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Duisburgs Innenhafen

Der erste Donnerstag im September 2009 ist ein kühler, bewölkter und verregneter Tag. Trotzdem mache ich mich an diesem Tag auf den Weg in den Duisburger Innenhafen. Da es sich dort in den vergangenen Jahren doch sehr verändert hat, bin ich sehr neugierig: Wie sieht es jetzt dort aus?

Direkt hinter dem Rathaus und dem Alten Markt, genau gegenüber dem Steiger Schwanentor, beginnt ein Fußweg, der an dem Hafenbecken entlangführt.

Der Steiger Schwanenort ist der Ort, an dem heute die Hafenrundfahrten beginnen. In seiner gegenwärtigen Form gibt es ihn seit 1995. Er wurde damals nach Plänen des britischen Stararchitekten Lord Norman Foster gebaut.

Oskar Maasberg betrieb früher einen Salzhandel zwischen Schwanentor und Marientorschleuse. Die Niederrheinischen Holzwerke Faller stellten dort auch Preßplatten her. Ein Turm der Stadtmauer um die Altstadt aus dem 13. - 14. Jahrhundert erinnert an dieser Stelle an das alte Schwanentor.

Nächster Augenfänger: Das Kontorhaus. Die Spedition Lehnkering ließ es in den Jahren 1913 bis 1914 bauen. Es war als Ersatz für einen abgebrannten Vorgängerbau gedacht. Auch der 2. Weltkrieg setzte dem Gebäude sehr zu; das achtgeschossige Gebäude wurde 1954 wieder aufgebaut, nur um 1995 im Rahmen des eingesetzenden Strukturwandels von den Architekten Braun, Voigt und Partner in ein Bürogebäude umgewandelt zu werden.

Ich merke gerade: Ich habe doch tatsächlich die Schwanentorbrücke vergessen. Glaubt man der Fachliteratur, gab es vor dem Schwanentor schon immer einen Brückensteg für den Personen- und Warenverkehr. 1844 wurde eine Zugbrücke über den damaligen Ruhr-Kanal gebaut; daß sie seitdem mehrfach erneuert und verbreitert wurde, sei hier nur am Rande erwähnt. Die heutige Schwanentorbrücke ist eine Hubbrücke. Sie wurde 1950 nach Entwürfen von Persch gebaut. In einem der Türme befindet sich der Leitstand für die Hubtechnik sowie für dei Hydraulik der neuen Fußgängerbrücke. Ob die Schwanentorbrücke heute noch als Hubbrücke genutzt wird, kann ich nicht sagen. Von nennenswerten Störungen des Straßen- und Straßenbahnverkehrs ist mir jedenfalls nichts bekannt.

Das Stadtarchiv schaue ich mir an diesem Tag jedenfalls nur von Außen an. Es befindet sich in einem Gebäude, in dem die Duisburger Mühlen AG Getreide lagerte. Hier werden die Urkunden und Dokumente der Stadt(verwaltung) aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im selben Gebäude befindet sich auch das "Haus Königsberg". Es bewahrt Archivbestände aus dem alten Königsberg auf. Daneben soll es Kontakte in die heute leider russische Stadt pflegen.

Das Haus selbst ist zumindest innen ein nüchterner Verwaltungsbau. Sehenswert ist lediglich die Ausstellung über Königsberg.

Nächste Station: das Kultur- und Stadthistorische Museum, das gleich nebenan zum Stadtarchiv liegt. Es ist seit 1989 in der damaligen Rosiny-Mühle untergebracht. Die Mühle aus dem Jahre 1902 war die erste Mühle, die in einem Kulturbau umfunktioniert wurde. Nach eigenen Angaben zeigt das Museum eine umfangreiche Sammlung zur Stadtgeschichte seit frühmittelalterlicher Zeit. Als Kernstück seiner Ausstellung sieht das Museum seine Ausstellung über den Karthographen Gerhard Marcator (1512 - 1594). In den Räumen des Museums ist auch die Sammlung Köhler-Osbahr untergebracht. Ich selbst bin eigentlich immer nur dann im Museum, wenn es interessante Wechselausstellungen gibt.

