausstellungsraum, ja bindet Zeichnungen situativ in ihre räumlichen Kompositionen ein, während andere Werke ganz konkret in Bezug auf die japanische Sammlung von Viktor und Marianne Langen hin konzipiert wurden. Ihre für die Langen Foundation modifizierten Lasso-Skulpturen erinnern an die Gestalt von Paravents, die frei im Raum stehend eine poetische Landschaft innerhalb des Saales beschreiben. Zugleich wirken sie durch ihre Durchlässigkeit von Raum und Licht wie Sichtfenster, die den Blick in den Ausstellungsraum hinein frei geben und darin Sichtachsen erzeugen.

Die Verbindung von Raum, Objekt und Betrachter wird ähnlich in ihren fotografischen Arbeiten zum Gegenstand. Die hier präsentierten Fotografien zeigen organische Schattenrisse auf einer Wand, die ihrerseits Zeichnungen aus Graphit aufweist, und so optisch die Ebenen zu einem Bildraum verbindet, der das Dazwischenliegende einbezieht. Dieser Bildraum der Fotografien wird unmittelbar erweitert, indem Valentine Zeichnungen auf der Oberfläche der fotografischen Ansichten wie auch an angrenzenden Wänden aufträgt. Die immaterielle wie konkrete Schichtung von Material, Bildebenen und Raum ist eine Weise, die J. Parker Valentine wiederkehrend in der Gestaltung ihrer Arbeiten anwendet. Die Künstlerin bezieht dabei auch das Verschieben der Grenzen des Bildes mit ein. Gleich eines Kippbildes lassen die Motive ihrer Bildwerke immer wieder wechselnde Assoziationen zu, in der sich die Ansicht einer möglichen Gestalt verzweigt: Fast animistisch treten Formen aus Lichtschatten hervor und verschwinden zugleich in ihrer Überlagerung, oder im Dunkeln.

Zentral erscheint in dieser Hinsicht J. Parker Valentines Video von einem Zug, das die Künstlerin in Anlehnung an die in Länge gedehnte Architektur des Japanraums präsentiert. Die Filmbilder zeigen die Außenansicht und das Interieur eines Zuges, als auch den Blick aus dem Fahrzeug heraus auf vorüberziehende Landschaften. Der Bildebene des Videos ist – ähnlich der Fotografien – eine physische Raumebene zwischengelagert: Das Filmbild erscheint seinerseits als Projektion in einem Raum, auf dessen Wand sich Papierflächen abzeichnen und nahezu unsichtbar von gezeichneten Formen überlagert werden. Negativräume des Filmbildes werden hier mit Tinte oder Bleistift gefüllt, erweitert, bedeckt und betont. Fast magisch, als grafische Gesten und wie Markierungen schreiben sie sich auf einer Landkarte ein und zeigen eine Topografie des Immateriellen, bei der Dinge und Bewusstsein zusammenfallen.

J. Parker Valentine wurde 1980 in Austin/Texas geboren. Nach ihrem BFA, den sie 2002 mit Auszeichnung an der School of Art and Art History an der University of Texas at Austin erhielt, legte sie 2007 den MFA am San Francisco Art Institute, Department New Genres, ab. 2013 nahm sie am Artpace Artist in Residency Program in San Antonio/Texas teil. Es folgten u.a. Ausstellungen im Front Room am Contemporary Arts Museum in St. Louis, Missouri, und am The Contemporary, Austin, Texas. Valentine war ebenso an Kunstprojekten des MAN Museums, Nuoro, Sardinien und Museo Marino Marini in Florenz, Italien beteiligt wie auch an einer ortsspezifischen Arbeit am New Museum in New York.

J. Parker Valentine lebt und arbeitet in New York City und Austin, Texas.

Die Raktenstation mag - unter touristischen wie verkehrstechnischen Gesichtspunkten - etwas abseits liegen. Die Ausstellungen dort sind in der Regel aber schon einen Besuch wert.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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