Bedburg-Hau
Bedburg-Hau und die Geschichte seiner Ortschaften
Qualburg wurde auf den Fundamenten einer spätrömischen Siedlung gegründet, die auf der hochwasserfreien Geest lag und wohl erst unter Kaiser Julian (335 – 363) nach einem verheerenden Frankeneinfall befestigt wurde. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches fielen die eroberten und verwüsteten römischen Kastelle an die fränkischen Könige. Diese schenkten die Plätze vielfach der Kirche. Der Schutzheilige der Frankenkönige war der heilige Martin (317 – 397), nächst den Aposteln der wichtigste Heilige der fränkischen Kirche. Ihm wurde die Kirche im römischen Kastell von Qualburg geweiht. Mit dem im Jahre 359 genannten „Quadriburgium“ wird allgemein Qualburg identifiziert. Der Name Qualburg reicht somit bis an den Beginn unserer Zeitrechnung heran. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß der Ort damals an einem schiffbaren Seitenarm des Rheines lag. Doch war der Hauptstrom auch in der römischen Zeit jenseits des Erfgen. Die Kirche von Qualburg verbindet die Antike mit der Gegenwart. Unter ihrem Boden liegen mit Sicherheit noch unentdeckte wichtige Zeugnisse zur Geschichte von Qualburg. Seit 2002 besitzt Qualburg ein eigenes Wappen.
Auch der Ortsteil Huisbergen hat eine weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte aufzuweisen. Mönche des im Jahre 661 gestifteten Benediktinerklosters Corbie in der Picardie gründeten eine Niederlassung auf der Huisward = Hausinsel. Die Gründung könnte zu der Zeit erfolgt sein, als Karl der Große die Pfalz im nahen Nimwegen erbaute (774). Sicher war vorgesehen, daß die Niederlassung – wie das Mutterkloster dem hl. Petrus geweiht – an der Sachsenmission mitarbeiten sollte. Huisberden kann auch als Etappe für die Gründung der Abtei Corvey an der Weser im Jahre 822 angesehen werden. Aus dem klösterlichen Gutbezirk entwickelte sich später eine Grundherrschaft der Arbeit Corbie. Der letzte Eigentümer war Otto von Byland. Er verkaufte den Besitz 1395 an den Grafen von Kleve. Bei dem Hof Weyhusen legte Ritter Elbert van Eyl eine Wasserburg an, die er 1341 dem Grafen von Kleve offen zu halten gelobt hat. Von der Burg „Haus Eyl“ – so nach dem Besitzer genannt – sind nur noch die Wälle und Gräben sowie eine Schrifttafel enthalten. An Huisberden ist vor allem seine besondere Umgebung, die Landschaft der Rheinniederung mit den Kolken bemerkenswert.
Der Ortsteil Till, ursprünglich Tille, war mit Gewißheit schon in römischer Zeit besiedelt. Das Tiller Bruch trennt die beiden Bauernschaften Till und Moyland auf natürliche Art und Weise voneinander. Till war zunächst nur eine Bauernschaft unter anderen. Die spätere Amtsverwaltung erhielt den gleichen Namen. Aber hier stand die Pfarrkirche, die dem ganzen Kirchspiel den Namen gab und allmählich die übrigen Namen verdrängte. Die Burg Till lag rund 600 Meter von der Kirche entfernt, was sehr ungewöhnlich war. Es ist allerdings nicht genau nachweisbar, ob diese Burg wirklich die Stammburg jenes Geschlechts gewesen ist, das sich nach Till benannte. Diese Tills lebten bereits als angesehene Mitglieder der Großbürgerschaft in der Stadt Kleve, als die gleichnamige Burg noch nicht bestand. Sicher aber ist ihr Stammhaus der alte Haupthof der Bauernschaft Till gewesen, denn am 4. April 1379 ließ sich Lubbert van Till mit dem Hof ter Weiden belehnen, den vor ihm Arnt Snoick von den Grafen von Kleve zu Lehen erhalten hatte. Schon bald danach muß Lubbert die Burg erbaut haben, denn schon am 19. Dezember 1382 gibt der Graf seiner Frau das Recht des lebenslangen Nießbrauchs „aen den hues toe Tille geheiten op der Weiden ende aen der meer daerbif vlietende“.
