Ausstellungen bei Lehmbruck
Das Duisburger Lehmbruck-Museum ist auch im Jahre 2023 wieder sehr aktiv, was neue Ausstellungen anbelangt. Hier gibt es eine kurze Übersicht, was für dieses Jahr angekündigt ist.
DIE BEFREIUNG DER FORM. BARBARA HEPWORTH – MEISTERIN DER ABSTRAKTION IM SPIEGEL DER MODERNE
Laufzeit: 2. April bis 20. August 2023
Eröffnung: Samstag, 1. April, 16 Uhr
Fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod widmet das Lehmbruck Museum der britischen Künstlerin Barbara Hepworth (1903–1975) eine große Ausstellung. Ihr Werk steht beispielhaft für die Befreiung der Form durch die Abstraktion. Mit Erfindungsgeist und handwerklicher Meisterschaft arbeitet sie die „freie“ Form aus dem Stein oder Holz heraus. Als Vorkämpferin der modernen Bildhauerei veränderte Hepworth mit den „Löchern“, den „piercings“, in ihren Skulpturen die abstrakte Kunst fundamental und wurde zu einer der führenden britischen Künstlerinnen ihrer Generation und zur ersten Bildhauerin, die internationale Anerkennung fand.
Die Skulpturen Hepworths wirken in ihrer Zeit stilbildend. In ihrer Formvollendung, Präzision und Harmonie inspirieren sie uns zum freien Denken. Heute stehen sie für die Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit ihrer Ruhe, inneren Balance und Ausgeglichenheit setzen sie die befriedende Kraft der Kunst frei – die Befreiung der Form hat die Kraft, an der Befreiung der Gesellschaft mitzuwirken. Hepworth war Teil eines großen Netzwerks an fortschrittlich denkenden Künstlerinnen und Künstlern, die der modernen Kunst wichtige Impulse gegeben haben. Zu ihnen gehörten Jean Arp, Constantin Brâncuși, Naum Gabo, Alberto Giacometti, Henry Moore und Antoine Pevsner, deren Skulpturen in der Zusammenschau mit den Werken Hepworths zu sehen sind. Die Ausstellung gibt so Einblicke in einen der entscheidenden Momente in der Entwicklung der modernen Bildhauerei.
Die Ausstellung umfasst rund 50 Exponate, darunter mehr als zwanzig Skulpturen von Barbara Hepworth und zeitgenössische Positionen von Künstler:innen wie Nevin Aladağ, Claudia Comte, Tacita Dean und Julian Charrière. Die Ausstellung entsteht in enger Kooperation mit The Hepworth Wakefield, Vereinigtes Königreich, mit Leihgaben aus prominenten Sammlungen wie The Royal Collection, London, Vereinigtes Königreich, Kröller-Müller Museum, Otterlo, Niederlande, Sprengel Museum, Hannover, Deutschland, Pier Arts Centre, Stromness, Vereinigtes Königreich, Kunstmuseum Den Haag, Niederlande, und dem Museum Morsbroich, Leverkusen, Deutschland.
Die Ausstellung wird gefördert von der Kunststiftung NRW, der Kulturstiftung des Bundes, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung.
SCULPTURE 21st: MONA HATOUM
Laufzeit: 26. Mai bis 20. August 2023
Tausende von Glasmurmeln verwandeln den Boden der nördlichen Glashalle des Lehmbruck Museums in ein ebenso schillerndes wie fragiles Relief. Wie zufällig nehmen die Kugeln eine vertraute Konstellation ein: die einer Weltkarte. Das raumgreifende Werk „Map (clear)” von Mona Hatoum (*1952), mit dem die Reihe „Sculpture 21st“ fortgesetzt wird, spiegelt die extreme Verletzlichkeit unseres Lebensraumes wider. Die ambivalente Symbolik der Murmeln, die sowohl als Spielzeug wie auch als minderwertiges Tauschobjekt gesehen werden können, unterstreicht den politischen Charakter der Installation.
Der menschliche Körper und seine Sinne stehen im Zentrum der Werke Mona Hatoums. Mit ihren Performance- und Videoarbeiten wurde sie Mitte der 1980er-Jahre international bekannt. Heute gehört sie zu den renommiertesten Künstler:innen der Gegenwart. Hatoum wurde 1952 als Tochter palästinensischer Eltern im Libanon geboren. Seit Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs 1975 lebt sie in Europa. Rückblickend kommentiert sie diese Zeit so: „Das war zwar einerseits eine schlimme Erfahrung, doch andererseits würde ich sonst nicht das tun, was ich heute tue.“ Ihr Werk hängt eng mit ihren persönlichen Erfahrungen zusammen. Der Zustand des Unfriedens, politische Konflikte und Unterdrückung sind der Motor ihres Schaffens.
Mona Hatoums Arbeiten wurden weltweit präsentiert, unter anderem in Einzelausstellungen im Valencia Institute of Modern Art, Spanien (2021), im Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Japan (2017), im Centre Pompidou, Paris (2014) und der Tate Britain, London (2000). Hatoum hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter die documenta 14 in Kassel und Athen (2017), der 51. Biennale di Venezia (2005), der documenta 11 (2002) und der 46. Biennale di Venezia im Jahr 1995. Neben anderen Auszeichnungen erhielt Hatoum den Praemium Imperiale (2019), den 10. Hiroshima Art Prize (2017) und den Joan Miró Prize (2011).
