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Nobelpreis für Armutsforscher

  • Vor allem in Afrika wird die Bevölkerungszahl in den kommenden Jahrzehnten dramatisch ansteigen.
  • Foto: © RobertoVi / pixabay.com / TRD Wirtschaft und Soziales
  • hochgeladen von Heinz Stanelle

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(TRD/WID) Die Ökonomen Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer wurden von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften für ihren „experimentellen Ansatz zur Linderung globaler Armut“ ausgezeichnet.

Nun erklärt Prof. Dr. Hendrik Schmitz, Wirtschaftswissenschaftler der Universität Paderborn, die Forschungsarbeit der Preisträger und erläutert ihre Relevanz für unsere Gesellschaft.

Die mit dem Alfred Nobel gewidmeten Gedächtnispreis ausgezeichneten Ökonomen untersuchen Armut vor allem in Entwicklungsländern. Hier wird in der Regel nicht – wie etwa in Deutschland – der relative, sondern der absolute Armutsbegriff angewendet. Arm ist laut derzeitiger Definition der Weltbank demnach, wer mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen muss. „Die ausgezeichneten Forscher befassen sich verstärkt mit Regionen der Welt, in denen die Ärmsten der Armen leben und legen hierzu eine Armutsgrenze von 99 US-Cent an“, berichtet Schmitz.

Aber weder bei absoluter noch bei relativer Armut gebe es allgemeingültige Grenzen. „Verschiedene Interessengruppen legen verschiedene Kriterien an, je nachdem ob eine höhere oder niedrigere Armutsquote erwünscht ist“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Für die Forschung der Nobelpreisträger sei die Definition der Armutsgrenze allerdings nicht zentral.

Die drei Ökonomen hätten den Nobelpreis vor allem auch für die Etablierung ihrer Forschungsmethode in den Wirtschaftswissenschaften erhalten: den „Feldexperimenten“. Mit dieser Methode könne man rigoros untersuchen, welche Maßnahmen zur Armutsreduktion funktionieren und vor allem auch, welche nicht.

Um zum Beispiel zu testen, welche Maßnahmen für eine bessere Bildung von Kindern sorgen, probieren sie diese einzeln aus. „Sie teilen Schüler nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe erhält zum Beispiel regelmäßige Gesundheitsvorsorge, etwa Wurmkuren, die andere nicht.“ Dann würden beide Gruppen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Schmitz: „In der Gruppe mit besserer Gesundheitsversorgung bleiben die Kinder deutlich seltener dem Unterricht fern und erzielen bessere Ergebnisse.“

Die Forscher würden so auch viele andere Maßnahmen ausprobieren, etwa das Verteilen von Schulbüchern, die Verkleinerung von Schulklassen oder die Errichtung von Computerräumen, die sich allerdings als deutlich weniger wirksam erwiesen hätten. „Von vielen Maßnahmen, bei denen man annehmen könnte, dass sie alle funktionieren, bleiben nur wenige übrig, bei denen es tatsächlich bewiesen werden kann“, stellt Schmitz klar.

Armutsforschung hat in der Volkswirtschaftslehre lange ein Schattendasein gefristet. „Dies hat sich grundlegend geändert“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. „Die hohe wissenschaftliche Relevanz zeigt sich natürlich daran, dass der Wirtschaftsnobelpreis an drei Armutsforscher vergeben wurde und damit nicht nur die Forscher, sondern auch das Forschungsfeld geadelt wurden.“

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1 Kommentar

Die Vergabe des diesjährigen Nobelpreises in den Wirtschaftswissenschaften - übrigens kein "echter Nobelpreis" sondern der „Preis der Schwedischen Reichsbank in Wirtschaftswissenschaft zur Erinnerung an Alfred Nobel“ sehr erhellend hierzu ein Ausschnitt aus der Polit Satiresendung "Die Anstalt" des ZDF, die am 7. November ausgestrahlt wurde) - wird in den bundesdeutschen Leitmedien unkritisch und unreflektiert wiedergekäut.

Das Auswahlkomitee für den Preis ist seinem Faible für neoliberale, Chicago-Style Ökonomik treu geblieben. Eine ausführliche Kritik an den "Poor Economics" und der von ihnen favorisierten RCTs (randomisierten Kontrollversuchen) findet sich auf dem Blog des Wirtschaftsjournalisten Norbert Häring (hier lesen)

Heiner Flassbeck, ehemals Chef-Volkswirt (Chief of Macroeconomics and Development) bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung (UNCTAD), kritisiert, "dass die Konzepte der drei neuen Nobelpreisträger den Menschen in den meisten Entwicklungsländern keine Perspektive für eine Verbesserung der Lebensumstände zu bieten haben, sie seien genau das Gegenteil dessen, was notwendig und sinnvoll ist. Nicht Mikroökonomie ist gefragt, sondern Makroökonomie. Die „Poor Economics“ sind wirklich poor economics".

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