Die Bauernschaft Moyland hatte bereits seit dem Jahre 1469 eine eigene Kapelle, die den Heiligen Antonius und Sebastian geweiht war. Weltliche Patrone waren die Besitzer der Burg Moyland als Grundherren. Als Alexander van Spaen, ein überzeugter Kalvinist, im Jahre 1662 Moyland erwarb, gab es Schwierigkeiten mit dem katholischen Pfarrer von Till, weshalb er 1683 eine neu geweihte Kirche errichten ließ. Die Antoniuskapelle verfiel und wurde im Jahre 1706 abgerissen. Am 31. März 1307 nahm Jakob van den Eger den Hof Moyland mit einer dabei gelegten Befestigung vom Grafen von Kleve schatz- und zinsfrei in Erbpacht. Damals pflegten sie die Bewohner der Burgen nach ihrem Wohnsitz zu benennen, und so kommt es, daß Jakob van den Eger hin und wieder auch Jakob van den Moyland heißt. Von 1695 bis 1767 gehörte das Schloß dem Kurfürsten von Brandenburg und späteren Königen von Preußen. Es wurde zum bevorzugten rheinischen Landsitz der preußischen Königsfamilie ausgestattet und erfuhr schließlich einen Umbau im Stil der Tudor-Gotik. Im Jahre 1740 begegneten sich hier der junge Preußenkönig Friedrich II und der französische Philosoph Voltaire. 1945 wurde Moyland beim Einmarsch der Alliierten hart umkämpft und zerstört. Die Ruine des historischen Gebäudes, das einst durch seine Gemäldesammlung von Niederländern des 17. Jahrhunderts berühmt war, blieb viele Jahre nach Kriegsende herrenlos und schutzlos dem weiteren Verfall durch Witterungen und Plünderungen ausgeliefert. Mit Hilfe der Landesregierung, des Kreises Kleve und der Gemeinde Bedburg – Hau wurde das Schloß wieder aufgebaut und am 25. Mai 1997 als Museum für moderne Kunst eröffnet.
Als Gründungsjahr des Ortes Louisendorf kann der Tag des Erlasses der Königlichen Kabinetts-Ordre vom 30. September 1820 über die Genehmigung der Anlage Louisendorf im Kalkarer Wald oder Eichenwald angesehen werden. Von 1820 bis 1823 rodeten Pfälzer Bauern den Wald. Die entstandene Kolonie benannten sie nach der preußischen Königin Luise (1776 – 1810).
Die Väter und Großväter der pfälzischen Kolonisten Louisendorfs – neben dies gab es auch noch eine ganze Anzahl von Kolonisten, die dem niederrheinischen Raum entstammten – waren schon bis zu achtzig Jahre vor dem preußischen Erlaß von 1820 an den Niederrhein gekommen. Mit den ersten zehn Familien, die nach dem mißglückten Versuch, nach Amerika zu gelangen, im Jahre 1741 sich schließlich auf der Gocher Heide niederlassen konnten, begann ein langer geschichtsträchtiger Weg, der auch mit der Errichtung des Dorfes Louisendorf noch nicht sein Ende gefunden hatte. Das auf der Gocher Heide entstandene Pfalzdorf wurde bis etwa 1770 vollendet: Der Kalkarer Wald war vor der Gründung Louisendorfs ein „zu den Staatsdomänen gehörender Waldgrund“: Bei der Forstverwaltung hatte er den Namen „Eichenwald“. Im Jahre 1817 gehörte er zum Forstrevier Monreberg.. Der Eichenwald war eine Unterförsterei, die im Jahre 1817 einen größeren Umfang als die heutige Ausdehnung von Louisendorf hatte. Es lag nahe, daß Bestrebungen im Gange waren, den Eichenwald als Vergrößerung und Ausweitungsmöglichkeit Pfalzdorfs und seiner in beengten Verhältnissen lebenden Einwohner zu erhalten. Hier machte sich besonders der Pfalzdorfer Pfarrer Johann Friedrich Neuhaus zum Sprecher der pfälzischen und sonstigen Bewohner und hat so wesentlich an der Gründung Louisendorfs beigetragen. Pfarrer Neuhaus trug bei seinen Eingaben an die Regierungen in Kleve und Berlin im Jahre 1819 auch den Wunsch vor, zur Ehrung an der im Jahre 1810 gestorbenen Königin Louise von Preußen „dem verödeten Calcarer-Waldstriche eine ehrenvoll und ersprießliche Gestalt“ abzugewinnen und die neue Gründung nach ihrem Namen zu benennen, um ihr dadurch ein bleibendes Denkmal zu setzen. Vierzig Jahre später – also 1860 – erhielt die 1820 gegründete Kolonie Louisendorf eine eigene Kirche. Sie stellt für den Ortsteil Louisendorf zusammen mit dem rhombusartig angeordneten Vorplatz eine Sehenswürdigkeit dar. Die durch den Heimatforscher Jakob Imig dokumentierte Geschichte der Pfälzersiedlung ist seit 2005 im Jakob-Imig-Archiv für die Öffentlichkeit zugänglich.