Die Ausstellung wird gefördert von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.
EIN BLICK ZURÜCK. 100 JAHRE DUISBURGER KÜNSTLERBUND
Laufzeit: 17. Juni bis 1. Oktober 2023
Der Duisburger Künstlerbund ist die älteste Künstlervereinigung der Stadt. Das 100-jährige Jubiläum des traditionsreichen Künstlerbundes ist der Anlass zu dieser Ausstellung und gibt uns die Möglichkeit, selten präsentierte Werke aus der Sammlung des Lehmbruck Museums zu entdecken. Duisburger Maler:innen, Bildhauer:innen und Fotograf:innen hatten sich im Jahr 1923 unter dem Namen „Notgemeinschaft Duisburger Künstler” zusammengeschlossen, um den sozialen und wirtschaftlichen Krisen zu trotzen. Nicht nur mit ihren Werken, sondern auch mit ihren Aktivitäten haben sie seitdem das kulturelle Leben der Stadt enorm bereichert und einen unverzichtbaren Beitrag zum kreativen Milieu geleistet. Entstanden ist ein kreatives Umfeld, das unterschiedlichen Stilrichtungen und Kunstgattungen Platz zur Entfaltung bietet. Das Lehmbruck Museum hat das Engagement des Künstlerbundes von Beginn an gefördert, durch Ausstellungen und Präsentationen und vor allem durch Erwerbungen.
Von rund der Hälfte aller ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Duisburger Künstlerbundes besitzt das Lehmbruck Museum mindestens ein Werk. In der Studioausstellung sind ausgewählte Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Fotos von 1930 bis in die Gegenwart zu sehen.
Künstler:innen der Ausstellung:
Detlef Becherer (geb. 1954), Andrea Bender (geb. 1972), Sigrid Beuting (geb. 1957), Rolf Binder (geb. 1926), Hetty Bresser (1914–2004), Chinmayo (1936–2021), Barbara Deblitz (geb. 1948), Klaus Florian (geb. 1954), Jutta Freudenberger (1945-2020), Ingrid Gibbels (1934–1993), Martin Goppelsröder (geb. 1942), Hans-Joachim Herberts (1925–1992), Elisabeth Höller (geb. 1958), Horst Inderbieten (1930–2015), Michael Kiefer (geb. 1960), Werner Kreuzhage (1904–1989), Hermann Kurz (1941–2006), Britta Lauer (geb. 1945) und Karl Prasse (1906–1997).
ALICJA KWADE
Laufzeit: 24. September 2023 bis 25. Februar 2024
Kaum jemand prägt derzeit die Entwicklung der zeitgenössischen Skulptur intensiver als die Bildhauerin Alicja Kwade. Die 1979 im polnischen Kattowitz geborene Künstlerin besitzt ein unvergleichliches Gespür für Material, Form und Harmonie, das ihrem Werk eine Ausnahmestellung verleiht. Kwades Werkkonstellationen stellen existenzielle Fragen und führen uns spielerisch zum Nachdenken über unser Sein in der Welt. Kann die Welt auch anders sein? Können wir neue Erklärungen, Modelle und Konstrukte für unsere Welt finden? Unser Verständnis von Realität stellt Kwade immer wieder gekonnt auf die Probe und überschreitet die Grenzen unserer Vorstellung von Wirklichkeit. Kohle wird zu Gold, Kiesel zu Edelsteinen und das Vergehen der Zeit wird körperlich spürbar.
Die Ausstellung im Lehmbruck Museum zeigt das vielfältige Werk Alicja Kwades von ihrem Frühwerk bis hin zu neueren Arbeiten. In ihren Installationen geht Kwade oft in den Grenzbereich dessen, was physikalisch möglich ist: durch scheinbar unendliche Spiegelungen, Dehnungen, Vervielfältigungen, Zerlegungen und Neuzusammensetzungen schafft sie überraschend neue Perspektiven fernab unserer Sehgewohnheiten. Ihr Werk ist dabei von naturwissenschaftlichen, philosophischen als auch gesellschaftlichen Fragestellungen inspiriert. Mit ihrer klaren Bildsprache und unter Verwendung gefundener Objekte aus Natur und Alltagswelt schöpft das Werk Kwades mit einer enormen Fantasie aus dem Reichtum der existierenden Möglichkeiten, Methoden und Materialien.
Alicja Kwades Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten, unter anderem im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, dem Centre Pompidou in Paris und dem mumok in Wien. 2017 nahm Kwade an der 57. Biennale di Venezia teil, zuletzt wurden umfangreiche Einzelausstellungen in der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst in Berlin (2021) und in der KÖNIG Galerie in Tokio (2020) präsentiert. 2019 bespielte sie die Dachterrasse des New Yorker Met Museum und 2022 in einer spektakulären Aktion das Werk „Desert X AIUIa” in der Wüste AIUIa in Saudi-Arabien.
Kwade ist schon aus einer früheren Ausstellung mit Einzelstücken dem interessierten Publikum bekannt.
Wir dürfen gespannt sein, was den Besucher an sehenswerten Kunstwerken erwartet.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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