Das Skulturenmuseum Glaskasten in Marl

Marl ist eine Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiet; sie feiert in diesen Tagen ihren 75. Geburtstag. Einmal im Jahr rückt die Stadt in den Blickpunkt des medialen Interesses. Dann werden hier nämlich die Grimme-Preise vergeben

Doch die Stadt hat scheinbar mehr zu bieten: Sie kann das Skulpturenmuseum "Glaskasten" ihr eigen nennen. "Der Name Skulpturenmuseum Glaskasten beschreibt zum einen die Örtlichkeit: den ganz mit Glas umbauten Raum des Museums unter dem Sitzungstrakt des Marler Rathauses, zum anderen aber auch das angestrebte inhaltliche Konzept von Offenheit und Transparenz für jedermann. Die Kunstwerke sind in Marl nicht hinter Museumsmauern verborgen, sondern zu einem großen Teil in das Alltagsleben der Stadt einbezogen. Mehr als 70 Außenarbeiten von Arp bis Zadkine stehen im öffentlichen Raum um das Rathaus und den künstlich angelegten City-See. Je näher man dem eigentlichen Glaskasten kommt, um so dichter wird der Ring der Skulpturen. In den glasumbauten, jederzeit einsichtigen Innenräumen des Museums befinden sich Großskulpturen, die nicht zur Aufstellung im Freien geeignet sind, sowie eine Reihe von Kleinskulpturen und Objekten.

Die in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg rasch aufblühende Industriestadt Marl verpflichtete für ihre zahlreichen Bauvorhaben international anerkannte Architekten (beispielsweise H. Scharoun für eine Schule, die holländischen Architekten J. H. van den Broek und J. B. Bakema für das Rathaus, H. Schröder und P. Faller für das Hügelhaus) und verwendete jeweils einen bestimmten Prozentsatz der Baukosten für Kunstankäufe. Mit diesen Mitteln erwarb die Stadt Marl nach und nach eine Reihe von Werken renommierter Künstler, vorwiegend des 20. Jahrhunderts - Großskulpturen für den Außenbereich, aber auch eine Reihe von Kleinskulpturen. Im Laufe der Jahre entstand so eine umfangreiche, qualitätvolle Sammlung.

1978 wurde der Kunsthistoriker und spätere Museumsdirektor Dr. Uwe Rüth zur Pflege und zum Ausbau der Sammlung eingestellt. Unter dem Sitzungstrakt des Rathauses wurden nach und nach Räume zur Präsentation der Kleinskulpturen eingerichtet. Erst 1982 fand die offizielle Gründung des Skulpturenmuseums Glaskasten der Stadt Marl statt. Seither wurde die Ausstellungsfläche vergrößert. Seit 1990 ist die städtische Paracelsus-Klinik Teil des Museums. Museumsdirektor ist heute Dr. Karl-Heinz Brosthaus," beschreibt sich das Museum selbst.

Das Museum ist verkehrstechnisch günstig gelegen. Steigt der auswärtige Besucher an der Haltestelle "Marl Mitte" aus, braucht er - wenn er mit der S-Bahn-Linie 9 gekommen ist - nur noch durch das Einkaufszentrum "Stern" und über den Rathausplatz zu gehen, um das Museum zu erreichen.

Was in der städtischen Werbung als gewollt angepriesen wird, wirkt in der täglichen Praxis trostlos. Ein Museum, das nur Glaswände als Außenwände hat? Es entsteht schnell der Eindruck, als habe der Architekt die ausgestellte Kunst vor Wind und Wetter schützen wollen und so eine gläserne Haut um sie gezogen. Da innen wie draußen derselbe Stein für den Fußboden vorhanden ist, gewinnt man als Besucher schnell das Gefühl, man sei gar nicht richtig in einem Museum bzw. einer Kunstausstellung - die Möglichkeiten, die Ausstellungsstücke angemessen in Position zu bringen, sind doch sehr eingeschränkt.

Mit angemessener Museumsarchitektur hat das alles nichts zu tun. Die Kunstausstellung um den nahegelegenen City-See fügt sich unauffällig in die Landschaft ein. Die jüngsten Exponate sind rund 20 Jahre alt. Hier drängt sich schnell die Frage auf, ob die klammen kommunalen Kassen Neuanschaffungen verhinderten. Wer möchte, kann sich bei sonnigem und warmen Wetter aber wenigstens an der frischen Luft aufhalten.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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