Von den großen Landwehren, die Graf Adolf II um 1400 anlegen ließ, ging die eine am Fuß der Höhe entlang vom Papenberg zum Monterberg; die andere erklomm beim Papenberg die Höhe und sicherte die Straße nach Uedem gegen Überfälle von der Gocher Heide her. Wo wichtige Straßen die Landwehr kreuzten, wurden bewachte Schlagbäume aufgestellt.
Solche Bäume waren der Tönisbaum am Straßenkreuz von Berg und Tal, so auch der „Schneppenbaum“ an der Stelle, wo die Straße von Goch nach Emmerich die Landwehr querte. Der erste hatte seinen Namen von hl. Antonius, dem Patron der Kirche auf dem Hau; der andere hieß nach dem Bauern Derik Sneppe, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts in der Nähe des Schlagbaumes wohnte. Natürlich gab es im Zuge der großen Landwehr, die sich bis nach Kalbeck erstreckte, noch andere Bäume, von denen es noch ein zweiter, nämlich der Halvenboom an der Straße von Goch nach Kalkar, wenigstens zeitweise zum Siedlungsnamen brachte.
Der Punkt Bedburg „ad punctum Bedeburgiensies“ - bei den älteren Leuten als eine Gastwirtschaft „Pünt“ bekannt – gegenüber der heutigen Gaststätte „zur Post“, war der Schnittpunkt mehrerer Straßenführungen. Hier steht auch auf einem römischen Gräberfeld (150 - 350) die heutige St. Markus – Pfarrkirche. Das Kloster – eine Stiftung des Grafen Arnold I von Kleve – wurde 1124 durch den Prämonstatenser Norbert von Xanten gegründet. Später schloß sich ein Frauenkonvent an, der nach der Umwandlung in ein Damenstift im Jahre 1604 nach Kleve übersiedelte. Im Zuge der Säkularisierung der Kirchengüter wurde im Jahre 1802 das Stift aufgehoben und die ehemaligen Klostergebäude sowie ein Teil der Kirche abgebrochen. Das restliche Kirchengebäude hatte 1804 die Funktion als Pfarrkirche mit dem Evangelisten Markus als Patron. Kern der heutigen Anlage – um 1900 wiederhergestellt – ist die auf Tuffstein unmittelbar nach 1124 erbaute kreuzförmige Klosterkirche im romanischen Stil mit einem gotischen Chor sowie einem mächtigen Turm auf der Vierung.
Auf dem Siedlungsland des heutigen Ortsteils Hasselt soll zumindest bis in das 8. Jahrhundert hinein Haselgebüsch gestanden haben. Dieser Buschname lebt in der ganzen Bauernschaft fort. Der Haupthof der Siedlung hieß lediglich „op gen Haef“ (op den Hoff), später verdoppelt Haefsenhof, heute – ganz mißverstanden – Hasenhof. Ein altes Abspliß des Haupthofes ist der „Hoff opper Geest“, heute Gestenhof. Urkundlich kommt die dem heiligen Stephan geweihte Hasselter Kapelle bereits im 13. Jahrhundert vor, denn schon im Jahre 1251 hatten die Liegenschaften um Hasselt einen eigenen Vikar.
