Anfrage zum ökologischen Fußabdruck
Wie schaffen wir es, ein Düsseldorf mitzugestalten, in dem wir gut und gerne leben?
„Zur Erforschung der Stadt Düsseldorf als Ökosystem mit den Ansätzen und Methoden der Synökologie und Ökosystemforschung, insbesondere im Rahmen der Ökosystemforschung und der Ermittlung der Energie- und Stoffflüsse stellten wir in der Sitzung des Ausschusses für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement und Bevölkerungsschutz eine Anfrage, die der zuständige Beigeordnete Jochen Kral wie folgt beantwortete, „ erklärt Torsten Lemmer, Ratsherr und Geschäftsführer der Ratsgruppe Tierschutz / FREIE WÄHLER:
Im Sinne einer modelltheoretischen Systemforschung lässt sich die Stadt als Forschungsgegenstand aus unterschiedlichen Systemperspektiven betrachten. Als zentrale Lebensräume unserer Gesellschaft setzen sich Städte aus zahlreichen Subsystemen zusammen, wie z.B. Siedlungs- und Landschaftsräumen, Produktions-, Logistik-, Handels- und Dienstleistungsstandorten, technischen und sozialen Infrastrukturen sowie sozialen, ökonomischen und eigentumsrechtlichen Strukturen.
Seit den 1960er Jahren entstanden verschiedene soziotechnische Systemansätze, um die Komplexität urbaner Systeme zu analysieren und zu erklären. Dazu gehörten auch unter anderem Energie- und Stoffflussbetrachtungen für die Stadt Brüssel (vgl. Duvigneaud und Denayer-De Smet) oder in den 1990er Jahren vergleichbare Forschungsansätze für die Stadt Wien (vgl. Dörflinger, Punz, Maier, Hietz). Derartige Fragestellungen setzen umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen voraus. Mit der Resilienzforschung beginnt sich aktuell ein weiteres Feld im Bereich der Systemforschung zu etablieren.
Für die Landeshauptstadt Düsseldorf liegt eine solche umfassende wissenschaftliche Untersuchung zu Energie- und Stoffflussbetrachtungen nicht vor.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf bilanziert seit 1987 den in der Kommune anfallenden Energieverbrauch sowie die daraus resultierenden CO2-Emissionen. Gemäß dem Beschluss des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf 01/227/2019 (Climate Emergency) aus dem Jahr 2019 sollen die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2035 auf 2 Tonnen pro Kopf und Jahr reduziert werden. Über den aktuellen Stand der Energie- und CO2-Bilanz wird zu jeder Fortschreibung (derzeit alle zwei Jahre) im Ausschuss für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz sowie über Pressemeldungen und die städtische Homepage informiert. Mittels zahlreicher Aktionen und Kampagnen werden Bewohnerinnen und Bewohner,' Unternehmen und Besucherinnen und Besucher fortlaufend zu klimafreundlichem Verhalten motiviert. Dazu zählen Klimakampagnen („Mach's! Für dich und Düsseldorf") und Aktionen wie Stadtradeln und die Mobilitätschallenge, aber auch Förderprogramme, wie beispielsweise „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf", die Lastenradförderung oder „Essbare Stadt". Zu den Angeboten für Unternehmen zählt beispielsweise der Düsseldorfer Klimapakt, Ökoprofit oder die Mobilitätspartnerschaft. Informationen zum Thema energiesparendes und klimafreundliches Verhalten werden darüber hinaus über die städtische Homepage, Pressemeldungen und Social Media zur Verfügung gestellt. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert. Die Internetseite der Stadt Düsseldorf zum Thema Nachhaltigkeit unter www.duesseldorf.de/nachhaltigkeit informiert zu vielfältigen Zielen der Nachhaltigkeit und gibt Informationen für eigenes Handeln. Von dort aus sind viele weitere Webseiten verlinkt, die vielfältige Informationen, Angebote und Möglichkeiten aufzeigen z. B. die MitMachKarte für die Zivilgesellschaft. Hierbei handelt es sich um eine Übersicht Düsseldorfer Initiativen. Zudem sind hier ein Kalender mit Veranstaltungen, Terminen und digitalen Formaten (alles sortiert nach Datum und fortlaufend aktualisiert) sowie Hinweise zur nachhaltigen Gestaltung von Veranstaltungen zu finden.“
Torsten Lemmer: „Wir danken der Fachverwaltung, dass sie dieses Thema ernst nimmt. Für Deutschland ist bekannt, dass für jede Person rund 1,7 globale Hektar zur Verfügung stehen, jedoch 5,0 in Anspruch genommen werden. Das bedeutet, dass wir hier rund dreimal verbrauchen und auf Kosten derer leben, die deutlich weniger gebrauchen, wie beispielsweise die Menschen in Eritrea (0,51), Haiti (0,61) und Burundi (0,63). Im weltweiten Durchschnitt verbraucht jede Person 2,87 globale Hektar, in Europa durchschnittlich 4,87 gha.
Angesichts dieser Zahlen müssen wir überlegen, ob wir so weiter machen können, weiter machen wollen. Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern und Enkelkindern? Dürfen wir weiter auf Kosten von Menschen in anderen Ländern leben? Die Diskussion zum ökologischen Fußabdruck wird auch in der Ratsgruppe Tierschutz / FREIE WÄHLER geführt. Wie schaffen wir es, ein Düsseldorf mitzugestalten, in dem wir gut und gerne leben?“
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