Friedenskirche Hamborn

Man schreibt das 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit ist Hamborn ein beschauliches, konfessionell ein römisch-katholisches Dorf. Als sich die Industrialisierung bemerkbar macht, strömen immer mehr Menschen auch nach Hamborn. Es wird zum "größten Dorf Deutschlands". Da auch immer mehr evangelische Menschen kommen, wird 1893 die Evangelische Kirchenmeinde Hamborn gegründet.

Waren die Menschen früher von der Kirchengemeinde Beeck aus betreut worden, übernimmt nun Pfarre Martin Reinboth die Aufgabe. Der erste Versammlungsraum der jungen Gemeinde ist ein ehemaliger Ochsenstall, der sich auf dem Gelände des Schachtes 1/6 befand.

Die Gemeinde machte sich aber schnell daran, sich nach einem würdigeren Platz für ihre Gottesdienste umzuschauen. Auch auf Betreiben der Industriellenfamilie Morian faßte die Gemeinde den Beschluß, eine eigene Kirche zu bauen. Als 1897 der Grundstein für diese Kirche gelegt wurde, gehörten 1.600 Gemeindeglieder der Hamborner Gemeinde an. Lag das Haushaltsvolumen bei rund 3.500 Reichsmarkt, sollte die Kirche 117.000 Reichsmark kosten. Was also tun? Die Muttergemeinde Beeck und der Gustav-Adolf-Verein gaben Zuschüsse. Gaben die Gemeindeglieder `Kirchbaubeiträge´, spendeten namhafte Hamborner Familie rund 17.000 Reichsmarkt. Clever, wie die Hamborner damals waren, sammelten sie auch Spenden in Höhe von 13.000 Reichsmarkt in Nachbarstädten und Dörfer bis hin zur Eifel. Den Rest des Geldes lieh man sich.

Der Grundstein für die "Evangelische Kirche von Hamborn-Neumühl", wie das Gebäude damals noch hieß, wurde am 31. Oktober 1895 gelegt. Architekt der Kirche Carl Hoflein (1852 - 1943) aus Berlin. "Doflein war bei seinen Planungen dem damals modernen `Wiesbadener Programm´ verpflichtet," berichtet Gemeindepfarrer Matthias Webe-Ritzkowsky in seinem Beitrag für das Duisburger Jahrbuch 2009. Wie dieses Konzept aussieht, kann dann auch im Duisburger Jahrbuch nachgelesen werden.

"Die Lage der Friedenskirche orientiert sich am Verlauf der Hauptstraße, der heutigen Duisburger Straße. Als Baumaterial wählte man, wie damals üblich, Backstein. Der konnte vor Ort hergestellt werden und war dadurch billiger als Bruchstein, den man von weit hätte hertransportieren müssen. Der Baustil von Untergeschoß und Obergeschoß ist, wie es der Vordenker Johannes Orzen gefordert hat, zweigeteilt. Das Untergeschoß leht sich mit kleinen Fenstern und dicken Mauern an den romanischen Stil an, das Obergeschoß mit den kleinen Bogenfenstern an den gotischen Stil. Die Kirchenbänke bilden unter Verzicht auf einen Mittelgang einen zu Altar, Kanzel und Orgel hin geöffneten Halbkreis, damit alle gleich gute Sicht haben und sich die Gemeindeglieder auch untereinander wahrnehmen können," berichtet Weber-Ritzkowsky. "Bei der ursprünglichen Innengestaltung der Wände wurde bewußt auf jeden Schmuck verzichtet. Alles sollte sich auf Altar, Kanzel und Orgel im Blickpunkt der Gemeinde konzentrieren. Die ursprüngliche Orgel wurde von der namhaften Orgelbaufirma Wilhelm Sauer, Frankfurt / Oder gebaut. Das Tauf- und Abendmahlgerät wurde von der Familie Morian gestiftet, die Altarbibel von der deutschen Kaiserin Auguste Victoria."

Glaubt man Weber-Ritzkowsky und seinem Text, hat die Friedenskirche die Zeit bis heute weitestgehend unbeschadet überstanden. Natürlich gab es immer wieder Restaurierungs- und Verschönerungsarbeiten. Aber weder 2 Weltkriege noch die wechselnden Zeichen der Zeit konnten der Kirche nennenswerten Schaden zufügen. Wer sie sich heute anschauen möchte, kann dies beispielsweise bei Musikkonzerten tun.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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