Nach 1631 kommt die Hasselter Kapelle in den Besitz der Reformierten, bis sie durch den Religionsvergleich von 1672 wieder den Katholiken zuerkannt wird. Eine besondere Sehenswürdigkeit stellt das Haus Rosendal dar. Das adelige Haus ging aus einem kurz vor 1433 erbauten steinernen Bergfried hervor. Der letzte Umbau an dem Haus erfolgte 1797. Der Klever Herzog Johann III (1521 - 1539) befreite das Gut Rosendal im Clevischen Walde von Diensten und Steuern. Dieses Privileg erhält der damalige Besitzer von Rosendal, Luef von Oserwyck, als langjähriger Vorsteher der klevischen Rechenkammer. Am 5. März 1706 erwirbt der damalige Oberstleutnant Konrad Wilhelm von der Mosel (1664 – 1733) das Gut Rosendal von der Familie Osterwyck für 12.000 Taler. Rosendal diente der Familie von der Mosel – seit 1200 im Dorf Mosel im südlichen Sachsen ansässig – vermutlich vorwiegend als Sommerwohnung. Das Haus Rosendal ist einer der wenigen gut erhaltenen Herrensitze aus der Zeit der Klever Herzöge und hat wesentlich zur Entwicklung von Hasselt beigetragen. Heute befinden sich im Hauptgebäude Wohnungen, während der Gutshof mit den landwirtschaftlichen Flächen von der Familie von der Mosel genutzt wird.
Das Gebiet des heutigen Ortsteiles Hau hat früher zweifelsohne zum Reichswald gehört. Man vermutet den Beginn der Rodung und die Entstehung von Hau um 1150 bis 1200. Bei ihrem Hofe op gen Houwe, d. i. auf dem Hau, erbaute Gräfin Margaretha von Kleve eine Kirche, die am 27. Juni 1378 dem heiligen Antonius geweiht wurde. Am 5. Februar 1404 stiftete die Witwe des 1394 verstorbenen Grafen Adolf I eine Antoniusvikarie. Ihr Sohn, Adolf II, ließ sich am 29. September 1420 von dem Vikar Henrik Nijenhuis die Vikarie abtreten. Der Graf, 1417 durch den Kaiser in den Herzogenstand erhoben, traf damals mancherlei Anstalten, um seiner neuen Würden rechten Glanz zu verleihen. So gründete er auf der Graveinsel im Rhein vor Wesel das erste klevische Karthäuserkloster. Und nun wollte er bei der Antoniuskirche auf dem Hau eine Präzeptorei des Antoniusordens stiften. Niederlassungen dieses Ordens waren sehr selten, obwohl jede Präzeptorei nur vier Priester zählte. Die nächstgelegenen Häuser waren die zu Köln und Maastricht. Zunächst übertrug der Herzog die freigewordenen Vikarie einem französischen Ordensmann, Jakob von Luyon. Die Stiftung der Präzeptorei geschah am 23. April 1345; am 23. Dezember 1441 war die Stiftung vollendet.
Die Kirche war nicht nur Mittelpunkt einer weit verbreiteten Antoniusverehrung, getragen von den Antonitern, die ihre Antoniusreliquien rheinabwärts bis nach Friesland trugen. Sie war auch die Ordenballel des von Herzog Adolf gegründeten Ritterordens vom heiligen Antonius. Dieser Orden, der das Erbe eines älteren hennegäuischen Ordens angetreten hatte, sammelte seine Mitglieder vom Oberrhein bis nach Dänemark. Totenschilde bewahrten das Andenken der Toten in der Kirche auf dem Hau. Der Ritteroden überlebte nicht das sterbende Rittertum. Die Präzeptorei wurde bereits am 23. Dezember 1549 aufgehoben, die Kirche dem Kollegialstift von Kleve unterstellt. Der verwahrloste Bau wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts restauriert. Damals verschwand, was noch von der alten Ausstattung übrig war, so die auf Goldgrund gemalte Tafel des Hochaltars. Am 5. Juli 1861 wurde die Bauernschaft aus dem Verband des Kirchspiels Kleve gelöst und zur selbständigen Pfarre erhoben. Das im Ortsteil Hau zu Berg und Tal befindliche Grabmal des Fürsten Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604 – 1679) nimmt einen in der europäischen Kulturgeschichte einmaligen Platz ein.
Sie haben es bestimmt gemerkt, liebe Leser: Dieser Text ist nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen. Er stammt aus der „Bürger- und Gästeinformationen 2007 / 2008“ der Gemeinde.
Ich selbst bin schon einmal im Schloß Moyland gewesen. Dies ist aber auch schon ein paar Jahre her, so daß die Erinnerung daran mehr und mehr verblaßt. Soweit ich mich erinnere, bin ich aber auch schon mal in Bedburg-Hau selbst gewesen. Die Erinnerung daran ist aber noch blasser als die Erinnerung an Schloß Moyland. Was sicherlich auch daran liegt, daß – zumindest in meiner subjektiven Erinnerung – Bedburg-Hau keinen historisch gewachsenen, vernünftigen Ortskern hat.
