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Haus Martfeld in Schwelm

Das Schwelmer Museum Haus Martfeld liegt inmitten einer hübschen Parklandschaft. Die Wasserburg Haus Martfeld war früher Sitz ritterlicher Familien. Sie wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erstmals urkundich erwähnt und um 1750 in eine Dreiflügelanlage umgewandelt. Der Rundturm ist spätmittelalterlich; der Nordflügel stammt aus dem Jahre 1618, der Nordturm aus dem Jahre 1627. Im Park gibt es eine neugotische Grabkapelle, die 1860 erbaut wurde.

"Vorgestellt werden die kulturgeschichtlichen Grundlagen und die räumliche Definition des Schwelmer Raumes mit seinen geographischen Charakteristika und den besiedlungsgeschichtlichen Abläufen von den frühesten nachweisbaren Anfängen in der Jungsteinzeit um etwa 5.000 v. Chr. über die römische Kaiserzeit (ab 14 v. Chr.) und das Frühmittelalter (ab etwa 450 n. Chr.) bis in das beginnende Hochmittelalter (um 1.000 n. Chr.). Die Entwicklung der Stadt Schwelm führte über einen frühmittelalterlichen Herrenhof als frühem kulturellen Zentrum zu einer Marktsiedlung, die im Hochmittelalter unmittelbar westlich der heutigen Christuskirche entstand. Schwelm erhielt 1496 und erneut 1590 die Stadtrechte. Wertvolle Handschriften und Münzen belegen die Bedeutung des Schwelmer Raumes im Hoch- und Spätmittelalter. Die landespolitisch folgenreiche Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg im Jahre 1225 wurde im Hohlweg am Gevelsberg im Kirchspiel Schwelm verübt. Der Schwelmer Raum ist reich an Rohstoffvorkommen, die bereits früh die Grundlage für ein ausgeprägtes Handels- und Produktionswesen bildeten. Zu nennen sind neben dem überregional bedeutenden Brennerei- und Brauereiwesen die Textil- und Eisenproduktion. Lagerstätten mit Alaunerzen, Zinkblende und Eisenvitriol wurden größtenteils im Tagebau abgebaut.
Die Neuzeit (ca. 1500 - 1900) brachte tiefgreifende geistesgeschichtliche Entwicklungen mit sich. Der Übergang zur protestantischen Lehre erfolgte im Schwelmer Raum in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts und dei Aufklärung setzte im 18. und frühen 19. Jahrhundert neue Maßstäbe im kulturellen Leben der Stadt. Hervorzuheben sind die mathematisch-naturwissenschaftlichen sowie geographischen Forschungen und vermessungstechnischen Arbeiten des Pastors Friedrich Christoph Müller. In die gleiche Zeit fallen die schulreformerischen Neuerungen des Konrektors Peter Heinrich Holthaus und des Schulkommissars Ferdinand Hasenclever. In dieser Zeit erlebte das Buchverlagswesen einen bisher nicht bekannten Aufschwung. 1792 wurde nicht zufällig am Schwelmer Gesundbrunnen eine der ältesten deutschen Freimaurerlogen, die St. Johannis-Loge `Zum Westfälischen Löwen´, eröffnet.
Sulfidische Quellwässer im Umfeld des Alauntagebaus im Nordosten der Stadt führten im 18. Jahrhundert aufgrund ihrer Heilwirkung zu einem überregional bedeutenden Bade- und Kurbetrieb am Schwelmer Brunnen, der der Stadt bis ins 19. Jahrhundert eine kulturelle Blütezeit bescherte. Nach der französischen Revolution von 1789 löste ein selbstbewußtes und kulturelle am Vorbild des alten Adels orientiertes Großbürgertum den Adel als gesellschaftsbestimmende Kraft ab. Reiche Unternehmer- und Kaufmannsfamilien prägten den für den bergisch-märkischen Raum typischen Kunststil des sog. Bergischen Barock, einer Mischung barocker und regionaltypischer bodenständiger Stilelemtente.
Es entstanden villen- und schloßartige Stadt- und Landhäuser, deren Salons mit aufwendigen Innenausstattungen und reichhaltigem Inventar wie kostspieligen Musikinstrumenten, repräsentativen Möbeln, Zimmeruhren oder Zinn-, Messing- und Kupfergeschirr und luxuriösem Glas- und Porzellanimport ausgestattet waren. Aus dieser Zeit stammt der Prototyp des mit Steinkohle beheizbaren Sparofens, den der Privatgelehrte udn Pastor Friedrich Christoph Müller aufgrund der allgemeinen Brennstoffverknappung Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte und beschrieb.

Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts stellte der bergisch-märkische Raum aufgrund der intensiven gewerblichen Nutzung und Weiterverarbeitung seiner regionalen Bodenschätze und Rohstoffe sowie des Vertriebs seiner Fertigprodukte eines der ältesten vor- und frühindustriellen Gebiete auf deutschem Boden dar. Im Gegensatz zum bergischen Raum mit seinen freien unternehmerischen Entfaltungsmöglichkeiten wurde die wirtschaftliche Entwicklung des Schwelmer Raumes durch die strikte Reglementierung des preußischen Staates behindert. Erst nach der napoleonischen Zwischenzeit nahm ab 1813 die wiedereingesetzte preußisch-absolutistische Staatsmacht in Anbetracht erheblicher Gebietserweiterungen Abstand von der Bevormundung des Wirtschaftslebens. Schwelm war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben Berlin, Nürnberg und Köln ein Zentrum der Goldwaagenherstellung. Vor diesem Hintergrund wird im Münzkabinett die europäische Monetarwirtschaft von der römischen Zeit bis in die Neuzeit veranschaulicht. Feinmechanisches Können dokumentiert sich in zahlreichen Qualitätsarbeiten des Uhrmacherwesens als ein weiteres regionales Spezialhandwerk.
Die Region zeichnet sich durch reiche Rohstoffvorkommen aus. Im Bereich der Bauerschaft Sprockhövel liegt das älteste, sei dem Mittelalter im Tagebau betriebene Steinkohlenabbaugebiet Deutschlands. Alaunerze, Zinkblende und Eisenvitriol wurden in Schwelm gewonnen. Der im Umfeld der Kalkmulde abgebaute Massenkalk wurde in Kalköfen gebrannt. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es eine ganze Anzahl von Tongruben. Charakterisch für die Region sind Eisenerze. Die frühe Verhüttung erfolgte in sog. Rennfeueröfen. Für die Weiterverarbeitung entwickelten sich später die standorttypischen Waldhütten, Schmieden und HAmmerwerke, die unter effektiver Ausnutzung des Holzreichtums und der zahlreichen Bäche und Flüsse mit der Antriebskraft von Wasserrädern arbeiteten. Der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vermehrte Einsatz von Dampfmaschinen förderte den stetigen Ausbau industrieller Fabrikationsbetrieben. Beachtenswert ist die Sammlung qualitätsvoller Zinnerzeugnisse des 18. und 19. Jahrhudnerts. Importierter wurde das Rohmaterial in Barrenform vornehmlich aus dem Gebiet Cornwalls im Südwesen Englands.
Seit dem Mittelalter war der Flachsanbau in der feuchten Schwelmer Talmulde die Grundlage für dei Herstellung von Textilgebweben aus leienen. Der gesamte Produktionsprozeß fand vom Anbau über die Bleicherei und Färberei bis hin zum fertigen Endprodukt im Rahmen zunehmend spezialisierter Einzelgewerbe am Ursprungsort statt. Die Weberei stellte in den einfachen Haushalten einen wichtigen zusätzlichen Broterwerb dar. In den bescheidenen Wohnstuben standen technisch bereits weiterentwickelte platzsparende Webstühle, an denen die gesamte Familie ganzjährig tätig war.
Eine regionaltypische Besonderheit ist die Bandweberei, deren Produkte neben französischen Schmalgeweben im internationalen Wettbewerb führend wurden. Zu den Attraktionen des Museums zählt die Einrichtung einer Bandweberei mit einem funktionsfähigen Schachtenstuhl und einem Jacquard-Bandwebstuhl, an denen Webvorführungen dargeboten werden.
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erfuhr Schwelm ihre erste große planmäßige Stadterweiterung außerhalb der alten, durch die Stadtmauern festgelegten Stadtgrenzen. Die Zeitspanne zwischen den als Gründerjahre bezeichneten siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 1. Weltkriegs bescherten Schwelm wie vielerorts einen enormen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Es wuchs zu einer bedeutenden Industriestadt heran. Eine Grundvoraussetzung für die Ansiedlung von Industrie war der Bau der Bergisch-Märkischen Eisenbahn in den Jahren 1847 bis 1849, die von Dsseldorf über Elberfeld, Schwelm und Hagen nach Dortmund und Minden führte," stellt sich das Museum in einem Faltblatt selbst vor. Gezeigt werden überwiegend historisches Schriftgut, Möbel, Einrichtungsgegenstände und Bilder. Die Museumspädagogik beschränkt sich zwar auf Vitrinen und Lesetafeln. Dank des historischen Ambientes entwickelt die Ausstellung aber einen passenden Charme. Wer sich für die Geschichte der Region interessiert, soltle durchaus zu dem Museum gehen.

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