Die Stadtmauer streckt sich doch ganz schön. Zwischen ihr und dem Hafenbecken gibt es viele Rasenflächen (incl. Kinderspielplatz). Duisburg lag im frühen Mittelalter direkt am Rhein. Die fränkische Königsburg des 7. - 9. Jahrhunderts lag auf einer Anhöhe über dem Fluß - schließlich sollten die damals wichtigen Persönlichkeiten ja keine nassen Füße bekommen. Das Hafenbecken läuft deswegen so nahe an der historischen Stadtmauer entlang, weil man beim Ausbau des Hafens im 19. Jahrhundert die Niedertrasse dieses nach 1230 verlandeten Rheinarmes nutzte. Mit den Bauarbeiten für die Stadtmauer wurde um das Jahr 1130 begonnen. SIe wurde im 13. Jahrhundert erhöht und mit Tortürmen versehen. Als man 1897 Steine für den Rathausbau brauchte, wurde der Koblenzer Turm an der Ecke Springwall (so heißt eine Straße) genutzt. Der Turm ist, glaubt man der Fachliteratur, inzwischen aber wieder aufgebaut.

Vom Yithak-Rabin-Platz aus stellt die sogenannte Buckelbrücke die Verbindung zwischen Hafennordseite und Schifferstraße her. SIe ist die einzige bewegliche Hängebrücke der Welt. Konstruiert wurde sie vom Stuttgarter Ingenieur Jörg Schlaich. Der 150 Tonnen schwere Brückensteg, der aus 14 beweglich miteinander verbundenen Einzelelementen besteht, hängt an vier Pylonen. Die Brücke kann einen Katzenbuckel machen, um größeren Schiffen eine Durchfahrmöglichkeit zu bieten. Die Pylone werden durch Hydraulikzylinder landeinwärtes gezogen, so daß sich das Tragseil spannt und die Brückenmitte nach oben gezogen wird. Der Steg ist dann so steil, daß er nicht mehr benutzt werden darf. Gerade einmal bei der Einweihung habe ich diesen Katzenbuckel gesehen. Angesichts des beringen Schiffsverkehrs und des großen Berufsverkehrs ist diese Konstruktion nichts weiter als eine technische Spielerei.

Das nahegelegene jüdische Gemeindezentrum wird leider ständig von der Polizei bewacht. Die jüdische Gemeinde Duisburg Mülheim Oberhausen hat hier seit 1999 ihre Synagoge. Na ja, eigentlich ist es ja eine KOnbination aus Gemeindezentrum und Gotteshaus. Das Gebäude entstand nach Plänen des Architekten Zvi Hecker. Wie die Seiten eines Buches oder die fünf Finger einer Hand fächert sich das Haus in den Park hinein auf. Es ist schon lange her, daß ich das letzte Mal in der Synagoge war. Den Gemeindegruß erhalte ich auch schon lange nicht mehr. Ich kann also nicht beschreiben, wie es um die Gemeinde bestellt ist oder wie das Gemeindezentrum von innen aussieht.

Es gab wohl einen Masterplan für den Innenhafen. Die Öffnung des früheren Gewerbegebietes zum Wasser und zur Stadt sowie die Anbindung an bestehende Grünfläüchen soll ein Anliegen des Masterplanes gewesen sein. Dort, wo früher Handelshäuser wie die SPAR-Zentrale, die Spedition ALS-Ludwig und ein Mineralwasserhandel angesiedelt waren, befindet sich heute der "Garten der Erinnerung". Er wurde 1999 nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Dani Karavan gestaltet. Gebäudeteile und Geländegestaltungen gibt es hier zu sehen.

Läuft man den Philosophenweg entlang, folgen Speicher, die heute überwiegend als Büros, aber auch als Gastronomie und Museen genutzt werden. Da die Nutzung häufig wechselt, würde es hier zu weit führen, jedes Gebäude einzeln zu beschreiben. Es ist für mich eher eine Überlegung, einzelne Mühlen gezielt in einem eigenen Text zu beschreiben.

Bemerkenswert ist für mich, daß der neue Innenhafen bestenfalls an Sommerwochenenden von der Bevölkerung genutzt wird. Dann strömen Besucher und Spaziergänger in den Park. Ansonsten ist die Gegend eher verlassen. Ob es auch an den Fehlenden Parkbänken und damit Ruhemöglichkeiten liegt, daß hier niemand kommt? Verkehrstechnisch ist der Innenhafen eigentlich ganz gut erschlossen. In den Köpfen der Menschen ist der Hafen noch nicht angekommen. Nur der Berufs- und Geschäftsverkehr ist hier beacht

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