Ich habe noch mal im Stadtplan von Bedburg-Hau nachgesehen, um nicht im Nachhinein Unsinn zu erzählen. Ich bin wohl im Bahnhof Bedburg-Hau ausgestiegen. Ansatzweise kann ich mich noch an die Rheinischen Landeskliniken erinnern. Oft genug machen eine Fußgängerzone mit verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten das Zentrum, den Ortsmittelpunkt aus. In Bedburg-Hau suchte ich dies vergeblich. Ob in meinem Leben noch mal zum Schloß Moyland mit seiner Kunstausstellung fahren werden, kann ich heute noch nicht sagen. Bedburg-Hau werde ich jedenfalls nicht noch einmal besuchen. Ich werde den Ort lediglich dazu nutzen, um dort ein paar harmlos – nette Geschichten anzusiedeln. Dafür ist der Ort jedenfalls gut genug.
(im Befehlston) Ernst-August.
(schüchtern und zitternd) Ja, Erna, mein Engel?
(streng) Wo kommst du gerade her, Ernst-August?
(unterwürfig) Aus dem Stadtarchiv, meine Teuerste.
(Erna schaut ihrem Gatten durch das Haar, zieht ihm ein paar Spinnweben aus dem Haar, dann wieder streng) Warum? Was hast du da gemacht?
(kriecherisch) Ich helfe unserem Sohn Siegmund doch bei seinem Geschichtsreferat. Er soll doch die Geschichte der Bedburg-Hauer Ortsteile vorstellen.
(barsch) Und was kommst du erst jetzt nach Hause? Du weißt doch, daß es gleich Abendessen gibt!!
(winselnd) Aber Erna! Schau doch mal, wie viele Unterlagen ich kopiert und mitgebracht habe.
(brüllend) Siegmund. Komm sofort her! Sieh mal die Unterlagen durch, die dein Vater aus dem Archiv mitgebracht hat. Wenn du sie gebrauchen kannst, schreibst du heute abend sofort das Referat.
(zwei Tage später im Geschichtsunterricht)
...und das war mein Geschichtsreferat. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.
Sag mal, Siegmund..
Ja, Herr Lehrer?
Stammt das wirklich alles aus deiner eigenen Feder?
Ja, natürlich, Herr Lehrer. Warum fragen Sie?
Ich bin gestern nämlich im Gemeindearchiv gewesen. Ich bin dort deinem Vater begegnet. Der hat dir nicht beim Schreiben geholfen?
Nein, auf gar keinen Fall, Herr Lehrer.
Schönen Gruß an deinen Papa. Er soll doch mal Montagvormittag zu mir ins Lehrerzimmer kommen. Ich würde gerne mal ein Wörtchen mit ihm reden.
(zu Hause, am selben Tag nachmittags, ein sehr, sehr wütender Sohn) Papa! Kommt sofort her! Dein Geschichtsaufsatz war zu gut. Du sollst am Montag morgens zum Geschichtslehrer kommen.
(am Montagmorgen beim Geschichtslehrer) Herr Müller! Ich bin verärgert über das Referat Ihres Sohnes. Es war viel zu gut. Geben Sie ihm das nächste Mal eine Chance und lassen ihn das Referat selbst schreiben.
(verlegen) Aber meine Frau...
(streng) Ihre Frau und Sie brauchen dort gar kein Zeugnis mehr. Sie haben doch schon sehr gute Noten in Geschichte.
„Sie ist die älteste Gerichtslinde im Kleverland und wurde 1378 gepflanzt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erhielt Hau, das gemeinsam mit Materborn und Reesput eine Gerichtsbank bildete, ein eigenes Schöffengericht. Die Antoniuskapelle war nicht nur kirchlicher, sondern auch bald der weltliche Versammlungsort dieser Rodungssiedlung. Das bezeugt die über 600 Jahre alte Linde, die noch heute vor der alten St. Antonius-Kirche im Ortsteil Hau steht. Unter dieser Gerichtslinde erfolgte damals unter freiem Himmel der Rechtsspruch. Im Laufe der Jahre erreichte der Baum eine Höhe von 9,50 Meter und einen Umfang von 5,20 Meter,“ berichtet die Stadtwerbung.
Der Garten Imig-Gerold war ursprünglich ein Bauerngarten inmitten des landwirtschaftlichen Anwesens. Fast 2.000 Quadratmeter groß ist die Fläche, die mit üppigen Stauden und Gemüsebeeten ein besonderes Merkmal der beschaulichen Anlage ist. Dem Anbau und der Pflege historischer Rosen widmet Frau Imig ihre besondere Aufmerksamkeit. Über 100 historische Rosen, die so schön duften wie sie aussehen, sind der Stolz von Elisabeth Imig. Ihre Tochter Silke Imig-Gerold unterstützt ihre Mutter bei der Gartenarbeit, bringt neue Gestaltungsideen ein und betreut die vielen fragenden Besucher. Die Zeitschrift Wohnen und Garten hat in der Ausgabe 2007 eine Reportage aus dem Sommergarten der Familie Imig / Gerold veröffentlicht.
Die Vielzahl immer blühender Stauden versetzen den Betrachter ins Staunen. Blumen und Sträucher sind nach dem Zeitpunkt ihrer Farbe und Blüte so gruppiert, daß die Anlage jeden Monat ein anderes Gesicht und damit eine andere Atmosphäre erhält. Ein kleiner Teich, verschiedene Sitzgruppen geben dem Garten den besonderen Flair. Der üppige Bauerngarten mit Kartoffeln, Salat, verschiedenen Kohlsorten, Radieschen, Stangenbohnen, Erdbeeren und vielem mehr macht Appetit auf „alles frisch vom Garten auf den Tisch“. Die Gartenarbeit ist für Mutter und Tochter keine Last, sondern Lust. Ein frischer und farbenfroher Blumenstrauß steht immer im Wohnraum, denn in der Fülle des Gartens fällt der Verlust nicht auf. Eine mediterrane Ecke bietet Platz für eine besinnliche Zeit mit einem Buch und/oder mit einem guten Glas Rotwein, alleine oder mit der lieben Familie.
„Im Namen des Volkes...“
Mit dieser Formel beginnt jedes meiner Urteile. Morgen ist wieder Gerichtstag. Da muß ich mir wieder Nachbarschaftsstreitigkeiten, Mahnverfahren, Verbraucherangelegenheiten und andere Bagatellen antun. Wahrscheinlich kommt auch Otto Witzitzky wieder. Der legt sich doch mit jedem an. (Seufzer) (großer Seufzer) (ganz großer Seufzer)
(Gerichtslinde, ganz in Gedanken)
Dieser Richter ist einfach unmöglich. Warum zieht er diesen Prozeßhandel Otto Witzitzky nicht mal aus dem Verkehr? Ich glaube, ich werde da mal einschreiten müssen.
(Bedburger Bote, drei Tage später)
Ein salomonisches Urteil hat jetzt die Gerichtslinde gefällt. Sie verwandelte Otto Witzitzky in einen Baum, der auch seine Gesichtszüge trägt. Dieser notorische Querland und Quertreiber wird jetzt endlich Ruhe geben.
Die Grundlage der Kulturroute Via Romana ist die antike Limesstraße der Römer, die als Heeresstraße wie auch Handelsroute römische Siedlungen und Kastelle miteinander verband. Die Besucher lernen die Überreste der römischen Kultur kennen.
Die Via Romana verbindet die beiden (damals) bedeutendsten niederrheinischen Römersiedlungen Ulpia Noviomagus Batavorum, das heutige Nimwegen, und die Colonia Ulpia Traiana bei Xanten. Beide erhielten im Jahre 100 nach Christus die Stadtrechte. Im späten 5. Jahrhundert ging das Weströmische Reich seinem Ende entgegen; damit einher ging ein Bedeutungsverlust der beiden Städte. Trotzdem behielt die Limesstraße ihren Rang als wichtige Fernhandelsstraße zwischen Köln und den Niederlanden. So konnten die Städte im Mittelalter ihren Wohlstand bewahren.
Die Via Romana ist heute rund 260 km lang. Schlösser gibt es genauso zu sehen wie Kirchen, Gärten und Museen.
Fahrradfahren ist anstrengend. Insbesondere dann, wenn man Gepäck mitführt. Immer geht man verloren, weil man zurückbleibt. Manchmal regnet es. Fahrradfahrer haben viele Blasen. Manchmal sind auch Autofahrer unhöflich. Aber ich habe da so eine Idee.
(Bedburg – Hauer Touristen Bote)
Eine neue Attraktion bietet die Via Romana in diesem Jahr. Auf holländischer Seite kann man jetzt auf Elefantenrücken reiten. Auf niederrheinisch-deutscher Seite stehen Wüstenschiffe bereit. „Ich habe in jungen Jahren die Via Romana oft mit dem Fahrrad bereist. Dementsprechend weh tat mir hinterher das Gesäß,“ berichtet Jan Willem van Ooyen, der diesen neuen Reiseservice anbietet. „Störend sind nur die Fahrradfahrer. Sind die Elefanten und Kamele erst einmal in Schwung gekommen, sind sie schneller als die Fahrradfahrer. Die Pedalentreter müssen dann aufpassen, daß sie nicht über den Haufen gerannt werden....“
Die Stiftung Museum Schloß Moyland wurde im Juli 1990 gegründet. Die Familie von Steengracht brachte das Schloß in die Stiftung ein. Das Land Nordrhein-Westfalen legte die finanzielle Basis für den Wiederaufbau und den Museumsbetrieb. Die Brüder Franz Joseph und Hans van der Grinten brachten ihre Kunstsammlung in die Stiftung ein. So konnte das denkmalgeschützte Schloß Moyland restauriert und um einen Garten als Museum für moderne Kunst ergänzt werden. Das Museum Schloß Moyland wurde dann im Mai 1997 eröffnet.
Die Sammlung der Brüder van der Grinten umfaßt die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Alle Bereiche der bildenden und angewandten Kunst sind hier vertreten. Der weltweit größte Bestand an Werken von Joseph Beuys ist hier vertreten. Das Joseph Beuys Archiv, Institut an der Kunstakademie Düsseldorf, ist im Schloß Moyland angesiedelt. 6.000 Werke der Skulptur, Plastik, Malerei, Druckgraphik, Zeichnung, Kunsthandwerk, Fotographie und Objektkunst gehören zur Sammlung
Schloß Moyland zählt zu den wichtigsten neugotischen Schlössern in Nordrhein-Westfalen. Nikolas Johann von Steengracht erteilte 1854 dem Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner den Auftrag, das bereits bestehende Schloß umzubauen.
Zwirner ummantelte den alten Schloßbau mit einer zweiten Mauerschicht im damals zeitgemäßen neugotischen Stil, die dem Schloß sein bis heute unverkennbares Aussehen verlieh. Gleichzeitig mit dem Umbau des Schlosses ließ die Familie von Steengracht um das Schloß einen Garten im sogenannten „Gemischten Styl“ anlegen und schuf so ein Gesamtkunstwerk von kunst- und kulturgeschichtlichem Rand, wie ein Faltblatt berichtet.
Endes des Zweiten Weltkrieges wurde Schloß Moyland stark beschädigt und war danach jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben. Erst 1987 begann man mit Entschüttungs- und Sicherungsarbeiten als ersten Schritt zur Wiederherstellung der historischen Schloß- und Gartenanlage.
Gibt es ein Museum für Geister und Gespenster? Nein, behaupten Sie. Das könne es nicht geben? Schließlich seien Geister und Gespenster unsichtbar und nur an ihren Folgen (klappernde Zähne, schlagende Türen, heulender Durchzug) erkennbar? Stimmt alles.
Daher ist mein Museum ja auch was Besonderes! Sehen Sie die klappernden Zähne da drüben in der Schale? Ihr Besitzer hat ein Gespenst gesehen. Da drüben ist eine Nachtmütze. Sie ist von vielen Haaren durchbohrt. Diese Haare standen einem Mann zu `Berge, der voller Panik einen Geist sah. Und diese zersplitterte Brille trug jemand in einer Geisterbahn. Diese Brille erschreckt sich dort „fast zu Tode“.
(Bedburg – Hauer Bote)
Als Fälschung entpuppte sich inzwischen das Geister-Museum. „Ja, es stimmt: Viele Exponate stammen aus einem Scherzartikelladen,“ berichtet Baronin Josefine Tillich – von Tylly. Sie nannte auch einen Grund für das neue Museum: „Es ist so langweilig hier auf dem platten Lande. Da sehe ich doch heute schon, ob morgen die Schwiegermuttern kommt. Da braucht die Landbevölkerung Abwechslung.“
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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